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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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gehört. Ich bin Stapleton von Merripit House.«
    »Das hätten mir schon Ihr Netz und die Botanisierbüchse sagen können«, antwortete ich, »denn ich wusste bereits, dass Mr Stapleton Naturforscher ist. Aber wie kommt es, dass Sie mich kannten?«
    »Ich hatte bei Mortimer vorgesprochen, und er zeigte Sie mir vom Fenster aus, als Sie vorbeigingen. Da wir denselben Weg haben, dachte ich, ich könnte Sie einholen und mich Ihnen selbst vorstellen. Ich nehme an, dass Sir Henry seine Reise gut bekommen ist?«
    »Er ist ganz gesund, danke.«
    »Wir befürchteten eigentlich alle, dass nach Sir Charles’ traurigem Ende der neue Baronet vielleicht nicht hier würde wohnen wollen. Es ist von einem reichen Mann viel verlangt, in eine solche Gegend zu ziehen und sich lebendig zu begraben. Aber ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass für die Gegend sehr viel darauf ankommt. Sir Henry hegt doch wohl keine abergläubischen Befürchtungen?«
    »Das halte ich nicht für wahrscheinlich.«
    »Natürlich kennen Sie die Sage von dem Höllenhund, der das Geschlecht verfolgt?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Es geht über alle Begriffe, was für ein leichtgläubiges Volk die Bauern hier herum sind! Vom Ersten bis zum Letzten sind sie bereit, zu schwören, sie hätten solch ein Geschöpf auf dem Moor gesehen.« Er sagte dies mit einem Lächeln, ich glaubte indessen seinen Augen anzusehen, dass er die Sache ernster auffasste. »Die Geschichte beschäftigte Sir Charles’ Gedanken in hohem Maße und ich zweifle nicht, dass sie die Ursache seines tragischen Endes wurde.«
    »Aber wieso denn?«
    »Seine Nerven waren so zerrüttet, dass der Anblick irgendeines Hundes wohl eine tödliche Wirkung haben konnte. Meiner Meinung nach hat der herzkranke Baronet in jener letzten Nacht wirklich etwas Derartiges in der Taxusallee gesehen. Ich fürchtete schon längst, ihm möchte irgendein Unglücksfall zustoßen, denn ich hatte den alten Herrn sehr gern und ich wusste, dass sein Herz schwach war.«
    »Woher wussten Sie das?«
    »Mein Freund Mortimer erzählte es mir.«
    »Sie glauben also, irgendein Hund verfolgte Sir Charles und er starb aus Angst vor dem Tier?«
    »Wissen Sie eine bessere Erklärung?«
    »Ich habe mir noch keine bestimmte Meinung gebildet.«
    »Aber Mr Sherlock Holmes?«
    Mir stand bei diesen Worten einen Augenblick der Atem still, aber ein schneller Blick auf das unbefangene Gesicht und die ruhigen Augen meines Begleiters zeigte mir, dass er es nicht auf eine Überrumpelung abgesehen hatte.
    »Wir können nicht leugnen, dass Sie uns bekannt sind, Herr Doktor«, sagte er. »Die Berichte von den Leistungen Ihres Detektivs sind auch zu uns gedrungen, und Sie konnten ihn nicht berühmt machen, ohne zugleich selber bekannt zu werden. Als Mortimer mir Ihren Namen nannte, konnte er es nicht ableugnen, dass Sie der wohlbekannte Gefährte des Mr Holmes seien. Wenn Sie nun hier sind, so folgt daraus, dass Mr Sherlock Holmes sich für die Sache interessiert, und natürlich bin ich neugierig und möchte gerne hören, welche Ansicht er darüber hat.«
    »Diese Frage werde ich Ihnen wohl leider nicht beantworten können.«
    »Darf ich fragen, ob er uns mit seinem persönlichen Besuch zu beehren gedenkt?«
    »Zurzeit kann er nicht aus London fort. Seine Aufmerksamkeit ist von anderen Fällen in Anspruch genommen.«
    »Wie schade! Er hätte vielleicht etwas Licht in diese Dunkelheit hineingebracht, die uns umgibt. Wenn ich Ihnen aber bei Ihren eigenen Nachforschungen in irgendeiner Weise von Nutzen sein kann, bitte ich Sie, über mich zu verfügen. Wenn ich irgendeinen Anhalt hätte, nach welcher Richtung sich Ihr Verdacht lenkt, oder wie Sie Ihre Untersuchungen zu betreiben gedenken, könnte ich Ihnen vielleicht sogar schon jetzt nützlichen Rat geben.«
    »Ich versichere Sie, ich bin ganz einfach hier auf Besuch bei meinem Freund Sir Henry und brauche keine Hilfe irgendwelcher Art.«
    »Ausgezeichnet!«, sagte Stapleton. »Sie haben vollkommen recht, dass Sie vorsichtig und verschwiegen sind. Sie haben mir für meine, wie ich fühle, unentschuldbare Zudringlichkeit eine wohlverdiente Zurechtweisung erteilt, und ich verspreche Ihnen, die Sache nicht wieder zu erwähnen.«
    Wir waren inzwischen an eine Stelle gekommen, wo ein schmaler, grasbewachsener Pfad sich von der Straße abzweigte, um sich in Schlangenlinien über das Moor zu winden. Zur Rechten lag ein steiler, mit Felsblöcken übersäter Hügel, der vor Zeiten, wie ein tiefer Einschnitt

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