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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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bekundete, als Steinbruch benutzt worden war. Die uns zugewandte Seite bildete eine dunkle Felswand, aus deren Spalten und Höhlungen Farnkräuter nickten und Brombeerbüsche hervorlugten. In einiger Entfernung schwankte am Himmel wie eine Riesenfeder eine graue Rauchwolke hin und her.
    »Ein mäßiger Spaziergang diesen Moorpfad entlang bringt uns nach Merripit House«, sagte Stapleton. »Wenn Sie vielleicht eine Stunde übrig haben, könnte ich mir das Vergnügen machen, Sie meiner Schwester vorzustellen.«
    Mein erster Gedanke war, dass ich eigentlich an Sir Henrys Seite gehörte. Aber dann erinnerte ich mich des Stoßes von Papieren und Rechnungen, mit denen sein Schreibtisch überdeckt war. Ich wusste, dass ich ihm beim Ordnen derselben nicht helfen konnte. Und Holmes hatte mir ausdrücklich gesagt, ich möchte die Nachbarn auf dem Moor genau studieren. Ich nahm also Stapletons Einladung an und wir gingen miteinander den schmalen Weg entlang.
    »’s ist eine wunderbare Gegend, das Moor!«, sagte er und dabei ließ er seinen Blick über die langen grünen Hügelwellen mit ihren fantastischen Zackenkronen von Granit hinschweifen. »Des Moors wird man niemals überdrüssig. Sie glauben gar nicht, was für wunderbare Geheimnisse es umschließt. Es ist so weit und so wüst und so geheimnisvoll.«
    »Sie kennen es wohl genau?«
    »Ich bin erst seit zwei Jahren hier. In den Augen der Einheimischen bin ich noch immer ein Neuling. Wir kamen kurz nachdem Sir Charles sich niedergelassen hatte. Aber meine Neigungen trieben mich an, jeden Fleck hier in der Gegend genau zu erforschen, und ich glaube, dass es wenig Leute hier herum gibt, die sie besser kennen als ich.«
    »Ist es so schwer, sich hier zurechtzufinden?«
    »Sehr schwer. Sehen Sie zum Beispiel die große Ebene da nach Norden hin, woraus die eigentümlich geformten Erhöhungen hervorbrechen. Bemerken Sie irgendetwas Auffälliges daran?«
    »Es wäre ein ausgezeichneter Platz für einen Galopp.«
    »Es ist ganz natürlich, dass Sie so denken, und dieser Gedanke hat schon manchen bis jetzt das Leben gekostet. Sie bemerken die hellgrünen Flecken, womit die Fläche dicht übersät ist?«
    »Ja, sie scheinen fruchtbarer zu sein als das übrige Land.«
    Stapleton lachte und rief:
    »Das ist das große Grimpener Moor. Ein Fehltritt bringt Menschen wie Tieren den Tod. Erst gestern sah ich eins von den Moorponys hineingeraten. Es kam nie wieder empor. Eine ziemlich lange Zeit sah ich den Kopf des Tieres aus dem Morastloch hervorragen, aber schließlich saugte der Sumpf es doch hinunter. Sogar in den trockenen Jahreszeiten ist es gefährlich, über das Moor zu gehen, aber jetzt nach den Herbstregen ist es geradezu ein fürchterlicher Ort. Trotzdem finde ich meinen Weg zu den verborgensten Stellen und kehre lebend und gesund wieder zurück. Beim Himmel, da ist wieder eines von den unglücklichen Ponys im Sumpf!«
    Etwas Braunes rollte und wälzte sich in den grünen Binsen. Dann schoss ein langer Hals, in Todesangst sich reckend, in die Höhe, und ein furchtbarer Schrei hallte über das Moor. Mich überlief es kalt vor Entsetzen, aber mein Begleiter schien stärkere Nerven zu besitzen als ich.
    »Weg ist es!«, sagte er. »Der Sumpf hat’s. Zwei in zwei Tagen und vielleicht noch viele mehr, denn sie streifen bei trockenem Wetter überall auf dem Moor herum und wissen nie den Morast vom festen Boden zu unterscheiden, bis der Sumpf sie gepackt hat. Ein gefährlicher Ort, das große Grimpener Moor!«

»Und Sie sagen, Sie können sich hinaufwagen?«
    »Ja, es sind ein oder zwei Fußpfade vorhanden, die ein sehr gewandter Mann benutzen kann. Ich habe sie aufgefunden.«
    »Aber warum begeben Sie sich denn auf einen so fürchterlich gefährlichen Boden?«
    »Je nun; sehen Sie die Hügel dahinten? Das sind richtige Inseln, seit Jahren auf allen Seiten von dem ungangbaren Sumpf umschlossen. Da findet man die seltensten Pflanzen und Schmetterlinge, wenn man hinzugelangen weiß.«
    »Da werde ich auch nächstens mal mein Glück versuchen.«
    Er sah mich mit ganz verdutztem Gesicht an und rief:
    »Schlagen Sie sich um Gottes willen einen solchen Gedanken aus dem Sinn! Ihr Blut würde über mein Haupt kommen! Ich versichere Ihnen, Sie hätten nicht die geringste Aussicht, lebendig wieder zurückzukommen. Auch ich vermag das nur, indem ich mir mehrere sehr schwer zu beschreibende Kennzeichen gemerkt habe.«
    »Hallo!«, rief ich. »Was ist denn das?«
    Ein langes tiefes Stöhnen von

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