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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Geheimnis … Die Frage ist jetzt: Was sollen wir mit dem Leichnam dieses armen Schelms nun anfangen? Wir können ihn nicht hier liegen lassen als Fraß für Füchse und Krähen.«
    »Ich schlage vor, wir schaffen ihn in eine von den Steinhütten, bis wir der Polizei Anzeige machen können.«
    »Sehr gut. Ich bezweifle nicht, dass wir beide zusammen ihn ganz gut so weit tragen können…. Hallo, Watson, was ist das? Es ist der Mann selber … Das nenne ich aber wahrhaftig eine geradezu großartige Frechheit! Lassen Sie mit keinem Wort Ihren Verdacht merken – mit keinem Wort, sonst brechen alle meine Pläne in sich zusammen!«
    Eine Gestalt kam über das Moor her auf uns zu, und ich sah das düsterrote Glühen einer Zigarre. Das Mondlicht fiel auf ihn und ich konnte die schmächtige Gestalt und den flinken Schritt des Naturforschers erkennen. Als er uns sah, blieb er stehen; dann kam er auf uns zu und rief:
    »Wahrhaftig – Doktor Watson – das können Sie doch nicht sein! Sie sind der Letzte, den ich um diese Nachtzeit draußen auf dem Moor zu sehen erwartet hätte! Aber … mein Gott, was ist denn dies? Jemand verunglückt? Doch nicht … um Gottes willen, sagen Sie mir nicht, dass es Sir Henry ist!«
    Er sprang an mir vorbei und beugte sich über den Toten. Ich hörte, wie er einen gepressten Atemzug tat, und die Zigarre entfiel seiner Hand.
    »Wer – wer ist das?«, stammelte er.
    »Es ist Selden, der Zuchthäusler, der von Princetown entsprungen war.«
    Stapletons Antlitz, das er uns zuwandte, war totenbleich, aber mit einer gewaltigen Willensanstrengung hatte er seine Bestürzung und Enttäuschung niedergekämpft. Er sah mit einem scharfen Blick erst Holmes und dann mich an und sagte endlich:
    »Donnerwetter! Das ist ja ’ne ganz fürchterliche Geschichte! Wie kam er zu Tode?«
    »Er scheint das Genick gebrochen zu haben, indem er von dem Felsen da abstürzte. Mein Freund und ich schlenderten über das Moor, als wir einen Schrei hörten.«
    »Ich hörte ebenfalls einen Schrei. Und deshalb eben ging ich aus. Ich war in Besorgnis wegen Sir Henry.«
    »Warum denn gerade wegen Sir Henry?«, fragte ich unwillkürlich.
    »Weil ich ihm vorgeschlagen hatte, zu uns herüberzukommen. Als er nicht kam, war ich überrascht, und natürlich hatte ich seinetwegen Angst, als ich Schreie auf dem Moor hörte. Übrigens« – und damit wanderten wieder seine stechenden Augen von meinem Gesicht zu Holmes – »hörten Sie nichts außer einem Schrei?«
    »Nein«, antwortete Holmes. »Hörten Sie was?«
    »Nein.«
    »Was wollen Sie denn mit Ihrer Frage bezwecken?«
    »Oh, wissen Sie, das Landvolk erzählt sich allerlei Geschichten von einem Geisterhund etc. Er soll sich nachts auf dem Moor hören lassen. Ich dachte bei mir selber, ob wohl heute Nacht etwas von einem solchen Hund zu sehen oder zu hören gewesen wäre.«
    »Wir hörten nichts Derartiges«, antwortete ich.
    »Und welcher Ansicht sind Sie in Bezug auf den Tod dieses armen Kerls?«
    »Ich bezweifle nicht, dass Angst und Gefahr ihn um seinen Verstand gebracht haben. Er ist in einem Anfall von Verfolgungswahnsinn über das Moor gerannt, ist schließlich hier abgestürzt und hat sich das Genick gebrochen.«
    »Das scheint die einleuchtendste Erklärung«, sagte Stapleton mit einem Seufzer, der nach meiner Ansicht ein Seufzer der Erleichterung war. »Was ist Ihre Ansicht darüber, Mr Sherlock Holmes?«
    »Ich sehe, Sie sind schnell im Erkennen!«, sagte mein Freund mit einer Verbeugung.
    »Wir haben seit Doktor Watsons Ankunft erwartet, dass auch Sie in diese Gegend kommen würden. Sie kommen gerade recht, um eine Tragödie zu sehen.«
    »Ja, da haben Sie recht. Ich bezweifle nicht, dass meines Freundes Erklärung sich mit den Tatsachen deckt. Ich werde morgen eine unangenehme Erinnerung mit mir nach London zurücknehmen.«
    »Oh, Sie fahren morgen zurück?«
    »Das ist meine Absicht.«
    »Ich hoffe, Ihr Besuch hat einiges Licht in jene Begebenheiten hineingebracht, deren Rätselhaftigkeit uns so sehr in Sorgen gesetzt hat.«
    Holmes zuckte die Achseln und erwiderte:
    »Man kann nicht jedes Mal den erhofften Erfolg haben. Zu einer Nachforschung braucht man Tatsachen und nicht Märchen oder Gerüchte. Der Fall hat sich nicht als ein zufriedenstellender erwiesen.«
    Mein Freund sprach in seiner offensten und freimütigsten Weise. Stapleton sah ihn mit einem scharfen Blick an; dann wandte er sich zu mir:
    »Ich würde vorschlagen, dass wir den armen Mann zu meinem Haus

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