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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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kleines Problem gelöst zu sehen. Ich zweifele keinen Augen…«
    Plötzlich schwieg Holmes und starrte über mich hinweg vor sich hin. Das volle Lampenlicht fiel auf sein scharf geschnittenes Gesicht, dessen zu höchster Aufmerksamkeit angespannte Züge an ein klassisches Bildwerk, eine Verkörperung wachsamer Erwartung erinnerten.
    »Was gibt’s?«, riefen Sir Henry und ich wie aus einem Mund.
    Ich konnte sehen, dass Holmes, als er seine Augen wieder senkte, eine innere Aufregung niederkämpfte. Seine Züge behielten ihren ruhigen Ausdruck, aber aus seinen Augen funkelte eine wilde Freude.
    »Entschuldigen Sie, wenn ein Kunstliebhaber sich von seiner Bewunderung hinreißen ließ«, sagte er, mit einer Handbewegung auf die an der gegenüberliegenden Wand hängende Reihe von Bildnissen hindeutend. »Watson behauptet allerdings, ich verstände von Kunst nicht das Allergeringste, aber das ist die reine Eifersucht, weil meine Ansichten darüber von den seinigen abweichen. Dies hier ist aber wirklich eine ganze Sammlung von sehr schönen Bildnissen.«
    »So? Na, das höre ich mit Vergnügen«, sagte Sir Henry, indem er meinen Freund mit einiger Überraschung ansah. »Ich kann mich nicht für einen großen Kenner in diesen Dingen ausgeben und verstehe jedenfalls mehr von einem Pferd oder Stier als von einem Gemälde. Ich dachte nicht, dass Sie auch für die Beschäftigung mit Kunstsachen Zeit gefunden hätten!«
    »Wenn ich ein Bild sehe, weiß ich, ob es gut ist oder nicht, und diese hier sind gut! Ich will wetten, die Dame da in der Ecke in dem blauen Seidenkleid ist ein Kneller und der dicke Herr mit der Perücke muss von Reynolds gemalt sein. Es sind wohl lauter Familienbilder?«
    »Ohne Ausnahme.«
    »Wissen Sie die Namen der gemalten Personen?«
    »Barrymore hat mich darauf eingepaukt, und ich glaube, ich kann meine Lektion ziemlich gut hersagen.«
    »Wer ist der alte Herr mit dem Fernrohr?«
    »Das ist Kontreadmiral Baskerville, der unter Nodney in Westindien diente. Der Mann im blauen Frack mit der Papierrolle ist Sir William Baskerville, zu Pitts Zeiten eines der hervorragendsten Mitglieder des Unterhauses.«
    »Und der Kavalier gerade meinem Platz gegenüber – der in dem schwarzen Sammetrock mit Spitzenkragen?«
    »Ah! Ich glaube wohl, dass der Sie interessiert! Das ist der Urheber alles Unheils, der verruchte Hugo, dem die Baskervilles ihren Geisterhund verdanken. Den Mann werden wir wohl schwerlich je wieder vergessen.«
    Ich drehte mich neugierig und ziemlich überrascht nach dem Bild um.
    »Ei, sehen Sie!«, rief Holmes. »Er sieht ja ganz ruhig und sanftmütig aus, aber in den Augen scheint allerdings etwas Teuflisches zu lauern. Ich hatte mir unter Sir Hugo einen kräftigeren Mann und wilderen Burschen vorgestellt!«
    »Dass das Bild ihn wirklich darstellt, unterliegt keinem Zweifel, denn die Rückseite der Leinwand trägt seinen vollen Namen und die Jahreszahl 1647.«
    Holmes sagte nicht viel mehr während des Essens, aber das Bild des Wüstlings schien eine merkwürdige Anziehungskraft auf ihn auszuüben, und er hielt beständig seine Augen darauf geheftet. Erst später, nachdem Sir Henry sich auf sein Zimmer begeben hatte, wurde meines Freundes Gedankengang mir klar. Er führte mich, die Kerze in der Hand haltend, noch einmal in den Speisesaal zurück und beleuchtete das vom Alter dunkel gewordene Porträt an der Wand.
    »Sehen Sie sich mal das Bild an. Fällt Ihnen nicht etwas daran auf?«
    Ich betrachtete genau den breitkrempigen Federhut, die langen Locken, den Spitzenkragen und das dazwischen eingeschlossene, langgezogene ernste Antlitz. Der Gesichtsausdruck war nicht brutal, aber spöttisch, hart und grausam; die dünnen Lippen waren fest aufeinandergepresst, die Augen blickten kalt und herrschsüchtig.
    »Erinnert das Bild Sie an einen, den Sie kennen?«, fragte Holmes mich.
    »Die Kinnlade erinnert etwas an Sir Henry.«
    »Hm – ein ganz kleines bisschen vielleicht. Aber warten Sie mal einen Augenblick.« Er stieg auf einen Stuhl und verdeckte mit dem gekrümmten rechten Arm den Schlapphut und die Ringellocken, während er mit der Linken die Kerze näher an das Bild hielt.
    »Himmlische Güte!«, rief ich erstaunt. Aus der Leinwand starrte mir Stapletons Antlitz entgegen!
    »Aha, jetzt sehen Sie es auch! Ich habe meine Augen darauf geübt, bei einem Gesicht die Züge zu sehen und nicht das Drum und Dran. Wer Verbrechen aufspüren will, muss vor allen Dingen eine Verkleidung durchschauen

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