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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Faust vor die Stirn schlug. Er stampfte mit dem Fuß auf und rief:
    »Er hat uns geschlagen, Watson! Wir sind zu spät gekommen!«
    »Nein, nein, gewiss nicht!«
    »Tor, der ich war, dass ich nicht zuschlug! Und Sie, Watson, da sehen Sie die Folgen davon, dass Sie von Ihrem Posten gegangen sind! Aber, beim himmlischen Gott, wenn das Schlimmste eingetreten ist, werden wir ihn rächen.«
    Blindlings rannten wir in die Finsternis hinein; wir stießen uns an Granitblöcken, brachen uns durch Ginsterbüsche Bahn, keuchten Hügel hinauf und sprangen mit großen Sätzen in Schluchten hinunter, doch gelang es uns im Großen und Ganzen die Richtung einzuhalten, aus der die fürchterlichen Schreie gekommen waren. Jedes Mal, wenn wir auf einer Höhe waren, warf Holmes einen schnellen Blick um sich, aber die Schatten lagen dick auf dem Moor und nichts bewegte sich auf der öden Fläche.
    »Sehen Sie etwas?«
    »Nichts.«
    »Aber, hören Sie, was ist das?«
    Ein leises Stöhnen war an unser Ohr gedrungen. Und noch einmal – es war zu unserer Linken! Dort lief ein Felsengrat in eine steile Wand aus, die eine mit Steinblöcken besäte Schlucht überragte. Und auf diesem Grund lag etwas Dunkles von eigentümlicher Form. Doch als wir hinzuliefen, nahmen die unbestimmten Linien feste Gestalt an. Es war ein Mann, der, das Gesicht nach unten, auf dem Boden lag; der Kopf stak in einem fürchterlichen Winkel unter dem Leib, die Schultern waren gerundet und der ganze Körper war zusammengezogen, als ob der Mann im Begriff wäre, einen Purzelbaum zu schlagen. So grotesk war die ganze Haltung, dass es mir im ersten Augenblick gar nicht zum Bewusstsein kam, mit jenem letzten Seufzer das Verhauchen seiner Seele gehört zu haben. Kein Flüstern, kein Röcheln ging mehr von der dunklen Gestalt aus, über die wir uns herniederbeugten. Holmes berührte sie mit der Hand und erhob diese sofort wieder mit einem Ausruf des Entsetzens. Er rieb ein Zündholz an; der schwache Schein fiel auf seine blutbedeckten Finger und auf die grausige Blutlache, die langsam dem zerschmetterten Schädel des Opfers entfloss. Und er fiel noch auf etwas anderes, dessen Anblick uns vor Weh krank machte und uns einer Ohnmacht nahe brachte – auf die Leiche von Sir Henry Baskerville!
    Keiner von uns beiden konnte einen Augenblick im Zweifel sein; nur zu gut kannten wir den eigentümlich rötlichen, halbwollenen Anzug – denselben, den er an jenem ersten Morgen trug, als wir ihn in der Baker Street kennen lernten. Wir konnten nur den einen flüchtigen, aber untrüglichen Blick darauf werfen. Dann flackerte das Zündholz und erlosch – so wie die Hoffnung in unseren Herzen erloschen war. Holmes stöhnte, und ich sah trotz der Finsternis sein Gesicht, weil es ganz weiß geworden war.
    »Die Bestie, die Bestie!«, rief ich mit geballten Fäusten. »Oh, Holmes, niemals werde ich’s mir verzeihen, dass ich Sir Henry seinem Schicksal schutzlos preisgegeben habe!«
    »Ich bin mehr zu tadeln als Sie, Watson. Um meinen Fall recht schön abgerundet und vollständig vor mir zu haben, vergeudete ich das Leben meines Klienten! Es ist der härteste Schlag, der mich jemals während meiner ganzen Laufbahn getroffen hat. Aber wie konnte ich wissen – wie konnte ich wissen –, dass er, allen meinen Warnungen zum Trotz, allein! aufs Moor gehen würde, wo er sein Leben riskierte?«
    »Ach, und wir hörten seine Schreie – o mein Gott, und was für Schreie – und waren doch nicht imstande, ihn zu retten. Wo ist die Bestie von Hund, die ihn in den Tod hetzte? Vielleicht liegt sie in diesem selben Augenblick zwischen den Felsen hier verborgen. Und Stapleton, wo ist er? Er soll für seine Tat Rechenschaft ablegen!«
    »Das soll er! Dafür will ich sorgen. Onkel und Neffe sind ermordet worden. – Der eine zu Tode geängstigt durch den bloßen Anblick einer Bestie, die er für übernatürlich hielt, der andere in seiner wilden Flucht vor eben demselben Tier ins Verderben gejagt! Aber jetzt haben wir zu beweisen, dass zwischen dem Mann und dem Tier eine Verbindung besteht. Das Letztere haben wir allerdings gehört, aber auf die Existenz desselben können wir vor Gericht nicht einmal schwören, denn Sir Henrys Tod ist augenscheinlich infolge seines Sturzes erfolgt. Aber, bei Gott im Himmel!, so schlau der Bursche auch ist –, er soll in meiner Gewalt sein, ehe vierundzwanzig Stunden vergangen sind!«
    Die Herzen von Bitterkeit erfüllt standen wir zu beiden Seiten des zerschmetterten

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