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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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konnte nur dadurch wieder herauskommen, daß ich das Handgeld der Königin nahm und dem dritten East Kent Regt., den >Büffelgelben<, beitrat, das gerade nach Indien gehen sollte.
    Lange Soldat zu spielen war mir allerdings nicht bestimmt. Ich hatte gerade den Paradeschritt gelernt und wie ich mit meiner Muskete umgehe, als ich Dummkopf auf den Einfall kam, im Ganges schwimmen zu gehen. Zum Glück für mich war mein Kompanie-Sergeant John Holder auch gerade im Wasser, und er
    war einer der besten Schwimmer. Ein Krokodil erwischte mich, als ich gerade den Strom halb überquert hatte, und biß mir mein rechtes Bein ab, gerade über dem Knie, und so sauber, daß es ein Chirurg auch nicht besser gekonnt hätte. Von dem Schock und dem Blutverlust wurde mir schwarz vor Augen, und ich wäre wohl ertrunken, wenn Holder mich nicht gepackt und mit mir zum Ufer gepaddelt wäre. Ich lag deswegen fünf Monate im Krankenhaus, und als ich schließlich soweit war, mit diesem Holzbein
    hinauszuhumpeln, da stand ich da und fand mich als Invalide aus der Armee entlassen und zu nichts sonst eigentlich zu gebrauchen.
    Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühlte: Noch keine zwanzig Jahre alt und schon ein nutzloser Krüppel! Ich schien vom Pech verfolgt, doch bald stellte es sich heraus, daß ich Glück im Unglück hatte.
    Ein Mann namens Abel White, der sich dort als Indigo-Pflanzer niedergelassen hatte, brauchte einen Aufseher für seine Kulis, um sie zur Arbeit anzuhalten. Er war zufällig mit unserem Oberst befeundet, der seit meinem Unfall persönlich Anteil an meinem Ergehen genommen hatte. Kurz und gut: Der Oberst empfahl mich wärmstens für diesen Posten, und da ich bei meiner Aufgabe meistens zu Pferde saß, war mein fehlendes Bein kein großes Hindernis, denn vom Schenkel war noch genug übriggeblieben, daß ich mich im Sattel halten konnte. Meine Aufgabe bestand darin, über die Plantage zu reiten, um die Leute bei der Arbeit im Auge zu behalten und die Faulenzer zu melden. Die Bezahlung war anständig, ich war gut untergebracht und alles in allem zufrieden, den Rest meines Lebens auf einer Indigo-Plantage zu verbringen. Mr. Abel White war ein freundlicher Mann, und oft schaute er bei meiner kleinen Hütte herein, um eine Pfeife mit mir zu rauchen, denn weiße Leute kommen sich da draußen sehr viel näher als hier daheim.
    Nun, mein Glück hat nie lange angehalten. Plötzlich, ohne irgendeine Warnung, brach der große Aufstand los. Einen Monat war in Indien noch alles so still und ruhig wie in Surrey oder Kent, und im nächsten waren Zweihunderttausend dunkelhäutige Teufel losgelassen und machten das Land vollkommen zur
    Hölle. Natürlich wissen Sie alles darüber, Gentlemen, sehr wahrscheinlich sind Sie besser informiert als ich, da Lesen nie meine starke Seite war. Ich weiß nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Unsere Plantage befand sich an einem Ort, der Muttra hieß, nahe der Grenze zu den nordwestlichen Provinzen.
    Nacht für Nacht war der ganze Himmel hell von den brennenden Bungalows, und Tag für Tag zogen
    Grüppchen von Europäern mit ihren Frauen und Kindern durch unsere Plantage auf ihrem Weg nach
    Agra, wo die nächsten Truppeneinheiten standen. Mr. Abel White war ein Dickkopf. Er war der Meinung, daß man das Ausmaß der Empörung maßlos übertrieben habe, und daß sie ebenso plötzlich vorüber sein würde, wie sie aufgeflammt war. Und so saß er seelenruhig auf seiner Veranda, trank Whisky mit Soda und rauchte Zigarren, während ringsum das Land in Flammen stand. Natürlich hielten wir bei ihm aus, ich und Dawson, der mit seiner Frau die Buchführung zu machen pflegte und den Betrieb leitete. Na, eines schönen Tages kam der krachende Schlag. Ich war auf einer entfernten Plantage gewesen und ritt langsam in den sinkenden Abend hinein heimwärts, als mein Auge auf ein zusammengerolltes Bündel am Boden einer steilen Schlucht fiel. Ich ritt hinunter, um nachzusehen, was es wäre, und mein Herz erstarrte mir im Leibe, als ich feststellte, es war Dawsons Frau, zerstückelt und halb aufgefressen von Hunden und Schakalen. Ein wenig weiter die Straße hinauf lag Dawson selbst auf seinem Gesicht, mausetot, mit einem leergeschossenen Revolver in der Hand, und vor ihm lagen kreuz und quer vier indische Soldaten, ebenfalls tot. Ich hielt mein Pferd an und überlegte, welchen Weg ich einschlagen sollte. Aber in dem Augenblick sah ich dicken Rauch aus Abel Whites Bungalow aufsteigen und Flammen schlugen

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