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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Nun, ich weiß, das war genau in ihrem Sinn, was ich getan habe: Lieber den Schatz in die Themse werfen, als daß er an Freunde und Verwandte von Sholto oder Morstan geht. Was wir für Achmet taten, haben wir nicht getan, um diese Leute reich zu machen. Ihr findet den Schatz dort, wo der Schlüssel ist und wo der kleine Tonga ist. Als ich sah, daß eure Barkasse uns einholt, war das der sicherste Platz, damit ihr nicht
    'rankönnt. Ja, diesmal gibt's keine Rupien für euch!«
    »Du versuchst nur, uns 'reinzulegen, Small«, sagte streng Athelney Jones. »Wenn du den Schatz in die Themse hättest werfen wollen, wäre es einfacher gewesen, ihn gleich mit der Kassette zu versenken.«
    »Und für Sie wäre es einfacher gewesen, ihn wieder heraufzuholen«, antwortete er schlagfertig mit einem Grinsen. »Der Mann, der Grips genug hatte, mich zu jagen und zur Strecke zu bringen, hätte es auch fertiggebracht, einen eisernen Kasten vom Grunde der Themse heraufzuholen. Jetzt, wo der Schatz kilometerweit verstreut ist, möchte es etwas schwieriger sein, ihn wieder einzusammeln. Freilich ging's mir auch nahe, das zu tun. Ich wurde fast verrückt, als ihr uns einholtet. Doch es hat keinen Zweck, dem Kram nachzutrauern. In meinem Leben hat es Höhen und Tiefen gegeben, und ich habe dabei gelernt, über vergossene Milch nicht zu heulen.«
    »Ich nehme diese Sache sehr ernst, Small«, sagte der Kriminalbeamte. »Wenn du der Gerechtigkeit geholfen hättest, statt sie auf diese Weise zu behindern, hättest du eine bessere Chance vor Gericht gehabt.«
    »Gerechtigkeit!« knurrte der Ex-Sträfling. »Eine schöne Gerechtigkeit! Wessen Schatz ist es denn, wenn es nicht unserer ist? Wo ist da die Gerechtigkeit, daß ich ihn Leuten lassen soll, die nie einen Finger dafür gerührt haben? Sehen Sie mal, was ich dafür getan habe! Zwanzig lange Jahre im Fiebersumpf, den ganzen Tag unter den Mangrovenbäumen auf Arbeit, nachts angekettet in den dreckigen
    Sträflingsbaracken, von Moskitos zerstochen, vom Fieber geschüttelt, von jedem verdammten
    dunkelhäutigen Wachmann schikaniert, der seinen Spaß daran hatte, einen Weißen kaputtzumachen. So habe ich mir den Agra-Schatz verdient, und Sie reden mir von Gerechtigkeit. Ist das Gerechtigkeit, daß ich diesen Preis bezahlt habe, nur damit ein anderer den Schatz einsteckt und sich daran freut? Lieber würde ich mich ein dutzendmal hängen lassen oder einen von Tongas
    Pfeilen im Hintern haben, als in einer Zuchthauszelle zu leben, während ein anderer Kerl sich's mit dem Geld, das mir gehören sollte, in einem Palast wohl sein läßt.«
    Small hatte seine Maske unerschütterlicher Ruhe fallengelassen. Seine Augen glühten und die
    Handschellen klirrten bei seinem heftigen Gestikulieren, während in einem wilden Wortwirbel all dies aus ihm heraussprudelte. Angesichts dieses leidenschaftlichen Ausbruchs konnte ich verstehen, daß Major Sholto nicht grundlos von Schrecken gepackt wurde, als er erfuhr, daß der geschädigte Sträfling ihm auf den Fersen sei.
    »Sie vergessen, daß wir von all dem nichts wissen«, sagte Holmes freundlich. »Wir haben Ihre
    Geschichte noch nicht gehört und können darum auch nicht sagen, wie weit das Recht ursprünglich auf Ihrer Seite war.«
    »Nun, Sir, Sie haben mich sehr höflich behandelt, obwohl ich sehen kann, daß ich Ihnen diese Armbänder zu verdanken habe. Doch das nehme ich Ihnen nicht übel. Es geht alles anständig, offen und ehrlich zu.
    Wenn Sie meine Geschichte hören wollen, will ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist so wahr wie Gottes Wort, jedes Wort davon. Danke, Sie können das Glas hier neben mich stellen, dann kann ich mit meinen Lippen 'rankommen, wenn mir der Mund trocken ist.
    Ich stamme aus Worcestershire und bin in der Nähe von Pershore geboren. Wahrscheinlich finden Sie haufenweise Smalls auch jetzt noch dort, falls Sie sich mal die Mühe machen, sich nach ihnen
    umzusehen. Ich habe oft daran gedacht, mich dort mal wieder zu zeigen, aber, um die Wahrheit zu sagen, meine Familie hat nie viel von mir gehalten, und ich habe meine Zweifel, ob sie sich sehr freuen würden, mich wiederzusehen. Es waren alles brave, ordentliche Leute, die sonntags zur Kirche gingen, als Kleinbauern wohlbekannt und geachtet in der ganzen Gegend, während ich schon immer so etwas wie ein Zigeuner war. Als ich achtzehn war, machte ich ihnen allerdings keinen Kummer mehr, denn ich geriet wegen eines Mädchens in Schwierigkeiten und

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