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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Abfahrt verfiel ich in Krämpfe, und bevor wir daheim ankamen, raste ich im Fieberwahn.
    Sie können sich den Schrecken meiner Angehörigen vorstellen, als sie, durch das Klingeln des Doktors aus dem Schlaf geweckt, mich in diesem Zustand sahen. Der armen Annie hier und meiner Mutter brach es fast das Herz. Doktor Ferrier hatte von dem Polizisten auf der Bahn gerade genug erfahren, um einigermaßen erklären zu können, was vorgefallen sei, und sein Bericht war wenig geeignet, die Gemüter zu beruhigen. Jedenfalls war eine lange Krankheit bei mir im Anzug; Josef mußte daher rasch aus seinem freundlichen Schlafzimmer im Erdgeschoß ausziehen, das in ein Krankenzimmer umgewandelt wurde. Mehr als neun Wochen habe ich hier bewußtlos und in Fieberraserei an einer Gehirnentzündung darniedergelegen. Nur dem Doktor und Fräulein Harrison verdanke ich es, wenn ich noch am Leben bin. Sie hat mich den Tag über gepflegt, und eine gemietete Wärterin wachte des Nachts bei mir; ich war gänzlich unzurechnungsfähig, man konnte mir alles zutrauen. Nur langsam wich meine Geistesumnachtung, und erst in den letzten drei Tagen ist mein Gedächtnis wieder ganz zurückgekehrt. Ach, ich wünsche manchmal, daß ich überhaupt nicht wieder zum Bewußtsein erwacht wäre!
    Gleich zuerst telegraphierte ich an Forbes, der den Fall in Händen hat. Er kam und versicherte mir, es sei alles Mögliche geschehen, doch habe man nicht die geringste Spur entdeckt. Der Türhüter und seine Frau waren wiederholt ins Verhör genommen worden, ohne daß dadurch Licht in das Dunkel kam. Auch der Verdacht der Polizei gegen den jungen Gorot erwies sich als hinfällig. Daß er nach den Geschäftsstunden im Büro geblieben war und einen französischen Namen trug, hatte den Argwohn auf ihn gelenkt. Doch ist er, obgleich aus einer Hugenottenfamilie stammend, mit Leib und Seele Engländer, auch hatte ich ja die Arbeit erst begonnen, als er fort war. – Auf Ihnen, Herr Holmes, ruht jetzt meine letzte Hoffnung; versagt auch diese, dann habe ich mein Ansehen und meine Stellung in der Welt auf immer verloren.«
    Erschöpft von dem langen Bericht, sank der Kranke wieder in die Kissen, und seine Pflegerin beeilte sich, ihm eine Stärkung zu reichen. Holmes saß mit geschlossenen Augen und zurückgelehntem Kopf still da; einem Fremden wäre er vielleicht teilnahmslos erschienen, aber ich erkannte an seiner ganzen Haltung, daß er vollständig in den Fall vertieft war.
    »Ihre Angaben sind so ausführlich gewesen«, sagte er endlich, »daß ich nur noch wenige Fragen zu stellen habe. Ein Umstand erscheint mir jedoch besonders wichtig: Haben Sie irgend jemand mitgeteilt, daß Ihnen diese geheime Arbeit anvertraut war?«
    »Keinem Menschen.«
    »Zum Beispiel, auch nicht Fräulein Harrison hier?«
    »Nein; nachdem mir der Auftrag erteilt wurde, bin ich bis zu seiner Ausführung nicht in Woking gewesen.«
    »Und es hat Sie auch keiner Ihrer Angehörigen zufällig besucht?«
    »Niemand.«
    »Aber Ihre Verwandten hätten sich in dem Gebäude zurecht finden können?«
    »O ja, sie haben es alle gelegentlich besichtigt.«
    »Wenn Sie niemand etwas von dem Vertrag gesagt haben, so sind das natürlich ganz müßige Fragen.«
    »Ich habe nicht davon gesprochen.«
    »Wissen Sie etwas Näheres über den Türhüter?«
    »Nur, daß er ein alter Soldat ist.«
    »Von welchem Regiment?«
    »Ich glaube, er stand bei der Garde.«
    »Gut – darüber kann mir Forbes gewiß noch genauer berichten. Die Polizei versteht sich trefflich darauf, Tatsachen zu ermitteln, nur weiß sie nicht immer Nutzen daraus zu ziehen. – O, was für eine schöne Rose!« Mit diesem Ausrufe ging er an dem Lager des Kranken vorbei und trat ans Fenster, um eine abgeschnittene Moosrose zu betrachten, deren zartes Rot reizend von dem Grün der Blätter abstach. Daß er sich für Blumen interessierte, war mir ganz neu; jedenfalls hatte er mir seine Freude daran noch nie gezeigt.
    »Mir scheint, die Deduktion ist nirgends so sehr am Platze«, sagte er, sich an das Fensterkreuz lehnend, »als in der Religion. Diese läßt sich durch Vernunftschlüsse entwickeln, wie eine exakte Wissenschaft. Als unsere sicherste Bürgschaft für die Güte der Vorsehung gelten mir die Blumen. Alles andere – unsere Kräfte, unsere Triebe, unsere Nahrung – ist zum Leben absolut notwendig. Doch diese Rose ist etwas Apartes. Ihr Duft, ihre Farbe, dient nicht zur Erhaltung, sondern zum Schmuck des Daseins. Nun wissen wir aber, daß es

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