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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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nur die Güte ist, welche Extrafreuden gewährt, und deshalb sage ich, daß die Blumen ein verheißungsvolles Unterpfand für uns sind.«
    Während Holmes diese Betrachtungen anstellte, malte sich in Percy Phelps’ Gesicht und in den Mienen seiner Pflegerin große Verwunderung und Enttäuschung. Er hielt noch immer die Rose in der Hand und schien in Sinnen versunken. Endlich weckte ihn das Fräulein aus seiner Träumerei. »Haben Sie irgend welche Aussicht, dem Geheimnis auf den Grund zu kommen, Herr Holmes?«, fragte sie mit etwas scharfem Ton.
    »Ja so – das Geheimnis!« Er war plötzlich wieder in die Wirklichkeit zurückgekehrt. »Es läßt sich keineswegs leugnen, daß der Fall höchst sonderbar und verwickelt ist, doch verspreche ich Ihnen, daß ich die Sache untersuchen und Sie davon in Kenntnis setzen will, wenn ich etwas Wesentliches entdecke.«
    »Haben Sie irgend welche Anhaltspunkte gefunden?«
    »Sie haben mir deren sieben geliefert, aber ich muß sie natürlich erst prüfen, ehe ich sagen kann, ob sie etwas taugen.«
    »Haben Sie Argwohn gegen jemand?«
    »Ja, gegen mich selbst –«
    »Was! –«
    »Ich fürchte vorschnelle Schlüsse zu ziehen.«
    »Dann gehen Sie nach London, um Ihre Anhaltspunkte zu prüfen.«
    »Ein sehr guter Rat, mein Fräulein«, sagte Holmes und stand auf. »Ich glaube, wir können nichts Besseres tun, Watson. Schmeicheln Sie sich mit keinen falschen Hoffnungen, Herr Phelps; die Angelegenheit ist sehr verwickelt.«
    »Ich werde in fieberhafter Unruhe sein, bis ich Sie wiedersehe«, sagte der junge Diplomat seufzend.
    »Erwarten Sie mich morgen mit demselben Zuge; ich will kommen, auch wenn ich nur negative Ergebnisse zu melden habe.«
    »Gott segne Sie für Ihr Versprechen«, rief unser Klient. »Schon der Gedanke, daß etwas in der Sache geschieht, gibt mir neues Leben. – Was ich noch sagen wollte: Lord Holdhurst hat mir geschrieben!«
    »So? Und wie äußerte er sich?«
    »Sein Brief ist kühl, aber nicht unfreundlich. Wahrscheinlich hat ihn meine lange Krankheit milde gestimmt. Er wiederholt, daß die Sache von größter Wichtigkeit ist, doch werde man keine Schritte in betreff meiner Zukunft tun – er meint natürlich die Entlassung aus dem Staatsdienst – bis meine Gesundheit wiederhergestellt ist und ich Gelegenheit gehabt habe, die Scharte auszuwetzen.«
    »Nun, das nenne ich vernünftig und rücksichtsvoll«, sagte Holmes. »Komm jetzt, Watson, wir haben heute in der Stadt noch viel Arbeit vor uns.«
    Josef Harrison fuhr uns selbst auf den Bahnhof, und bald sausten wir mit dem Portsmouth-Zuge davon. Holmes saß ganz in Gedanken vertieft da und öffnete erst den Mund, als wir über Clapham hinaus waren.
    »Es wirkt sehr erheiternd, wenn man auf solcher Hochbahn nach London hineinfährt, wie wir jetzt, und auf die Häuser hinabsieht.«

    Ich glaubte, er spräche im Scherz, denn die Aussicht war ganz abscheulich, aber er fuhr unbeirrt fort:
    »Sieh nur die großen ziegelroten Häuservierecke, die über die Schieferdächer emporragen, wie Inseln aus einer bleifarbenen See.«
    »Das sind die Volksschulen.«
    »Die wahren Leuchttürme der Zukunft, mein Junge! Es sind Samenkapseln, von denen jede viele Hunderte von kleinen, lebendigen Körnern enthält, aus denen das bessere, weisere England der Zukunft entsprießen wird. – Was meinst du – ob Herr Phelps wohl trinkt?«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Ich auch nicht. Aber man muß eben jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Der arme Teufel ist in eine tiefe Grube gefallen, und ob wir ihn herausholen können, ist sehr fraglich. – Was hältst du von Fräulein Harrison?«
    »Sie ist ein sehr starker Charakter.«
    »Aber auch gut, wenn mich nicht alles täuscht. Sie und ihr Bruder sind die einzigen Kinder eines Hüttenbesitzers irgendwo oben in Northumberland. Phelps hat sich letzten Winter auf der Reise mit ihr verlobt, und sie ist in Begleitung ihres Bruders auf Besuch hergekommen, um die Verwandten des Bräutigams kennen zu lernen. Als dann der Krach kam, ist sie zur Pflege dageblieben, und Bruder Josef, der sich sehr behaglich fühlte, wollte auch nicht fort. Du siehst, ich habe schon unter der Hand verschiedene Erkundigungen eingezogen. Aber heute müssen wir noch viel zu erfahren suchen.«
    »Meine Praxis –«, begann ich.
    »O, wenn dir deine Fälle mehr am Herzen liegen als meiner –«, unterbrach mich Holmes etwas hitzig.
    »Ich wollte nur sagen, daß mich meine Praxis einen oder zwei Tage entbehren kann, da es

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