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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Dadurch scheute das Tier. In einem einzigen Augenblick stand es wutschnaubend auf den Hinterhufen und hätte jeden
    weniger geübten Reiter abgeworfen. Die Situation war gefährlich geworden. Jeder Sprung des aufgeregten Pferdes brachte ihm erneut Hörnerstöße ein und erregte es immer mehr. Das
    Mädchen hatte die größte Mühe, sich überhaupt im Sattel zu halten. Ein Sturz hätte den furchtbaren Tod unter den Hufen der wilden und verängstigten Tiere bedeutet. Solchen
    Gefahren hatte sie noch nie gegenübergestanden. Die Welt um sie herum schien sich zu
    drehen, und es fiel ihr immer schwerer, die Zügel fest in der Hand zu behalten. Fast erstickt durch die Wolke des aufgewirbelten Staubes und den dampfenden Schweiß der kämpfenden
    Tiere, war sie nahe daran, den Kampf aufzugeben. Im nächsten Augenblick aber hatte eine braune, sehnige Hand das verängstigte Pferd beim Zaum genommen und erzwang sich seinen Weg durch die Herde. Schließlich war es geschafft.
    »Ich hoffe, daß Sie nicht verletzt sind, Miß«, sagte er höflich.
    Sie blickte in ein dunkles, wildes Gesicht. Schelmisch lachend sagte sie: »Ich hatte wirklich ein bißchen Angst. Wer konnte denn auch ahnen, daß Poncho Angst vor ein paar Kühen hat?«
    »Gott sei Dank, daß Sie sich im Sattel gehalten haben«, sagte der Mann ernst. Er war noch jung, großgewachsen und wildaussehend. Er saß auf einem kräftigen, gefleckten Pferd und war in die grobe Tracht der Jäger gekleidet. Ein Gewehr hing ihm über der Schulter. »Ich nehme an, daß Sie die Tochter von John Ferrier sind«, sagte der Mann. »Ich habe gesehen, wie Sie von Ihrem Haus aus hierher geritten sind. Wenn Sie Ihren Vater sehen, so fragen Sie ihn doch, ob er sich an Jefferson Hope aus St. Louis erinnert. Wenn er der John Ferrier ist, an den ich denke, dann waren mein Vater und er gut miteinander befreundet.«
    »Wollen Sie nicht mitkommen und ihn selber fragen?« sagte sie zögernd.
    Der junge Mann schien über diesen Vorschlag erfreut zu sein. Seine dunklen Augen glänzten vor Vergnügen. »Das will ich gerne tun«, sagte er. »Wir sind zwar zwei Monate lang in den Bergen gewesen und wir sehen nicht gerade stadtfein aus, aber vielleicht nimmt er uns
    trotzdem auf, wie wir sind.«
    »Er hat Ihnen eine Menge zu danken und ich ebenfalls«, antwortete sie. Mein Vater liebt mich. Wenn diese Rinder über mich hinweggetrampelt wären, hätte er es nie verwunden.«
    »Oh, ich auch nicht!« sagte ihr Begleiter.
    »Sie! Ich kann mir nicht vorstellen, was ich Ihnen bedeuten könnte. Wir sind noch nicht einmal miteinander bekannt.«
    Das Gesicht des jungen Jägers wurde bei diesen Worten so brummig, daß Lucy Ferrier laut auflachte.
    »Na, so hab ich's nicht gemeint«, sagte sie. »Jetzt sind wir natürlich Freunde. Sie müssen kommen und uns besuchen. Aber jetzt muß ich sehen, daß ich weiterkomme, oder mein Vater vertraut mir seine Aufträge nicht mehr an. Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen«, antwortete er, lüftete seinen breiten Sombrero und beugte sich über ihre schmale Hand. Sie wirbelte ihren Mustang herum, gab ihm die Peitsche und flog wie ein Pfeil die breite Straße entlang, eingehüllt in eine Staubwolke.
    Der junge Jefferson ritt mit seinem Kameraden weiter, brummig und schweigsam. Er war mit den anderen in Nevada Mountains auf der Suche nach Silber gewesen und kehrte nun nach
    Salt Lake City zurück in der Hoffnung, genug Geld zusammenzubringen, um die Stollen zu heben, die sie entdeckt hatten. Diese Sache hatte sein und seiner Freunde ganzes Interesse eingenommen. Nun hatte dieser Zwischenfall seine Gedanken in eine ganz andere Richtung gelenkt. Der Anblick des hübschen jungen Mädchens, das so offen und gesund wie die Luft in der Sierra aussah, hatte sein leidenschaftliches, ungezähmtes Herz bis in die Tiefen
    aufgewühlt. Nun, da sie seinen Augen entschwunden war, spürte er, daß eine Krise in sein Leben gekommen war. Weder Silber noch Spekulationen noch irgendetwas anderes in der
    Welt würde seine Sinne von jetzt ab so gefangennehmen wie dieser neue, alles
    verschlingende Gedanke an das Mädchen. Die Liebe, die in seinem Herzen erblüht war, hatte nichts mit der plötzlichen, wechselhaften Laune eines Jünglings zu tun, sondern war die wilde feurige Leidenschaft eines starken Mannes von unbezähmbarem Temperament. Er war stark
    und gewohnt, Erfolg zu haben. In seinem Herzen schwor er sich nun, daß er auch in dieser Sache seines Herzens Erfolg haben würde. Alles, was an

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