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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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ihm lag, würde er jedenfalls tun, Lucy Ferrier für sich zu gewinnen.
    Noch am gleichen Abend besuchte er John Ferrier. Danach kam er noch viele Abende. Sein Gesicht wurde im Farmhaus zu einem vertrauten Anblick. John, der sein Nest in diesem Tal gebaut hatte und dessen Tage mit viel Arbeit ausgefüllt waren, hatte in den vergangenen zwölf Jahren wenig Nachrichten von der Außenwelt erhalten. Nun erzählte ihm Jefferson
    Hope von allem und er tat es in einer Weise, die Lucy sowohl wie auch ihren Vater
    interessierte. Er war Pionier in Kalifornien gewesen und konnte die seltsamsten Geschichten erzählen von Vermögen, die in jenen wilden Zeiten gewonnen und wieder verloren worden
    waren. Er war auch Pfadfinder gewesen, ein andermal Trapper, Silbersucher war er, und auf einer Ranch hatte er auch gearbeitet. Wo immer es ein aufregendes Abenteuer zu finden gab, stellte Jefferson Hope sich ein, es zu suchen. Immer mehr freundete er sich mit dem alten Farmer an, der Jeffersons Tugend hoch zu rühmen wußte. Bei solchen Gelegenheiten war
    Lucy meist schweigsam, aber ihre geröteten Wangen und ihre hellen, glücklichen Augen
    zeigten nur zu deutlich, daß ihr junges Herz ihr nicht länger alleine gehörte. Ihr ehrlicher Vater mag diese Symptome zunächst nicht gelesen haben, aber sie verfehlten ihre Wirkung auf den Mann nicht, der ihre Liebe gewonnen hatte.
    Eines Sommerabends kam er im Galopp die Straße herunter und riß die Pforte auf. Sie stand schon an der Haustür und kam ihm entgegen. Er warf die Zügel über den Zaun und ging den Weg hinunter.
    »Ich muß fort, Lucy«, sagte er und nahm ihre beiden Hände in die seinen und blickte ihr liebevoll ins Gesicht. »Ich möchte dich nicht fragen, ob Du gleich mit mir kommen möchtest, aber wirst Du mit mir gehen, wenn ich wiederkomme?«
    »Wann wird das sein?« fragte sie, wurde rot und strahlte ihn an.
    »Spätestens in zwei Monaten. Dann werde ich kommen und dich abholen, mein Liebling.«
    »Und was ist mit meinem Vater?«
    »Er hat mir seine Zustimmung gegeben, vorausgesetzt, daß wir die Schürflizenz für die
    Silberminen bekommen. Aber in der Beziehung habe ich nichts zu befürchten.«
    »O gut, wenn du und Vater das schon alles abgemacht habt, gibt es nichts mehr zu sagen«, flüsterte sie, ihre Wangen an seine breite Brust gelehnt.
    »Gott sei Dank!« sagte er rauh und beugte sich nieder, um sie zu küssen. »Dann ist alles abgemacht. Je länger ich bleibe, desto schwieriger wird es mir, fortzureiten. Die anderen warten am Canon auf mich. Auf Wiedersehen, mein Liebling, auf Wiedersehen. In zwei
    Monaten sehen wir uns wieder.«
    Während er noch sprach, riß er sich von ihr los, schwang sich auf sein Pferd und ritt in wildem Galopp davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Er ritt davon wie einer, der sich fürchtet, sich überhaupt nicht trennen zu können, wenn er auch nur einen Augenblick länger bleibt. Sie stand am Tor und blickte ihm nach. Dann ging sie ins Haus — das glücklichste Mädchen in Utah.

3. KAPITEL
    John Ferner spricht mit dem Propheten
    Drei Wochen waren vergangen, seit Jefferson Hope und seine Kameraden von Salt Lake City fort in die Berge gezogen waren. John Ferriers Herz tat weh, wenn er an die Rückkehr des jungen Mannes und an den Verlust seines adoptierten Kindes dachte. Aber ihr helles,
    glückliches Gesicht versöhnte ihn mit der Verlobung mehr, als jedes Argument es geschafft hätte. Tief drinnen in seinem Herzen hatte er einen Schwur getan, daß nichts ihn dazu bringen sollte, seine Tochter einem Mormonen zur Frau zu geben. Diese Heiraten waren für ihn keine Ehen, sondern Schmach und Schande. Was immer er auch von dem Glauben der Mormonen
    halten mochte, so war er in diesem Punkt doch unwandelbar fest geblieben. Aber reden durfte er über diese Gedanken nicht, denn eine eigene Meinung zu haben, war im Lande der
    Heiligen eine gefährliche Sache.
    Ja, es war eine gefährliche Sache, so gefährlich, daß selbst die Heiligsten es kaum wagten, flüsternd und hinter vorgehaltener Hand ihre religiöse Meinung weiterzusagen. Nichts, das von den Lippen kam, durfte mißverstanden werden, denn dafür folgte die Strafe auf dem
    Fuße. Die Opfer der Verfolgung waren nun selbst zu Verfolgern geworden. Weder die
    Inquisition in Sevilla noch ein deutsches Femgericht, noch eine Geheimorganisation in Italien war in der Lage, eine so fürchterliche Maschinerie in Bewegung zu setzen als diese, die sich wie eine Wolke über den ganzen Staat Utah

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