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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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ihrer synergetischen Koexistenz ergeben sie ein komplettes Bild. So wie auch Mr Holmes um einiges vielschichtiger ist als seine offensichtlichen Klischees vermuten lassen ...

SHERLOCK HOLMES 
UND DER SCHATTEN DES CHRONOS
    Volker Bätz

    Wenn es eine Sache gab, die Sherlock Holmes nicht mochte, dann waren es die frühen Morgenstunden. Das lag wohl in seiner Natur. Umso erstaunter war ich, dass er am 4. September des Jahres 1895 bereits vor mir im Salon war. Er hatte das Frühstück nicht angerührt. Tee, Ei, Toast, alles lag noch genauso, wie es die gute Mrs Hudson angerichtet hatte. Holmes wirkte irgendwie abwesend, ja er schien selbst von mir keine Notiz zu nehmen. 
    Ich machte mich bemerkbar. „Guten Morgen, Holmes.“
    So sehr ich auch auf eine Antwort hoffte, ein ‚Guten Morgen, mein lieber Watson‘ kam nicht. Also räusperte ich mich. Erneut kam keinerlei Reaktion. Es war so, als wäre ich Luft. Andere mochten im Angesicht einer derartigen Ignoranz gekränkt reagieren, mir war es nicht allzu neu. 
    Ich setzte mich. 
    Geräuschvoller als ich es für geziemend hielt, begann ich zu frühstücken. Bereits nach dem ersten Schluck Tee schweifte mein Blick auf den Tisch. Gleich neben Holmes’ unberührter Teetasse lag seine Taschenuhr. Das Glas stand offen. Die Zeiger waren stehen geblieben, der kleinere von beiden war verbogen. „Ihre Uhr, sie ist kaputt.“ 
    Seine Reaktion fiel minimalistisch aus, lediglich eine leicht angehobene Augenbraue zeugte davon, dass er mir zugehört hatte.
    „Ihre Uhr, Holmes.“ Behutsam nahm ich sie in meine Hand und hielt sie ihm hin.
    „Welchen Sinn haben Uhren schon?“ Er widmete der Apparatur nur einen knappen Blick. Ich mochte mich täuschen, doch seine sonst so klaren Augen wirkten trübe auf mich. „Sie sind nutzlos vor der Unabwendbarkeit der Zeit. Als ob man einen Ozean mit einem Glas leerschöpfen möchte.“ 
    Draußen auf der Straße war das Rumpeln und Krachen einer vorüberfahrenden Droschke zu vernehmen. Trotz des Lärms meinte ich Holmes seufzen zu hören.
    „Warum so schwermütig, alter Freund?“
    Dass er nicht antwortete sprach Bände. Ich kannte diese Situation, hatte sie schon viel zu oft erlebt. Mein Freund litt unter den schweren Stunden, in denen es nichts zu tun gab. Andere mochten es als Kränkung seiner Eitelkeit bezeichnen, für Holmes war es der Ausdruck größter Schmach, nicht gebraucht zu werden. Ich ahnte bereits, was bald geschehen würde. Er war im Begriff sich Zerstreuung zu suchen, eine Art der Zerstreuung, die ich als Mediziner und erst recht nicht als sein Freund befürworten konnte.
    Holmes schloss die Augen. Wie gerne hätte ich einen Blick ins Innere seines Kopfes geworfen. Womit beschäftigte sich sein Geist in diesen Augenblicken, da er nicht zielgerichtet einer kalten Logik folgend die ungeheuersten Rätsel löste? Ich wusste auf diese Frage keine Antwort. Also konnte ich nur zusehen, wie er durch das Fenster auf die regennasse Straße starrte.
    Gedämpfte Schritte auf der Treppe brachten ihn zurück in die Gegenwart. Holmes eilte zur Tür. Er strahlte über alle Maßen als er öffnete, noch ehe der bis dahin unbekannte Besucher klopfen konnte. Dass vor ihm eine junge Dame stand, erstaunte ihn nicht im Mindesten. 
    „Mr Holmes?“ Trotz ihres Hutschattens konnte ich deutlich ausmachen, wie sich ihre Wangen blitzartig rötlich färbten, als würde man zunehmend Bordeaux in ein Glas Wasser träufeln. „Mein Name ist Clara Ashby.“
    „Keine Ursache, Miss Ashby.“ Lächelnd, geradezu euphorisch wandte er sich mir zu. „Mein lieber Watson, Miss Ashby ist zu uns gekommen, um uns eine Einladung zu überbringen. Und ich bin froh, dass sie sich dazu durchgerungen hat.“ 
    Die Überraschung vertrieb die Schamesröte so schnell wie sie gekommen war. Als sie ins Innere unserer bescheidenen Behausung trat, hatte ich endlich die Gelegenheit, sie zu mustern. Miss Ashby war jung, jünger als ihre dunkle Kleidung auf den ersten Blick vermuten ließ. Das Gesicht war geprägt durch die hohen Wangenknochen und die meerblauen Augen. „Wie kommen Sie darauf?“
    Holmes lächelte und dieses Lächeln ließ ihn einmal mehr wie einen Raubvogel aussehen. „Die Antwort befindet sich in Ihrer Hand, Miss Ashby. Denn das Schriftstück, das Sie tragen, ist zerknittert. Sie hielten es wohl bereits eine Weile in Ihrer Hand. Und Ihre Schritte verstummten auf der Straße genau vor unserer Haustür. Sie blieben dort lange genug, um die Annahme, es

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