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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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könne sich bei Ihnen um eine gewöhnliche Passantin handeln, zu zerstreuen. Es hat dann immer noch dreieinhalb Minuten gedauert, ehe Sie sich bemerkbar machten, damit Ihnen Mrs Hudson öffnen konnte.“ Begleitet von einem knappen Stirnrunzeln sah Holmes zu mir herüber. „Vielleicht auch ein bisschen länger, die Uhrzeit war nur geschätzt.“
    Ohne dass ich es wollte fiel mein Blick auf die nutzlose Taschenuhr. „Könnte Miss Ashby uns nicht ebenso einen Brief bringen?“
    Holmes nahm vorsichtig die Hand unserer Besucherin und führte sie zu einem der beiden Ohrensessel. „Gewiss, mein lieber Watson, gewiss. Aber die Gesetzmäßigkeit der Wahrscheinlichkeit ließ mich anders vermuten. Denn der Absender dieser Nachricht pflegt weniger schriftliche Korrespondenz sondern verlässt sich eher auf persönliche Begegnungen. Miss Ashby ist …“
    Sie setzte sich so langsam, dass es keinerlei Zweifel daran gab, dass wir es mit einer gut erzogenen Dame zu tun hatten. Dann sagte sie schnell: „… vor allem eine besorgte Schwester.“
    Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. „Ashby so wie bei Lawrence Ashby? Dem …?“
    Ihre langen Wimpern zuckten nur einmal, um ihre stechenden blauen Augen zu verdecken. Es genügte, mich meiner unbedachten Worte zu schämen und den Rest des Satzes unausgesprochen zu lassen. Die Schwester von Lawrence Ashby. Dies war Grund genug, einen Sherlock Holmes von seinen dunklen Schatten zu befreien. Für mich dagegen war eine Begegnung mit dem Lawrence Ashby vor allem eines, nämlich rufschädigend. Nicht, dass so etwas meinen Freund interessiert hätte.
    Ich weiß nicht, was es war. Aber Miss Ashby sah meinen Freund auf eine ausgesprochen undurchschaubare Art und Weise an, so als wüsste sie nicht, ob er nun Segen oder Fluch für sie war. Sie reichte Holmes die Einladung, welcher sie fast ein wenig ungeduldig entgegennahm.
    Er überflog die Zeilen nur, dann gab er mir das Schreiben. Noch während ich die zittrige Handschrift entzifferte, fuhr er fort. „Miss Ashby, aus welchem Grund lädt Ihr Bruder uns zum Lunch ein?“
    Sie antwortete nicht gleich, dann jedoch sagte sie mit fester Stimme: „Das sollten Sie ihn selbst fragen.“ 
    Holmes nickte, auch wenn diese Antwort alles andere als geeignet war, seine Wissbegier zu befriedigen. Ich dagegen verspürte nichts als Entrüstung. So wie es sich geziemte für einen Mann der Wissenschaft. Es wäre das Mindeste gewesen, den Grund für dieses Treffen mitzuteilen. Enthielt man uns die näheren Umstände vielleicht eben deswegen vor, weil eine Ablehnung sicher gewesen wäre?
    Ich war so sehr in Gedanken, dass ich erst mitbekam, dass Miss Ashby uns verließ, als sie sich erhob. Entgegen meiner Gewohnheiten und meiner Erziehung muss ich einräumen, dass ich eine eigenartige Erleichterung verspürte, als die Tür hinter unserem Gast wieder ins Schloss fiel.
    „Wollen Sie wirklich dieser Einladung nachkommen? Die halbe Stadt spricht von diesem Menschen. Allein unsere Aufmerksamkeit wird ihm Auftrieb geben.“
    Holmes’ Gesichtsausdruck verriet sein Unverständnis für meine Bedenken. Er unterstrich dies mit zwei Worten. „Warum nicht?“
    Ich wusste tausend Gründe dafür, vermochte aber nicht einen einzigen zu formulieren. Es hätte ohnehin nichts gebracht. Die Entschlossenheit meines Freundes kannte ich bereits zur Genüge. Schweigsam setzte ich also mein Frühstück fort. 
    Er dagegen war wie ausgewechselt. Schweren Herzens fügte ich mich. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass diese seltsame Begegnung die Schwermut aus unseren gemeinsamen Räumlichkeiten vertrieben hatte, ein Schreckgespenst, das ich im Lauf der Jahre zu fürchten gelernt hatte. 
    Vielleicht hätte ich anders gedacht, wenn ich damals bereits gewusst hätte, welch absonderlicher Fall auf uns wartete. Sicher sogar. Denn niemand überschreitet freiwillig die Grenze des Todes. Niemand, auch nicht Sherlock Holmes.

    Das Haus stand so nahe an der Themse, dass das Rauschen des Wassers laut und deutlich zu hören war. Auf den bleifarbenen Wellen des Flusses dümpelten morsche Lastkähne auf und ab. Selbst im hellen Licht des Mittags war mir an diesem Ort nicht wohl in meiner Haut. Natürlich war es nicht die Art von Haus, die ich üblicherweise aufsuchen würde. Es war alt, soviel war offensichtlich, und überragte die umliegenden Hütten und Lagerhallen um etliche Fuß. Sein schwarzes Gebälk ächzte förmlich unter der Last des schiefen Ziegeldaches. Niemand konnte in diesen

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