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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Wänden. Wieso war Ashby das so wichtig? Hatte er nicht ständig den Tod vor Augen? Gereizt fügte ich hinzu: „Dürfen wir erfahren, was denn genau geschehen soll?“
    „Gewiss haben Sie bereits in Erfahrung gebracht, womit ich mich beschäftige.“
    Holmes nickte gönnerhaft. 
    Ashby fuhr fort. „Der Tod übt eine besondere Faszination auf mich aus, die mehr ist als nur eine Schwärmerei oder Passion. Seit einigen Jahren schon.“
    „Das ist kaum zu übersehen“, rutschte es mir heraus. Für einen Moment blitzten mich diese farblosen Augen an, dann sah Ashby wieder nach draußen. 
    „Ich werde nicht den Fehler machen, einen Zweifler bekehren zu wollen, Dr. Watson. Genauso gut könnte ich versuchen, die Themse aufzuhalten. Ob Sie es glauben oder nicht, dieser Mord wird geschehen. Es sei denn …“
    Holmes lächelte verständnisvoll. „Es sei denn?“
    „Es sei denn, Sie können ihn verhindern.“
    „Was genau wird sich ereignen?“ Mein Freund erhob sich, um die unheimlichen Bilder genauer in Augenschein zu nehmen. Vor einer hüfthohen Chronos-Statue blieb er stehen. Der griechische Gott der Zeit stand dort wie ein stiller Beobachter mit düsteren Schwingen, die  Sanduhr in einer Hand. Die Darstellung ließ mir einen Schauer den Rücken herablaufen.
    „Es wird in einer spiritistischen Sitzung geschehen. Ich werde sterben.“
    „Eine Séance?“ Ich hatte befürchtet, dass es sich um derlei drehen mochte, wenn es um Lawrence Ashby ging. Entgegen meines inneren Drangs sparte ich mir den Kommentar über Humbug. 
    „Glauben Sie etwa nicht daran, dass wir die Stimmen der Toten hören können?“ Offensichtlich bemerkte der Hausherr meinen Widerwillen.
    „Nein.“ Mehr Antwort brauchte es nicht. 
    „Sie verstehen das nicht. Die Logik macht Sie blind gegenüber den dunklen Ecken der Welt, wie ein Mann, der direkt in die Sonne schaut. Es liegt an dem Fluss. Die Geister der Toten schwimmen darin, sie treiben in den Wassern an mir vorbei. Sie sind flüchtig wie die Zeit, die nichts anderes ist als der Schatten des Chronos. Ich habe es irgendwann bemerkt, dass sie mir Signale geben. Logik hat nichts damit zu tun. Es ist die Zeit, verstehen Sie? Haben Sie nicht gehört, dass viele Uhrwerke dank meiner Präsenz stehen bleiben? Nun kennen Sie den Grund dafür.“
    Tatsächlich hatte ich einen Artikel im Daily Chronicle darüber gelesen, hatte es aber als Gewäsch abgetan. Was es ja wohl auch war.
    „Wann wird es geschehen?“ Holmes’ Frage war so sachlich und nüchtern, dass ich an seinem Verstand zu zweifeln begann. 
    „Mein Ableben wird sich heute um zweiundzwanzig Uhr ereignen.“
    Holmes legte eine Hand auf die Chronosskulptur, vor der er noch immer stand. „Wer hat Ihnen gesagt, dass Ihre Zeit abläuft?“
    Ashby zog die Decke hoch, so als fröre er. „Was ich weiß, weiß ich von Emma.“
    „Von wem?“
    „Emma Waters, einer jungen Dame. Stets freundlich und aufgeweckt. Man könnte sagen, dass sie im Dunkeln die Sonne scheinen lässt. Zumindest war es so, bis sie starb.“
    Ashbys Stimme hatte sich verändert. Seine Schwärmerei verriet ihn. Er hatte Gefühle für dieses Mädchen gehegt.
    „Wer war sie?“ 
    „Emma war eine Freundin meiner Schwester. Sie starb vor dreizehn Jahren, als sie uns hier besuchte.“ Er geriet ein wenig ins Stocken. Für einen Augenblick schloss er die Augen, dann fuhr er fort. „Meine Schwester Clara und Emma wurden auf dem Internat von Banesberry schnell Freundinnen und auch ich lernte, Emmas Gegenwart zu schätzen. Sehr sogar. Wir teilten ein ähnliches Schicksal, wissen Sie? Es ist nicht leicht, ohne Eltern aufzuwachsen. Ich war einfach zu beschäftigt. Vielleicht hatte ich deshalb die Mädchen ignoriert, als sie mir erzählten, dass sie Angst vor ihrer Lehrerin Mrs Winters hegten. Hätte ich Emma nur mehr Gehör geschenkt. Die Lehrerin hatte beschlossen, Emma dafür zu bestrafen, dass sie heimlich einen Brief geschrieben hatte. Es war ein Brief an mich. Sehen Sie, die Internatsleitung pflegte jegliche Korrespondenz zu kontrollieren. Wohl um zu verhindern, dass unvorteilhafte Dinge über Banesberry auf dem Postweg nach draußen gelangten. Emma wurde hart bestraft. Sie musste eine Nacht auf dem kalten Dachboden ausharren und das im Winter. Ich erfuhr davon, als sie bereits fiebernd im Bett lag. Es stellte sich heraus, dass sie sich eine Lungenentzündung zugezogen hatte. Der Arzt ließ sie zu uns bringen. Dennoch starb sie. Am Ende war ich ein gebrochener

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