Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
rußgeschwärzten Mauern schlafen ohne von Nachtmahren und Alpträumen geplagt zu werden. 
    Aber das war es nicht. 
    Es war das Wissen um die Begegnung, die uns bevorstand und die erdrückende Erkenntnis, dass Holmes meine Bedenken nicht im Mindesten teilte. Er bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit, die mehr als nur respekteinflößend war. Mein Freund ging zur Tür und machte sich bemerkbar.
    Erst nach einiger Zeit öffnete uns ein griesgrämig dreinschauender Diener. Schweigend ließ er uns ein und führte uns in ein Zimmer, das man nur mit viel Fantasie als Salon bezeichnen konnte. Seltsame Fotografien zierten die Wände, schattenhafte und undeutliche Porträts, die in meinen Augen nur von einer Sache zeugten – der verantwortliche Fotograf war alles andere als ein Meister seines Faches. Erst auf den zweiten Blick wurde mir klar, dass es sich bei diesen Bildern um Totenfotografien handelte, eine durchweg morbide Modeerscheinung.
    Ein Mann saß in einem gepolsterten Sessel direkt vor einem der großen Fenster mit Blick auf die Themse. Seine Beine steckten unter einer dicken Wolldecke. Es war mir sofort klar, wen wir vor uns hatten. Dies musste der Hausherr Lawrence Ashby sein. 
    „Sherlock Holmes.“ Sein Ausruf war voller Freude. Oder war es Erleichterung? Es war nicht zu leugnen, er hatte bereits auf uns gewartet. „Sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich sitzen bleibe. Ich habe mir jüngst eine üble Erkältung zugezogen. Der hiesige Regen ist wie ein Fluch für mich.“
    „Mr Ashby.“ Holmes ging zielstrebig auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Darf ich Ihnen meinen treuen Freund und Begleiter Dr. Watson vorstellen?“
    Schuldbewusst streckte ich meine Hand aus. Nur zaghaft wiederholte Ashby die Begrüßung. Seine Finger waren klamm, sein Händedruck schwach. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht waren voller Schweiß. Es waren jedoch die Augen, die ihn am leichtesten verrieten. Gesunde Menschen sehen anders aus. Sicherlich bedurfte es einer gründlichen Diagnose, aber der erste Augenschein verriet mir mehr als genug. 
    Laurence Ashby war offensichtlich fiebrig und litt unter Hustenreiz. Möglicherweise hatte er eine noch recht frische Bronchitis. 
    „Setzen Sie sich bitte.“ Der Hausherr wies auf eine Sitzgruppe in seiner Nähe. Die Wand dahinter wurde dominiert von einem dunklen Gobelin, dessen Farben wohl schon vor Jahren dem Staub Platz gemacht hatten.
    Holmes setzte sich und begutachtete die Einrichtung. Genoss er etwa den Aufenthalt in diesem Zimmer? Seine unglaubliche Geduld stieß mir auf. „Mr Ashby, wie können wir Ihnen helfen?“
    Der Angesprochene nahm meine Frage zur Kenntnis und strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es geht um ein Verbrechen. Ein sehr schlimmes Verbrechen.“
    „Warum rufen Sie nicht die Polizei? Inspektor Lestrade von Scotland Yard kann ich Ihnen wärmstens empfehlen.“ Erst als sie ausgesprochen waren, bereute ich meine deutlichen Worte. 
    „Mein lieber Watson, Mr Ashby hat uns gerufen, weil die Polizei ihm keinen Glauben schenken wird. Das ist doch korrekt, Mr Ashby?“
    Der Hausherr nickte. „Woher wissen Sie das?“
    „Wenn es anders wäre, dann wären wir nicht hier. Oder?“
    Für mich sah es so aus, als hätte Ashby nichts von dem verstanden, aber er nickte. Als würde er eine Art Sicherheit suchen, sah er aus dem Fenster auf den Fluss. „Ich habe bereits gehört, dass Sie ein sehr rational denkender Mann sind, Mr Holmes.“ 
    Diese Begegnung war mir in etwa so angenehm wie ein Treffen mit einem bis an die Zähne bewaffneten Stammeskrieger. Ich wollte in diesem Moment nur eines, baldmöglich wieder weg aus diesem Haus mit den Bildern der Toten an den Wänden. „Welches Verbrechen also?“
    Ignorierte dieser Ashby mich etwa? Er sagte nichts, sondern neigte seinen Kopf zur Seite, so als lausche er einer fernen Musik. Als ich bereits Zweifel an seinem Geisteszustand hegte, antwortete er doch noch. „Eine Tötung, es geht um eine Tötung.“
    „Einen Mord?“
    „Ja. Es wird ein Mord stattfinden.“
    Das weckte meine Neugier. „Kennen Sie die genauen Umstände? Wer wurde ermordet?“
    „Nein, Sie verstehen nicht. Niemand wurde ermordet. Dieser Mord wird erst noch geschehen. Deshalb habe ich Sie ja gerufen. Um diese Untat zu verhindern.“
    Selbst mein unerschütterlicher Freund stutzte. Konnte es sein, dass es Mr Ashby gelungen war, den Meisterdetektiv zu überraschen? Mein Blick glitt zu den toten Menschen an den

Weitere Kostenlose Bücher