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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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ich das Gefühl hatte, als presse eine Kneifzange alle Luft aus meinen Lungen. Dann gelang es mir, ein Bein hinter seine Beine zu bekommen, so daß wir beide wieder zu Boden stürzten, und sein heißer Atem strömte gegen meinen Hals, als wäre ich in einen tödlichen Kampf mit dem Teufel selbst verstrickt. Seine Hände lagen nun um meinen Hals, und ich wußte, daß dieser grinsende Totenkopf vor meinen Augen das letzte sein würde, was ich je auf dieser Welt zu Gesicht bekam.
    In einem letzten Akt der Verzweiflung, der weniger mit rationaler Überlegung zu tun hatte als mit sonst etwas in meiner ganzen Karriere, riß ich ihm die Maske vom Gesicht.
    Ah, Watson, welches Entsetzen! In vieler Hinsicht hatte das Gesicht, dem ich mich nun nur wenige Zentimeter entfernt gegenüber fand, kaum noch etwas Menschliches an sich, und selbst das Herz eines Hundes hätte bei diesem Anblick zu schlagen aufgehört. Es gab keine Nase, nur einen zerfetzten Krater, und obwohl das Wesen zwei Augen hatte, trat das eine ekelerregend hervor, baumelte nahezu aus der Augenhöhle, während das andere in einem beständigen Kreisspiel nach oben rollte und man nur noch das Weiße davon sah. Auch der Mund war in zwei Teile geteilt, die Oberlippe nach oben gewölbt und weggerissen, so daß nur noch Narbengewebe und unregelmäßige gelbe Schneidezähne zu sehen waren. Seine dünne Haut war straff gespannt und erinnerte an sprödes Pergament; überdies war sie mit einem Delta von Narben und dunklen Flecken schraffiert. Sein Haupt war kahl bis auf ein Büschel weißen Haares, das unkämmbar in die Höhe ragte.
    Aber noch seltsamer und schrecklicher als all das waren die Geräusche, die aus der Kehle dieser männlichen Medusa hervorquollen. Vorbei war es mit der Stimme von unbeschreiblicher Schönheit, und an ihrer Stelle war nun ein Kreischen und Grunzen getreten, das jeder Sau im Angesicht der Axt des Schlächters Ehre gemacht hätte.
    Er wich voller Entsetzen und Schaudern vor mir zurück, wobei er die Hände vor seine abscheulichen Züge hielt und sie wie ein Paar schwerfällig steifer Klauen vor sich hin- und herschwenkte. Und dann, ganz plötzlich, als wäre er nicht länger in der Lage zu kämpfen, sprang er von mir weg und auf eine Falltür zu, die sich etwa sieben Meter von dem Punkt entfernt befand, an dem ich, dem Zusammenbruch nahe, stehengeblieben war.
    Was als nächstes geschah, dauerte nur wenige Sekunden. Es gab ein plötzliches Tosen und Donnern, und dann stürzte das Dach über uns zusammen. Während ich hilflos auf dem Boden lag, fielen Tonnen von Erde und Wasser auf den armen, unglücklichen Nobody herab. Zum zweiten und letzten Mal in seinem traurigen Leben wurde er bei lebendigem Leibe begraben.
    Nur um Haaresbreite entkamen wir drei anderen demselben Schicksal – die Hauptmasse des Erdeinsturzes verfehlte uns, und statt dessen regnete es Steine und Erde auf uns herab wie bei einem Hagelschauer aus der Hölle.
    Als der Lärm abgeflaut war, hörte ich zu meiner Überraschung Schreie über mir, und als ich die Augen öffnete, blickte ich hinauf in den blauen Himmel. César stieß ein glückliches Schnauben aus.
    »Verdammt!« rief eine Stimme über mir. »Drei Monate Arbeit ganz umsonst!«

KAPITEL SIEBZEHN

    Diminuendo

    Die Barmherzigen Schwestern im Hospital von Saint-Sulpice bewegen sich in wunderbarem Schweigen. In ihren grauen Gewändern, ihren Schleiern und ihrem riesigen, gestärkten weißen Kopfschmuck gleiten sie geräuschlos über die endlosen Korridore, als hätten sie unter ihren Gewändern geölte Räder versteckt. Wenn man sie braucht, erscheinen sie wie durch Magie, und ihr Lächeln, gelassen und heiter, kündet mit stillem Geflüster von den Wundern des Glaubens. Dann, mit einem leisen Rascheln, verschwinden diese barmherzigen Wesen genauso unhörbar, wie sie gekommen sind.
    Ich spürte, daß die Polizei um mein Bett herumschlich und ängstlich darauf bedacht war, ihre Bekanntschaft mit mir zu erneuern.
    Ich war der erste, der aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Allerdings war ich am ganzen Körper schwarz und blau, als hätte ich einen Monat in einem Fleischwolf zugebracht, und meine Finger waren von den Glassplittern aufgeschlitzt, so daß ich für die nächste Zukunft alle Gedanken an eine Karriere als Geiger erst einmal aufgeben mußte. Trotz der Entbehrungen und der Unterkühlung, die ich erlitten hatte, ging es mir den Umständen entsprechend gut. Welche Mißhandlungen wir doch unseren zerbrechlichen

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