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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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dass die Sucht dem Mann letzten Endes schaden wird.«
    »Interessante Überlegungen, Watson. Sie müssen unbedingt darüber schreiben. Aber ich wiederhole meine Frage nach dem Ergebnis Ihres Besuches im Yard.«
    »Auch Scotland Yard hat keine Ahnung, wo Mary festgehalten werden könnte. Lestrade will es mit einer List versuchen.«
    »Um listig zu sein, benötigt man Verstand«, stellte Holmes fest.
    »Den hat Lestrade durchaus. Ich denke, wir haben ihn bisher unterschätzt.«
    Der Doktor legte seinen Mantel auf die Lehne eines breiten Sessels und nahm selbst an dem Tisch Platz, an dem Holmes gearbeitet hatte.
    »Interessiert es Sie überhaupt, was er vorschlägt?«
    »Um ehrlich zu sein ...«, begann Holmes, gab sich dann aber einen Ruck, nahm eine aufrechte Haltung ein und sagte: »Berichten Sie, mein lieber Watson! Ich bin ganz Ohr. Also, die List des Inspektors von Scotland Yard.«
    »Lestrade meint, wir müssten den Fuchs aus seinem unbekannten Bau locken.«
    »Fuchs, Bau«, brummte der Detektiv. »Ich hoffe, er hat die geschätzte Mary Watson nicht mit der Lieblingsspeise dieses Tieres verglichen.«
    »Hat er natürlich nicht.«
    »Ich dachte nur, bei Lestrades Vorliebe für unglückliche Metaphern ...«
    »Wollen Sie nun seinen Plan kennenlernen oder nicht? Er wird ihn auch ohne Ihr Zutun ausführen.«
    »Dann lieber nicht.«
    »Jetzt reicht es mir aber, Holmes«, schimpfte Watson aufgebracht. »Ihnen scheint nichts, aber auch gar nichts an meiner Frau gelegen zu sein.«
    »Im Gegenteil, ganz im Gegenteil.«
    »Lestrade wird eine Annonce in die Times setzen lassen, Seite eins natürlich, in der ein Finderlohn von fünftausend Pfund für eine wertvolle verloren gegangene Brosche ausgesetzt wird, vorausgesetzt, diese wird bei Doktor John Watson, 5 Park Lane, abgegeben.«
    »Genial, absolut genial«, heuchelte Holmes und las weiter in dem vor ihm liegenden Band der Encyclopaedia Britannica . Dann meinte er: »Wenn man sich in diesem Land auf dieses Lexikon, auf die Times , die Queen und Scotland Yard nicht mehr verlassen kann, ist es dem Untergang geweiht. Den Premierminister erwähne ich gar nicht.«
    »Was sagen Sie zu Lestrades Plan?«
    »Ich habe keine Einwände.«
    »Wenigstens etwas«, bemerkte Watson schon in ruhigerem Ton. »Was suchen Sie denn in der Enzyklopädie?«
    »Eine Definition, was Mathematik tatsächlich ist. Zumindest nach der gängigen Meinung führender Wissenschaftler.«
    »Hm«, meinte Watson skeptisch. »Was außer Addieren, Dividieren, Subtrahieren und ...«
    »... und Multiplizieren.«
    »Was sonst haben Sie gefunden?«
    »Mein lieber Watson. Sie teilen die Meinung vieler Laien, die Rechnen mit Mathematik verwechseln. Die Enzyklopädie hat folgende Definition parat. Hören Sie: Als Mathematik werden die verschiedenen Anwendungen mathematischen Denkens bezeichnet, die traditionellerweise Zahl und Menge umfassen. Es ist üblich geworden, Mathematik als eine Wissenschaft von verschwiegener und fortdauernder Größe zu bezeichnen ... «
    »Und Sie werfen Lestrade den Gebrauch leerer Phrasen vor.«
    »Erstens habe ich das nicht gemacht, und zweitens stammt diese Definition der Mathematik nicht von mir.«
    »Wie lautet Ihre Erklärung?«
    »Die Darstellung der Strukturen und Muster dieser Welt, so wie sie sind, ohne nach Gründen und Ursachen zu suchen.«
    »Auch damit kann ich nichts anfangen. Was interessiert Sie an diesem Thema?«
    »Haben Sie vergessen«, wandte Holmes ein, »dass Professor Moriarty Mathematiker ist? Um einen Menschen zu verstehen, befasst man sich zweckmäßigerweise mit seinem Beruf, nicht wahr, Doktor? Ich frage mich, warum der Professor die Welt auf gerade diese Weise betrachtet und nicht durch das Auge des Künstlers, des Arztes.«
    »Des Detektivs.«
    »Des Detektivs, der im Idealfall exakte Wissenschaft und künstlerische Intuition in sich vereint.«
    »Und auf Gifte verzichtet, die seinen brillanten Geist zerstören. Aber ich lasse Ihnen das letzte Wort, Holmes. Sprechen Sie es aus.«
    »Gute Nacht, Watson.«
     
    »Das gibt es doch nicht! Ist das nicht unerhört! Dieser Verbrecher in seiner Gier ...«, schimpfte Holmes vor sich hin, als er bei einer Tasse Tee die morgendliche Ausgabe der Times las.
    »Stimmt etwas nicht mit der Annonce, die Lestrade in Auftrag gegeben hat?«, erkundigte sich Watson, der den Speiseraum betrat.
    Die Verandatür zum Garten stand offen. Milde Frühlingsluft strömte in das helle Zimmer, in dem drei leere Vasen standen. Man merkte die

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