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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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der Wirt Richtung Küche verzog, der tatsächlich köstlicher Essensgeruch entströmte, fuhr Charles Bell in seiner Klage fort: »Wir hätten das mit der Enzyklopädie lassen sollen. Dieser fette Fisch machte uns noch verlockender für ihn.«
    »Du sprichst doch nicht von der Encyclopaedia Britannica , dem Bollwerk der Wissenschaft dieser Welt?«
    »Genau von dieser. Wir verkaufen sie hier in England, bewerben sie.«
    »Und ihr habt Einfluss auf den Inhalt, indem ihr Journalisten und Wissenschaftler mit Beiträgen beauftragt.«
    »Auch das. Wir sitzen an der Quelle. Das ist das Gefährliche daran. Moriarty hat mit uns die aktuelle Berichterstattung und letztlich das Wissen der Welt unter Kontrolle.«
    »Eine Katastrophe für dieses Land.«
    »Und die ganze Welt.«
    »Gegen die etwas unternommen werden muss.«
    »Es ist zwecklos«, meinte der Redakteur. »Ich bleibe, solange es irgendwie geht, sehe aber keine Möglichkeit, das Vorhersehbare tatsächlich zu verhindern.«
    »Ich habe den Kampf gegen Moriarty aufgenommen und werde ihn weiterführen«, stellte der Detektiv fest.
    »Sei vorsichtig! Er tötet nicht nur die Körper der Menschen, er macht auch vor ihrer Seele nicht Halt.«
    »Diese Worte aus einem sonst so nüchternen Mund«, zeigte sich Holmes überrascht.
    »Jetzt plant er etwas gegen einen Schriftsteller. Du kennst doch Oscar Wilde?«
    »Ich habe seinen ...«
    »Danke, Gregory. Die Pasteten wirken tatsächlich verlockend«, unterbrach der Journalist den Detektiv.
    »Und sie sind es auch. Ich selbst bin schon schwach geworden«, gestand der Wirt.
    Holmes und Bell schwiegen eine Zeit lang, während sie die dampfenden, mit gehacktem Steak und Nieren gefüllten Pies aßen, dann setzte Holmes seinen begonnenen Satz fort: »Ein Theaterschriftsteller der amüsanten, leichten Stoffe. Welche Gefahr sieht Moriarty in ihm?«
    »Das ist mir noch nicht klar, aber er will ihn vernichten. Einer meiner Mitarbeiter hat sich Hilfe suchend an mich gewandt.«
    »Da wir im Augenblick das Warum nicht durchschauen, müssen wir uns mit dem Wie begnügen«, sagte Holmes.
    »Enthüllungen über sein Privatleben. Ich konnte das Ärgste verhindern, aber die kleinen Schreiber scharren schon in den Startlöchern.«
    »Ist er verheiratet?«
    »Ja, Vater zweier Kinder.«
    »Also eine Affäre.«
    »Mit besonderem Hintergrund. Er interessiert sich für junge Männer.«
    »Da ist er nicht der einzige Künstler.«
    »Es wird eng für ihn. Aber Moriartys Pläne gehen weiter, sein Schmutz, den er über sein Penny-Blatt ...«
    »Er besitzt weitere Zeitungen?«
    »Den Telegraph vorerst. Was die Times derzeit noch verschweigt, weil ich es verhindern kann, schreit der Telegraph ins Land hinaus. Und da ist noch etwas ...« Als der Chefredakteur zögerte, nickte ihm Holmes aufmunternd zu. »Du erinnerst dich doch an den jungen Douglas, den Privatsekretär unseres Premierministers ...«
    »Natürlich. Ich sprach erst unlängst mit Watson über seinen mysteriösen Tod.«
    »Einer der Freunde des Schriftstellers ...«
    »Du sprichst von diesem Oscar Wilde?«
    Der Redakteur nickte. »Einer seiner Freunde ist der Bruder des Verstorbenen, ein gewisser Bosie. Lord Alfred Douglas. Der Vater ist außer Rand und Band und bestürmt uns mit Anschuldigungen gegen den Premierminister und gegen Wilde.«
    »Jemand hetzt also im Hintergrund«, stellte Holmes fest.
    »Und dieser Teufel im Hintergrund«, ergänzte Charles Bell, »scheut nicht davor zurück, auch Zweifel an der strengen Moral an höchster Stelle aufkommen zu lassen.«
    »Du formulierst das derart verkrampft, als ob es sich um die Queen handelte.«
    »Es ist die Queen. Aber derzeit ist jedes weitere Wort zu viel. Ich werde mich nicht an der Verbreitung dieses Gerüchts beteiligen und sogar dir gegenüber schweigen.«
    »Eine Verbindung zwischen Victoria und Wilde scheint auszuschließen zu sein, aus der besonderen Veranlagung jenes Mannes heraus.«
    »Deine Scherze waren schon besser.«
    »Man wird älter.«
    »Was wirst du tun?«, fragte der Chefredakteur.
    »Wachsam und aufmerksam bleiben, analysieren, Pläne entwickeln und handeln. Und hoffentlich siegen, am Ende. Dann beginnt deine Aufgabe. Du berichtest in der Times darüber.«
    »Es wäre schön, aber ich glaube nicht daran.«
     
    Es hatte nicht nur mit der Genialität seines Gegenspielers Moriarty zu tun, dass er bisher nicht in der Lage gewesen war, ihn zu besiegen. Darüber hatte er sich sogar Watson gegenüber zu einer Lüge hinreißen

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