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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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es nicht verbrannt hat. Auch ihm habe ich übel mitgespielt in meinem dummen Hochmut.«
    »Lassen wir es auf einen Versuch ankommen. Wie heißt der Mann?«
    »Robert.«
    »Und wo finde ich diesen Mr. Robert?«
    »Robert Baldwin Ross.«
    »Adresse?«
    »London, in der Nähe des Ritz.«
    »Genauer?«
    »Vierzig, Half Moon Street. Das Apartment wird von einem Höllenhund weiblichen Geschlechts namens Miss Nellie Burton bewacht.« Wilde unterbrach sich selbst und fuhr verlegen fort: »Sehen Sie, so ein Mensch war ich. Für einen Scherz verriet ich meine besten Freunde.«
    »Und es gibt nichts in Ihrem Schaffen, das Bedeutung für Sie hat?«
    »Nein, eigentlich nicht ... Oh, doch«, korrigierte sich der Schriftsteller. »Die Märchen. Ich schrieb sie für meine Kinder. Das ist etwas, für das ich mich nicht schäme.«
    »Ich werde sie lesen.«
    »Das würde mich freuen. Und ich danke Ihnen.«
    »Wofür?«
    »Dass Sie mich in diesem Gespräch wie einen Menschen behandeln und nicht wie einen ...«
    »Sie sind ein Mensch.«
    »Was planen Sie zu tun?«
    »Ich werde Ihren Freund, Mr. Ross, aufsuchen, um Näheres über Ihr letztes Theaterstück zu erfahren.«
    »Warum? Es lohnt sich nicht.«
    »Ich denke schon. Ich vermute, dass Sie darin einem Geheimnis des gefährlichsten Menschen dieses Landes, wenn nicht überhaupt ...«
    »Ganz bestimmt nicht«, unterbrach ihn Wilde hastig.
    »Sie sind mit diesem Stück jemandem zu nahe gekommen, und dieser Jemand hat darauf reagiert. Können Sie sich vorstellen, um wen es sich handelt?«
    Wildes Gesicht verdüsterte sich. Es wirkte plötzlich grau und eingefallen, die Augen waren vor Schreck geweitet.
    »Glauben Sie, glauben Sie wirklich ...?«, fragte er.
    »Ich bin mir sicher.«
    »Verstehen Sie, dass ich zu diesem Thema kein Wort mehr sage?«, meinte der Dichter schließlich. »Ich fürchte um das Leben meiner Frau, meiner Söhne.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Familie nicht gefährdet wird«, versprach Sherlock Holmes. »Mein Bruder, nicht ohne Einfluss in Whitehall, und ich werden ihnen die Flucht auf den Kontinent ermöglichen.«
    »Sie haben kein Geld.«
    »Es wird für Sie gesorgt werden.«
    »Ich mache mir tatsächlich Sorgen. Er hat schon meinen Vater ruiniert und meine Mutter in eine ähnliche Situation wie mich jetzt gebracht.«
    »Sie sprechen von James Moriarty?«
    Doch Oscar Wilde schwieg von diesem Augenblick an.

 
     
KAPITEL 6
     
    »Das ist zu wenig, Moran. Das sind mindere Leistungen, die ich von Ihnen nicht gewöhnt bin.«
    Colonel Moran stand in Respektabstand zu seinem Herrn, der wie immer große Bögen Papier mit Zahlen beschrieb. Er verbeugte sich leicht vor Moriarty und entschuldigte sich: »Natürlich kann in Bezug auf Holmes nicht alles gelingen. Er hat eine andere Qualität als unsere übrigen Gegner.«
    »Oder die angewandten Methoden sind ungeeignet. Er stirbt nicht am Gift, das er sich spritzt, er entdeckt das Kokain in seiner Kleidung und wird dadurch noch umsichtiger, weil er genau weiß, wem er das zu verdanken hat. Das ist dilettantisches Versagen. Das können wir uns nicht leisten. Es gefährdet die großen Unternehmungen.«
    »Sehr wohl, Meister«, erwiderte Colonel Moran mit hängendem Kopf. »Was befehlen Sie? Ich werde es umsetzen.«
    Als Moriarty schwieg, bot ihm sein Stabschef an, seine Tochter zu opfern, die so kläglich versagt hatte.
    »Verschonen Sie mich mit Ihrer Tochter, Moran. Wir benötigen sie für ein späteres Vorgehen. Im Augenblick geht es darum, zu verhindern, dass Holmes an eine ganz bestimmte Information gelangt. Und das mit allen Mitteln.«
    »Worum handelt es sich, Meister?«, fragte Moran.
    »Um ein Geheimnis, das ein solches bleiben wird, weil ich die Sache selbst verfolge. Und ich kenne keine Gnade, kein Versagen in meinem Vorgehen. Bringen Sie mir die Katze!«
    »Die Angorakatze Ihrer Frau Mutter?«
    »Eben diese.«
    »Aber ...«
    »Mir ist danach. Sie zögern?«
    »Wir alle haben das Tier ins Herz geschlossen. Es ist nicht nötig, Abrosia zu opfern.«
    »Bringen Sie die Katze!«
    Nach einigen Minuten trug Colonel Moran eine blütenweiße Langhaarkatze in Moriartys Halle und setzte sie zu seinen Füßen nieder. Das ahnungslose Tier schnupperte an seinen Beinen, dann sprang es auf den Tisch, auf dem die Rechenmaschine stand und das Papier gestapelt lag.
    »Was hast du mit Abrosia vor?«, fragte eine kräftige weibliche Stimme von der Tür her.
    Eine in einen schwarzen Männeranzug gekleidete Frau trat in den Saal.

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