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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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einen Baumstamm binden und zu Fuß weitermarschieren mußte. Ranken und Dornen erschwerten sein Vorwärtskommen und zerkratzten seine zarte Haut.
    Schon wollte er umkehren, als er in einiger Entfernung ein Feuer brennen sah.«
    Der kleine Ashley, der bisher still in seinem Bett gelegen hatte, setzte sich erwartungsvoll auf.
    »An einem Lagerfeuer saß ein häßlicher alter Mann.
    ›Was hast du hier zu suchen, Prinz James?‹, rief er ihm entgegen.
    ›Du kennst mich, Alter?‹, fragte der Prinz.
    ›Was führt dich zu mir?‹
    ›Mir ist langweilig im Schloß. Mein Leben ist schal und leer.‹
    ›Ich kann dein Leben verändern‹, flüsterte der Alte mit heiserer Stimme.
    ›Gut. Was willst du dafür?‹
    ›Deine Schönheit.‹
    ›Die kannst du gerne haben.‹
    ›Dann erzähl ich dir die wahre Geschichte von deiner Mutter und deinem Vater.‹
    Während der Alte von Mord und Verrat erzählte, wurde er immer schöner. Prinz James jedoch nahm nach und nach das abstoßende Aussehen des Alten an.
    Als James schließlich zu seinem Hengst zurückkehrte, erkannte ihn dieser nicht, scheute und ging durch. Der Prinz mußte den Rückweg zum Schloß zu Fuß antreten.
    Die Diener wollten den häßlichen Jungen zuerst nicht einlassen. Erst als er ihnen seinen Ring zeigte und sie seine Stimme erkannten, öffneten sie das Tor.
    James schlief drei volle Tage und Nächte. Als er schließlich erwachte und sich im Spiegel betrachtete, erschrak er. Er sah einen Fremden vor sich. Einen Fremden, der aussah wie der Alte im Höllental.
    Aber noch unerträglicher als sein eigenes Aussehen fand er das seiner Mutter und seines Stiefvaters. Obwohl sich die beiden nicht verändert hatten, erschienen sie ihm abstoßend häßlich.
    Was sollte er tun? Drei weitere Tage und Nächte eilte er ruhelos durch das Schloß. Bis er in der dritten Nacht in die alte, lange nicht benutzte Bibliothek des Schlosses gelangte. Beim Öffnen eines der verstaubten Bücher wurde ihm bewußt, daß er mit einem Male lesen konnte. Die Buchstaben ergaben plötzlich Sinn. Er setzte sich nieder und vertiefte sich in den Text.
    Auf dem Tisch lagen auch mehrere Bögen Papier und eine Feder. Wie im Traum tauchte er die Spitze des Federkiels in das Tintenfaß und begann zu schreiben. Er schrieb nieder, was ihn bewegte.«
    Die Kinderfrau hatte immer leiser gesprochen, denn die regelmäßigen Atemzüge, die vom Bett her kamen, zeigten ihr, daß der Junge eingeschlafen war.
    Holmes, Watson und Mrs. MacCroll verließen das Kinderzimmer und begaben sich in das Erdgeschoß des Hauses.
    »Eine schöne Geschichte«, bemerkte der Detektiv. »Fast zu tiefsinnig für einen kleinen Jungen.«
    »Gerade das liebt Ashley daran«, sagte die Nanny.
    Nun erst teilte ihr der Detektiv den Grund des abendlichen Besuches mit. Die schottische Kinderfrau war zuerst mißtrauisch, als Holmes sie bat, mit dem Jungen unverzüglich nach London zu reisen. Als er ihr aber eindringlich darlegte, daß das Kind in großer Gefahr sei, begann Mrs. MacCroll Koffer für sich und das Kind zu packen.
    Der Detektiv drückte ihr eine Hundertpfundnote in die Hand, und Dr. Watson überreichte ihr ein Empfehlungsschreiben für die Freemason's Hall in der Great Queen Street. Man solle den beiden Gästen Zimmer zur Verfügung stellen.
    »Sie müssen das Haus ungesehen über den Garten verlassen. Eine Kutsche wartet auf Sie am Hintereingang.«
    Watson, Holmes und der Kutscher trugen die Koffer durch den Garten zum Hansom, schließlich folgte die Kinderfrau mit dem schlafenden Knaben, den sie in eine Decke gehüllt hatte.
    »Gott schütze Sie und den Jungen, Mrs. MacCroll. Ich suche Sie in den nächsten Tagen in London auf«, verabschiedete sich Holmes von der Schottin. »Und vielen Dank für das Märchen. Es hat meine Phantasie angeregt. Wie heißt die Geschichte?«
    »Ein altes Märchen, das ich von meiner Großmutter kenne. Sie nannte es ›Höllenfahrt‹.«
     
    Nachdem das Kindermädchen und Ashley weggefahren waren, begab sich der Detektiv in die Küche, in der er am großen Tisch einige gebutterte Sandwiches verzehrte.
    »Wir werden zumindest diese Nacht in Miss Myras Haus verbringen«, verkündete er dem Doktor. »Mehr Zeit haben wir nicht. Wir müssen morgen nach London und nach Kitty Dumbarton und ihrem Mann suchen. Außerdem fordert das Projekt Domino meine Rückkehr ins Fairmount Hotel noch vor dem 8. März.«
    Seinen Revolver in Reichweite, döste Holmes vor sich hin, ohne wirklich zu schlafen.
    Als er ein

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