Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
dieser.
»Scusi, signora, signori«, wandte sich ein buckliges Männchen im schwarzen Anzug an die frommen Pilger.
»Wir kommen aus England. Sprechen Sie Englisch?«, fragte Myra Hall, und Dan Symmons erinnerte sie mit einem leichten Druck auf die linke Hand, daß er ihr Sprecher war.
»Aber natürlich, meine Dame. Ich bin Pater Domenico, zuständig für das Monument. Ich führe Sie gerne dorthin. Sie müssen wissen, unsere Sicherheitskräfte dürfen niemanden mit Blumen oder Kränzen in die Basilika einlassen. Zu groß ist die Gefahr für die Kunstwerke. Jemand könnte Säure darin verbergen oder Ärgeres.«
Unter vielen Kniebeugen und Kreuzzeichen hinterlegten Myra, Dan und Stephen das Bouquet am Fuße des Stuart-Monuments.
»Miss Myra und ich haben uns intensiv mit der Geschichte des königlichen Hauses der Stuarts beschäftigt«, erklärte Dan Symmons. »Und wir sind zur Auffassung gelangt, daß den Stuarts wegen ihres Glaubens der Anspruch auf die Krone Englands genommen wurde.«
»Ein trauriges Kapitel in der Geschichte unserer Kirche«, bestätigte der Pater. »Mit Auswirkungen bis in die Gegenwart. Auch für uns ist es nicht leicht, all die Ungerechtigkeiten zu ertragen, die den Jakobitern zugefügt wurden in all den Jahrhunderten.«
»Gibt es jemanden, der uns tiefer in die Materie blicken lassen kann?«, fragte Dan Symmons.
»Den gibt es fürwahr. Ich weiß nur nicht ... Aber ich werde nachfragen. Sie entschuldigen mich. Ich werde ein Telefonat tätigen.«
Nach einer Dreiviertelstunde schwebte der Mann beinahe beschwingt vor das Denkmal und verkündete: »Ich darf Sie zu einer Kutschfahrt einladen, in den Südosten der Stadt, in den Convento di San Clemente. Dort halten schottische Dominikaner das Andenken an die rechtgläubigen englischen Könige hoch. Ich freue mich, daß Bruder Benedikt bereit ist, Sie zu sehen.«
Westminster Abbey, London
»Hier liegen sie alle, die einander das Leben so schwergemacht haben: Elizabeth I., ihre Rivalin Mary Stuart und Anne, die Frau von James I.«, erklärte der Domkustos Graham Stonehill, der Sherlock Holmes und Dr. Watson durch die Lady Chapel führte.
Holmes blickte nach oben zum kunstvollen Fächer der gotischen Decke der Kapelle der Westminster Abbey und fragte so nebenbei: »Und wo liegt ihr Mann?«
»James I. ruht in einer Gruft unterhalb des Grabmals von Heinrich VII. im Zentrum der Kapelle. Ohne Inschrift, ohne besonderen Hinweis, außer den Worten THE ENIGMA OF THE WORLD, flankiert von zweien seiner Liebhaber. Zu seiner Linken George Villiers, Duke of Buckingham, zu seiner Rechten Ludovic Stuart, Duke of Richmond und Lennox.«
»Ist das nicht außergewöhnlich für einen König? Immerhin wurde Homosexualität als Sünde, als Verbrechen, betrachtet.«
»Es ist in der Tat außergewöhnlich. Und wird auch heute noch verschwiegen, vor allem von den Anhängern von James I.«
»Obwohl das ziemlich bedeutungslos ist, nach all den Jahren.«
»Nicht ganz. Immerhin gab James I. Anstoß für die wichtigste Bibelübersetzung der englischen Sprache. Ein Homosexueller, der die Bibel übersetzen ließ, ist für Konservative nicht leicht zu verkraften.«
»Gibt es eine Möglichkeit, die Gruft von James I. zu besichtigen?«, fragte Sherlock Holmes.
»Nein. Alles was diesen König betrifft, wird mit äußerster Zurückhaltung behandelt. Nur sehr ausgewählte Wissenschaftler haben die Gruft betreten.«
Im British Museum fragte Watson nach Hillary Swindon, der jungen Mitarbeiterin von Dan Symmons, die bei seinem letzten Besuch in der Library so kurz, wenn auch angenehm, in Erscheinung getreten war und die der Archäologe als Shakespeare-Expertin bezeichnet hatte.
»Können Sie es sich vorstellen, dazu beizutragen, das Rätsel um Shakespeare zu lösen?«, fragte Sherlock Holmes die junge Dame.
»Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich Sie dabei unterstützen kann. Aber ich weiß wirklich nicht …«
»Wenn Sie Shakespeares Stücke nur etwas besser kennen als wir, oder wenn Sie jemanden wissen, auf den dieses zutrifft …«
»Ach«, sagte Hillary Swindon beinahe erleichtert, »wenn es nur das ist. Ja, die Dramen und die lyrischen Werke Shakespeares kenne ich wirklich gut.«
»Wo können wir in Ruhe sprechen und arbeiten?«, fragte Holmes.
»Ich schlage das Globe Restaurant vor. Es steht ungefähr dort, wo man Shakespeares Theater gleichen Namens vermutete. Es bietet einen traumhaften Blick auf die Themse und auf St. Paul's.«
»Wir nehmen
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