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Sherlock Holmes und die Theatermorde

Sherlock Holmes und die Theatermorde

Titel: Sherlock Holmes und die Theatermorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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Blick in Richtung seiner literarischen Recherchen, aber es war klar zu sehen, daß ihn gegen seinen eigenen Willen die Neugier gepackt hatte.
    »Hatte er Feinde?«
    Bernard Shaw lachte lang und herzlich.
    »Das fragen Sie über einen Kritiker? Auf jeden Fall ist es doch wohl offenkundig, daß er mindestens einen hatte. Ich würde für McCarthy ein Dutzend veranschlagen.« Er blinzelte mir verschmitzt zu. »Er war noch unausstehlicher als ich.«
    Sherlock Holmes dachte darüber eine Weile nach, dann erhob er sich abrupt und warf seinen Morgenrock ab.
    »Kommen Sie, wir wollen uns die Sache jetzt gleich ansehen. Haben Sie die Adresse des unglückseligen Menschen?«
    »South Crescent Nummer vierundzwanzig, in der Nähe des Tavistock Square. Einen Augenblick.«
    Holmes wandte sich um und sah ihn an.
    »Sie vergessen die Honorarfrage.«
    »Ich habe noch nicht gesagt, daß ich den Fall übernehme.«
    »Nichtsdestoweniger. Ich muß Ihnen sagen, daß ich nicht imstande bin, Ihnen auch nur einen roten Heller für Ihre Dienste zu zahlen.«
    »Ich habe schon für weniger gearbeitet, wenn mich der Fall reizte.« Er lächelte. »Schreiben Sie immer noch an Ihrer Wagnermonografie?«
    »Ein Wagnerbrevier, ja.«
    »Dann darf ich Sie vielleicht um eine signierte Kopie der Erstausgabe bemühen.« Holmes schlüpfte in Jackett und Mantel. »Wenn ich den Fall übernehme.« Auf dem Weg zur Tür blieb er stehen. »Was steckt wirklich hinter Ihrer Bitte, diese Angelegenheit zu untersuchen?«
    Der Kobold warf die Hände in die Luft. »Die Befriedigung meiner eigenen Neugier. Ich gebe Ihnen mein Wort. Wenn Doktor Watson seinen Teil der Miete für diese Räume mit Prosabeschreibungen Ihrer Arbeit zahlt, dann kann ich vielleicht ein Gleiches tun, indem ich Sie auf die Bühne bringe.«
    »Gott bewahre!« erwiderte Holmes, während er die Tür für uns aufhielt. »Ich habe jetzt schon kaum ein Privatleben.«

KAPITEL DREI

    In South Crescent

    »Nun, Watson, was halten Sie von ihm?« fragte mich mein Begleiter. Wir hatten gemeinsam eine Droschke zu Nummer vierundzwanzig South Crescent genommen, wo Shaw uns treffen sollte. Er hatte in der Zwischenzeit andere Dinge zu erledigen. Ich hüllte mich enger in meinen Mantel und zog zum Schutz gegen den schneidenden Wind meinen Schal höher, bevor ich ihm antwortete.
    »Was ich von ihm halte? Ich muß bekennen, ich finde ihn unerträglich. Holmes, wie können Sie nur das Gerede dieses Besserwissers erdulden?«
    »Ich nehme an, er erinnert mich an Alceste. In jedem Fall amüsiert er mich so sehr wie Alceste. Finden Sie ihn nicht stimulierend?«
    »Stimulierend?« protestierte ich. »Kommen Sie, Sie glauben doch nicht im Ernst, Shakespeare hätte besser Essays schreiben sollen?«
    Holmes lachte vor sich hin. »Nun, Sie müssen zugeben, daß ich Sie vor seinen ausgefallenen Ideen gewarnt habe. Mit Shakespeare haben Sie leider gerade den wunden Punkt getroffen. Ich gestehe ein, daß seine Ansichten zu dem Thema sich außerordentlich ungereimt anhören. Aber seine Vorurteile lassen sich erklären. Er liest Dramen nicht wie Sie, Watson, sondern um seinen eigenen Geist an dem anderer zu messen. ›Und solche Männer haben nimmer Ruh, solang sie jemand größer sehn als sich.‹«
    »›Das ist es, was sie so gefährlich macht‹«, zitierte ich weiter. Ich blickte durchs Fenster auf das verschneite London und dachte darüber nach, ob der große Kobold gefährlich sein könnte. Er war zweifellos gewandt genug mit Worten, um sie in tödliche Waffen verwandeln zu können, aber es war etwas so schelmisch Liebenswertes an dem Mann, daß ich es schwierig fand, mir eine Meinung über ihn zu bilden.
    »Hier sind wir«, rief mein Begleiter und riß mich damit aus meinen Träumereien. Wir befanden uns in Bloomsbury, in einem hübschen, wohlgepflegten Halbrund von Häusern, denen ein ebenso wohlgepflegter Privatpark gegenüberlag. Das Gelände war zur Zeit von Schnee bedeckt, aber die Umrisse eines formal angelegten Gartens waren erkennbar und veränderten die Konturen der Schneewehen. Die Häuser selbst waren vierstöckig und weiß gestrichen. Es waren alles Pensionen, aber ich sah keine Schilder, die freie Zimmer ankündigten, und kam zu dem Schluß, daß die Gegend dafür zu gut und zu teuer sei. Nummer vierundzwanzig befand sich in der Mitte des Halbkreises. Sie unterschied sich in Nichts von den Nachbarhäusern, abgesehen von der davor versammelten Menge und den uniformierten Polizisten, die den Neugierigen den Weg

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