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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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Inhalt in beiden Fällen bei oberflächlicher Betrachtung danach aussah. Lestrade hat das gesehen, aber wie üblich nicht wahrgenommen. Er raucht immer Stumpen und versteht nichts von wirklich gutem Tabak. In der einen Dose waren Blätter eines Strauches, die getrocknet als indisches Kraut verkauft werden. Leaves of Truth . Wenn man sie verbrennt, wird der Rauch zur Wahrheitsdroge.«
    »Ich dachte, das sei nur ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.«
    »Ist es nicht, wie Sie sehen.« Holmes stopfte sich genüsslich eine Pfeife. Ich verging fast vor Ungeduld.
    »Der Geruch des indischen Krautes unterscheidet sich eklatant von dem jedes Tabaks, der irgendwo auf der Welt hergestellt wird. Man braucht nur die Nase hineinzustecken«. Holmes rieb sich sein in der Tat enormes Riechorgan, das ihn auf die Lösung des Falles gebracht hatte.
    »Der Teufel wollte es nun, dass Professor O'Shaugnessey im Schlaf sprach. Seine Frau heißt beziehungsweise hieß Margaret. Er aber redete im Traum mit seiner indischen Frau, Shmi. Als gebildete Frau wusste Margaret O'Shaugnessey natürlich, dass Lakshmi, wovon sich der Name Shmi ableitet, die indische Göttin des Glücks ist. Darauf angesprochen, mag ihr Mann dies auch erklärt haben. Margaret konnte jedoch nicht glauben, dass ihr Gatte im Schlaf ausgerechnet mit einer Göttin Zwiesprache hielt. Der Keim des Misstrauens war gelegt und sie beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, ohne dass der Professor es merkte.«
    Vor Staunen stand mir der Mund förmlich offen.
    »Und dann«, fuhr Holmes fort, »warf die Frau bei passender Gelegenheit das indische Kraut ins Kaminfeuer und ihr Mann begann ihr zu erzählen, was er nie im Leben hatte erzählen wollen. So kam eine Wahrheit ans Licht, die die Frau nicht ertragen konnte. Worauf sie ihren Mann mit Hilfe des anderen indischen Krautes umbrachte.«
    »Jenem aus der Dose«, schloss ich messerscharf, »mit dem sie ihm anschließend seine Gute-Nacht-Pfeife stopfte.«
    »Seine große Gute-Nacht-Pfeife, genau, mein lieber Watson«, pflichtete mir Holmes bei. »Ich bin wirklich kein schlechter Chemiker, Watson, wahrlich nicht, aber es ist mir nicht gelungen, die Art des Giftes zu bestimmen. Darum habe ich einfach dem Kanarienvogel des Hauses ein paar Krümel davon in den Fressnapf gegeben. Es dauerte keine zwei Minuten, da fiel er tot von seiner Stange. Ganz einfach, und dabei nicht ohne Pikanterie!«
    »Nein, Holmes«, antwortete ich, »ganz und gar nicht.« Ich vermied es, die Hand in die Tasche meines Morgenmantels zu stecken, wo ich eine Handvoll der ominösen Blätter aus der ersten Tabatiere verborgen hatte. Holmes sollte auf keinen Fall merken, dass ich sie mit einem raschen Griff an mich genommen hatte, als wir das Haus der unglückseligen Mörderin verließen. Gerade war Lestrade gekommen, um sie festzunehmen, doch sie hatte sich blitzschnell Kraut aus der zweiten Dose in den Mund gestopft, es zerkaut und hinuntergeschluckt. Binnen einer Minute war sie tot gewesen.
    Ich wartete einige Tage ab, bis Holmes seinen nächsten Fall gelöst hatte, der zufälligerweise wiederum mit Tabak zu tun hatte. Es war das befremdliche und verwickelte Problem des Tabakmillionärs John Vincent Harding, der sich belästigt fühlte. Ich werde sicher einmal an anderer Stelle davon berichten. 32 Erst als mir schien, es sei genug Gras über die Sache gewachsen, wagte ich einen Versuch.
    »Nein, nein, Mrs. Hudson«, lehnte ich ab. »Ich mache das mit dem Kaminholz schon selbst. Gehen Sie ruhig schlafen.«
    Mit beleidigter Miene überließ mir Mrs. Hudson das Beschicken des Kamins und brachte dann den Punsch, den ich bestellt hatte.
    Als Holmes am Kamin Platz genommen hatte, zündete ich erst das Feuer und dann meine Pfeife an. Holmes tat es mir nach. Ich schob meinen Stuhl etwas von Feuer weg, als sei es mir zu warm.
    »Ihnen ist heiß, Watson?«, fragte Holmes leutselig, als er das sah.
    »Ja«, antwortete ich etwas verlegen, »ein wenig. Aber das hat nichts zu sagen.«
    Wir unterhielten uns über dieses und jenes, zum Beispiel über die Wettfahrt von Paris nach Rouen, bei der zwei wagemutige Lenker von Benzinkutschen am 22. Juli des Vorjahres über einen Dampftraktor obsiegt hatten, oder über den unersetzlichen Verlust, den Russland und die Musikwelt im Allgemeinen durch den Tod von Anton Rubinstein im zurückliegenden November erlitten hatte. Dann sah ich am Flackern von Holmes' Augenlidern, dass das indische Kraut offenbar seine Wirkung entfaltete.
    »Ich

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