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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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Es macht vergessen wie ein Schluck Wasser aus dem sagenhaften Fluss Lethe.«
    Ich war verwirrt. »War das, was Sie mir erzählt haben, dann gar nicht die Wahrheit?«
    »Wer weiß, mein Freund, wer weiß? Was ist Wahrheit? , fragt schon die Bibel. Und Sie müssen zugeben, wenn schon nicht wahr ist, was ich erzählt habe, so war es doch hoffentlich wenigstens gut erfunden. Vielleicht kenne ich ja auch ein Gegenmittel gegen das indische Kraut.«
    Mir fehlten die Worte. Was sollte ich sagen, was tun? Ich hatte meinen Freund auszuhorchen versucht, hatte ihn regelrecht hintergangen. Nun hatte er alles Recht der Welt, mich zu verachten.
    Doch Holmes tröstete mich. »Schwamm drüber, Watson! Wovon wir nicht reden können, darüber müssen wir eben schweigen.«

SHERLOCK HOLMES UND DER FALL DER FAIR LADY
    Zur Erinnerung an Jeremy Brett (1933-1995), der sich von bescheidenen Anfängen als Freddy Eynsford-Hill in George Cukors Film My Fair Lady (1964) bis zum Sherlock Holmes emporarbeitete.
     
    Jakschémasch!
    Borat
     
    Mein Freund Sherlock Holmes war, wie ich auch, noch ganz erfüllt von Elgars Enigma Variationen , die wir gerade in Covent Garden gehört hatten. Weil es jedoch wie aus Brunnenkübeln regnete, wir aber keine Droschke fanden, suchten wir im Eingang der Inigo Jones Church Zuflucht. Holmes war fasziniert von dem Problem der geheimen Melodie, die sich, von den Zuhörern kaum bemerkt, angeblich durch das gesamte Werk ziehen soll und derentwegen das Werk auch Enigma heißt. Ich dagegen war von den Bildern begeistert, die die Musik vor dem geistigen Auge des Zuhörers entstehen ließ.
    »Wenn ich allein an die elfte Variation denke!«, begeisterte ich mich. »Diese Lautmalerei, in der Elgar seinen Hund verewigt hat. Man sieht förmlich die Bulldogge am Ufer umherspringen. Das Stück hat eine Leichtigkeit in seiner Gravität, oder eine Gravität in seiner Leichtigkeit. Genau das, was uns Engländer insgesamt auszeichnet. Richard Wagner dagegen ist gravitätisch und nichts als das. Wie alle diese Fritzen! Und absolut humorlos. Ich verstehe sowieso nicht, wie man ausgerechnet ihn 1854 zum Leiter der Royal Philharmonic Society machen konnte.«
    »Sie sprechen wie ein wahrer Patriot, Watson. Aber ich muss Ihnen entgegenhalten, dass Richard Wagner als einer der größten Komponisten des neunzehnten Jahrhunderts gelten muss. Allein schon wegen der Idee des Leitmotivs ! Aber Elgar kann durchaus mit ihm konkurrieren. Haben Sie übrigens das Enigma erkannt?«
    »Nein! Das ist etwas für Musikdetektive, wenn es so etwas geben sollte!«
    »Nun, Sie hätten als Patriot Ihre wahre Freude daran! Ich bin überzeugt, dass es sich um Rule, Britannia handelt. Man müsste jedoch noch einmal die Partitur genau durchsehen.«
    Während wir uns unterhielten, war ein hoch gewachsener Herr mit einem dunkelbraunen Jackett unter einem offenen Trenchcoat, mit tropfnassem Hut, zu uns herangetreten und hörte uns zu. Ich dachte, er habe, trotz seiner Kleidung, vielleicht ebenfalls das Konzert besucht und wolle sich an unserem Gespräch beteiligen, doch ich hatte mich geirrt. Stattdessen zeigte er mit dem unbehandschuhten Finger auf mich. »Ganz leichter schottischer Einschlag. Ich vermute, mütterlicherseits. Ansonsten Hampshire. Winchester?«
    »Kings Worthy, aber ... darf ich fragen, was das soll, mein Herr?«
    »Sie haben als Kind längere Zeit in Australien gelebt und waren Soldat, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ganz einfach, mein Bester! Sie müssen nur das scheinbar Unhörbare wahrnehmen! Und Sie!« Er wandte sich Sherlock Holmes zu. »Yorkshire. Jetzt London. Marylebone, würde ich sagen.«
    Mein Freund lächelte amüsiert in sich hinein. »Baker Street. Ansonsten haben Sie recht! Meine Eltern lebten in Yorkshire.«
    »Finden Sie Ihre Art nicht ein wenig impertinent, mein Herr?«, fragte ich den seltsamen Mann. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Hätte nicht mein Freund Sherlock Holmes in höchsteigener Person neben mir gestanden, hätte ich vermutet, er habe sich als dieser Mann verkleidet, um uns ein wenig zu foppen. Dieser Bursche urteilte ebenso treffsicher wie mein Freund. Und war – ich bitte um Vergebung – von derselben Arroganz. Der Fremde griff an seinen Hut, lupfte ihn aber wegen des schlechten Wetters nur wenig. »Verzeihen Sie, meine Herren. Eine kleine berufliche Unart von mir. Ich bin ...«
    Holmes unterbrach ihn rasch. »Sagen Sie jetzt nichts!« Er machte eine Kunstpause. »Sie sind Junggeselle, aus gut

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