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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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beförderte. Eliza kam erst, als die wenigen Trauergäste schon gegangen waren. So war klar, dass sie weder entführt noch krank war. Da sie sich nicht bei ihrem jungen Verehrer befand, musste sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach hier im Hause aufhalten, denn ihr Geld reichte nicht für eine Pension oder ein Zimmer, wie mir der Professor bestätigte. Sie konnte sich also nur im Hause Karpathy aufhalten.«
    »Und dann kamen Sie noch einmal hierher?«, fragte Higgins. »In dieser Verkleidung?«
    »Natürlich in Verkleidung! Karpathy kannte uns ja und wir durften ihm keine Zeit lassen, einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich hatte er mit Hilfe eines ahnungslosen Amerikaners und eines kleinen Jungen bereits die einhundert Pfund in seine Hand gebracht.«
    »Und was soll jetzt werden?« Higgins schien unschlüssig.
    »Das, Professor, überlasse ich ganz Ihnen. Wie ich schon zu Beginn unseres kleinen Abenteuers zu Ihrer Frau Mama sagte, mischen sich nur Detektive minderer Güte in Kabale um Liebe ein. Den Rest des Problems müssen Sie schon selber aus der Welt schaffen. Watson, kommen Sie!«
    Widerwillig erhob ich mich. Ich hätte gar zu gerne den Ausgang der Geschichte miterlebt, doch bekanntlich genießt ein Gentleman und schweigt.
    Holmes salutierte militärisch und verabschiedete sich noch einmal in seinem Phantasie-Kasachisch. » Jakschémasch !«
    » Bunga, Bunga «, setzte ich hinzu, dann überließen wir Karpathy, Higgins und Eliza ihrem Schicksal.
     
    Ein paar Wochen später wollte unser Freund George Bernard Shaw, dessen Bart mich immer an einen Ziegenbock erinnerte, Sherlock Holmes wieder einmal seine Aufwartung machen und ein wenig über Musik fachsimpeln, doch leider war mein Freund nicht zu Hause. Zuerst diskutierte ich mit dem langen, hageren Schriftsteller über das in Elgars gleichnamigen Variationen verborgene Enigma. Mr. Shaw teilte Holmes' Meinung, es sei keineswegs Rule, Britannia , aber das musste nichts bedeuten. Mr. Shaw war prinzipiell gegen alles, was anderen als gut und richtig galt.
    Um ihn nicht unnötig zu reizen und um ihm – und mir – die Wartezeit zu verkürzen, schenkte ich mir aus der Flasche Cseresznye Pálinka ein, die Maggy im Auftrag ihres Herrn hatte vorbeibringen müssen – zum Dank, dass wir die Polizei nicht hinzugezogen hatten. Für meinen Gast, der Alkohol ebenso verabscheute wie Fleischspeisen, ließ ich ein Glas Milch kommen. Diplomatisch lenkte ich beim Servieren das Gespräch auf Fälle, die mein Freund gelöst hatte, zum Beispiel auf den des Werwolfs von London, der eine Werwölfin gewesen war. Obwohl ich auf Holmes' Geheiß hin noch keinen Bericht dazu veröffentlicht hatte, wusste Shaw bereits darüber in den Grundzügen Bescheid. In London bleibt ein Geheimnis leider nun einmal nicht lange geheim.
    »Erzählen Sie mir lieber von Higgins, Doktor«, bat er mich stattdessen. »Ganz London amüsiert sich über diese Geschichte. Stimmt es, dass diese transsilvanische Prinzessin in Wahrheit eine Prostituierte aus Whitechapel ist? Und Higgins' Schüler, dieser Karpathy, soll sich wegen dieser angeblichen Prinzessin mit einem Kosaken duelliert haben!«
    Das war mir aufs Äußerste unangenehm! Ich sollte über Dinge reden, über die zu reden ich nicht autorisiert war. Aber ich erkannte auch die Chance, die sich mir hier bot. Ich konnte mir Shaws Mitteilsamkeit zunutze machen, um die hässlichen Gerüchte über Eliza aus der Welt zu schaffen. Also stellte ich zunächst einmal klar, dass Eliza ein ehrbares Mädchen war, zwar keine Prinzessin, aber auch keine Dirne aus Whitechapel. Ohne ihren gescheiterten Selbstmordversuch zu erwähnen, schilderte ich dann, wie Holmes und ich, als Orientalen verkleidet, Karpathy mit der Beute in seiner Wohnung überrumpelt hatten, so dass er – Jakschémasch und Bunga! Bunga! – keine andere Wahl mehr gehabt hatte, als alles zuzugeben. So viel durfte ich sicherlich auch ohne Holmes' Einwilligung preisgeben. Schließlich stand die Ehre einer jungen Frau auf dem Spiel!
    Shaw unterbrach meinen Bericht immer wieder mit seinem meckernden Gelächter. » Bunga! Bunga ! Köstlich!«, rief er, um Atem ringend und mit Tränen in den Augen.
    »Aber ich bitte Sie, verehrter Mr. Shaw, nochmals um Diskretion. Was ich Ihnen erzählt habe, sollte wirklich unter uns bleiben!«
    »Aber lieber Doktor Watson«, erwiderte der Schriftsteller, »Sie kennen mich doch!«
    Das war ja das Problem! Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er das, was er hier

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