Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
Vom Netzwerk:
Hände zum Zeichen, dass ihm das vollkommen egal sei. Aber Shaw wollte noch mehr wissen. »Jetzt sagen Sie aber mal, Holmes, was war denn das eigentlich für eine Sprache, mit der Sie diesen Karpathy so herrlich hinters Licht geführt haben?«
    »Reinstes Kasachisch«, antwortete er mit einem ironischen Augenzwinkern.
    »Aber dieses jakschémasch , das bedeutet doch sicher irgendetwas?«, insistierte Shaw.
    »Wie geht es dir?«
    »Wie es mir ... ach so! Und das ist Kasachisch?«
    »Es ist Polnisch, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Jak sie masz im Original. Und Zoltan Karpathy hat das nicht gemerkt! Sein Unvermögen, unsere seltsamen Äußerungen einzuordnen, obwohl er doch angeblich siebenundzwanzig Sprachen und Dialekte fließend beherrscht, dieses Unvermögen erfüllte mich mit außerordentlicher Genugtuung.«
    Wieder schallte Shaws meckerndes Gelächter durch unser Wohnzimmer. »Und Bunga, Bunga ?«
    »Reine Phantasie, Mr. Shaw«, erklärte ich, »reine Phantasie!«
    »Also dann, meine Herren!« Shaw hob sein halb volles Glas Milch. »Auf Pygmalion!«
    Gemeinsam tranken wir auf das zukünftige Theaterstück dieses bemerkenswerten Mannes.

SHERLOCK HOLMES UND DER DIEBISCHE WEIHNACHTSMANN
    Ich stand am Fenster und sah auf die Baker Street hinaus. Wie sehr hatte sich unser Leben und Treiben in den letzten Jahren verändert: Wo vor gar nicht allzu langer Zeit noch Pferdewagen, mal von leichtfüßigen Trabern, mal von schwergängigen Brauereigäulen gezogen, entlangfuhren, bahnten sich nun laut ratternd, hupend und stinkend Benzinkutschen den Weg durch die Stadt. Die Menschen hatten lernen müssen, die Straßen schnell zu überqueren, um nicht überfahren zu werden. Bald wird auch kein Mann mit einer roten Fahne mehr vor diesen Dingern hergehen müssen, um die Leute zu warnen. Dann wird man bei schlechtem Wetter würdige Gentlemen mit erschrockenem Hopser dem Wasserschwall ausweichen sehen, mit dem sie ein durch die Pfützen jagender Motorwagen aufs Korn nimmt.
    Allein bei seiner Lampe sitzen, Bücher vor sich aufgeschlagen und so Menschen zu Freunden haben, die nicht mehr auf dieser Welt weilen – es kann nichts Schöneres geben. Die vielen gehaltvollen Bände des William Shakespeare, wohl auch die Werke von Charles Dickens wie der Martin Chuzzlewit oder die Pickwick Papers, und, je älter ich werde, auch die Heilige Schrift; wie viel Gutes findet sich doch in diesen alten Büchern, das zum Herzen spricht. Diese neumodischen Schreiber, die sich Dichter zu nennen erfrechen wie jener James Joyce mit seinem unzüchtigen Roman Ulysses , die verstehe ich nicht und will sie auch gar nicht verstehen. Wo war der Respekt geblieben? Vor allem der Respekt vor den heiligen Dingen des Lebens, vor Großbritannien, vor dem Königshaus, vor Gott? 38
    Auch mein Freund Sherlock Holmes war merkwürdig geworden seit seiner Rückkehr aus Ostasien. An jenem Tag reizte er mich jedenfalls bis aufs Blut. Ich hatte versucht, die neueste Nummer des Lancet zu lesen, wurde aber immer wieder von seinem Gejaunere gestört. Mein Freund lernte Japanisch. Das Japanische besitzt unzählige gleich lautende Vokabeln. Der Bedeutungsunterschied entsteht, soviel ich weiß, durch die Tonhöhe, mit der man das Wort singt und in Beziehung zu anderen Wörtern stellt. Es war nervtötend! Ich hoffte sehnsüchtig, dass etwas geschehen möge. Ein Blitz müsste hernieder fahren, auf sein Haupt zum Beispiel. Oder Lestrade mit einem hübschen Problemchen hereinschneien.
    »Nehmen Sie's mir nicht übel, alter Junge«, entschuldigte ich mich, »aber kein Mensch von Verstand hält Ihr Gewimmer aus. Sie werden erlauben, wenn ich ein wenig spazieren gehe. Selbst die trübste Suppe da draußen kann nicht schlimmer sein als Ihre augenblickliche Gemütsverfassung.«
    »Gehen Sie nur, Watson, gehen Sie nur«, murmelte mein Freund zerstreut. »Und nichts für ungut!« Er schlug mit den Fingern gerade wieder einen Trommelwirbel auf der Fensterbank. Meinen Gruß, den ich ihm, schon in Hut und Mantel, zuwarf, erwiderte er nicht mehr. Wahrscheinlich hätte er schon eine Minute später die Frage verneint, ob ich etwas gesagt hatte.
    Unten auf der Straße warf ich noch einmal einen Blick nach oben. Im hell erleuchteten Fenster zeichnete sich scharf Holmes' charakteristische hagere Gestalt ab. Er musste mich gesehen haben, wie ich im Schein der Gaslaterne grüßend den Spazierstock erhob, denn er winkte kurz und fahrig mit der Pfeife zurück. Dann ging ich los. Als ich mich das

Weitere Kostenlose Bücher