Sherlock von Schlotterfels 06 - Ein Gespenst unter Verdacht
wurden Steinbrecher auf einem Flohmarkt in die Hände gespielt. Der Professor hat den Verdacht, dass jemand vor langer Zeit einige Seiten aus der Familienchronik entfernt hat und dass es sich bei diesem Jemand nur um Sherlock selbst gehandelt haben kann.
„Er hat die Papiere entfernt, um den Mord an Hartfried vor der Nachwelt zu vertuschen und dafür zu sorgen, dass Hartfried vollkommen in Vergessenheit gerät“, so Steinbrechers Vermutung. Auch am Mordmotiv – Habgier – besteht für Steinbrecher kein Zweifel. Sherlock wäre nach dem Tod seines Vaters mit einer kleinen Geldsumme abgespeist worden, wohingegen sein Bruder den Löwenanteil und das Schloss geerbt hätte.
Fraglich ist natürlich, wie Dr. Klaus Kuckelkorn, dem Besitzer und Direktor von Schloss Schlotterfels, diese sensationelle Familiengeschichte verborgen bleiben konnte.
Professor Steinbrechers hartes Urteil: „Nun, nicht jeder, der sich Doktor nennen darf, ist dieses Titels auch würdig.“
Professor Steinbrecher wird sein Buch heute Abend um 19.00 Uhr in der Buchhandlung am Markt der Öffentlichkeit und der Presse vorstellen. Eintritt frei.“
Dr. Kuckelkorn schlug mit der Faust auf den Tisch. Seine Kiefer mahlten vor Zorn. Er ließ die Zeitung sinken. Alle schwiegen betroffen.
Nach einer Weile sagte Herr Strohtkötter in die Stille hinein: „Ich konnte den Druck dieses Artikels leider nicht verhindern. Es tut mir leid.“
Dr. Kuckelkorn nickte. „Nicht Ihre Schuld!“, raunte er kopfschüttelnd. „Dieser Steinbrecher bauscht die Sache künstlich auf, um meinem Ruf als Wissenschaftler zu schaden und den Verkauf seines Buches anzukurbeln!“
„Papa“, flüsterte Paula unsicher, schwang sich auf seinen Schoß und legte ihm beide Arme um den Hals. „Dieser Professor Steinbrecher ist so gemein! Wieso erzählt der solche Lügen?“
Dr. Kuckelkorn strich sanft über Paulas Arm. „Ich glaube nicht, dass er lügt.“ Bei den Worten ihres Vaters wurde Paula leichenblass. „Du meinst, Sherlock … Sherlock von Schlotterfels ist … äh … war wirklich ein … Mörder?“
Dr. Kuckelkorn zuckte mit den Schultern. „Es sieht ganz danach aus.“
Paula vergrub den Kopf am Hals ihres Vaters und schluchzte: „Das kann aber doch gar nicht sein!“
„Aber Paula“, versuchte Dr. Kuckelkorn sie mit sanfter Stimme zu trösten. Ihre heftige Reaktion war ihm vollkommen schleierhaft. „Wer wird denn deswegen so weinen? Die Sache ist ärgerlich für mich, zumal ich Sherlock von Schlotterfels bei unseren Museumsführungen immer als Ehrenmann dargestellt habe. Aber man darf die Sache auch nicht überbewerten.“ Dr. Kuckelkorn nickte Herrn Strohtkötter zu. „Ich danke Ihnen auf jeden Fall, Herr Strohtkötter, dass Sie extra zu uns gekommen sind, um mich vorzuwarnen.“
Herr Strohtkötter nickte und erhob sich. „Aber das war doch selbstverständlich“, versicherte er. „Ich finde alleine raus. Auf Wiedersehen.“ Er verließ das Esszimmer.
Max hatte seinen Kopf auf die Hand gestützt und murmelte: „Hartfried Freiherr von Schlotterfels.“
„Dieser Name ist mir nicht ein einziges Mal untergekommen“, sagte Dr. Kuckelkorn ungläubig.
Paula schniefte und ging zu ihrem Stuhl zurück. Sherlock – ein Mörder. Paula begann zu zittern. Sie durfte gar nicht daran denken, wie oft Max und sie allein mit dem Gespenst unterwegs gewesen waren. Mit einem Mörder!
„Wirklich ärgerlich!“, grummelte Dr. Kuckelkorn und es war ihm anzusehen, dass er seine Wut nur schwer bändigen konnte. „Das hätte mir nicht passieren dürfen. Jetzt stehe ich wie ein dummer Schuljunge da. Aber wenn Steinbrecher denkt, ich würde heute Abend kneifen … um Punkt 19.00 Uhr sitzen wir in der Buchhandlung. Dieser … dieser … ach! Bitte entschuldigt mich. Ich muss erst mal eine Runde spazieren gehen und Dampf ablassen.“
„Papa!“, rief Max, aber da fiel schon die Esszimmertür hinter seinem Vater ins Schloss.
Die Haushälterin schaute zwischen Max und Paula hin und her. „Und jetzt esst etwas, Kinder. Die Sache wird auch nicht besser, wenn ihr in den Hungerstreik tretet!“ Mit diesen Worten landete ein Brötchen auf Frau Hagedorns Teller, dem sie entschlossen mit dem Messer zu Leibe rückte. „Glaubt mir, alles halb so schlimm. In ein paar Wochen kräht kein Hahn mehr nach dieser alten Geschichte. Und euer Vater braucht sich wirklich nicht zu grämen. Er konnte davon doch gar nichts wissen, wenn dieser Sherlock von Schlotterfels die Seiten aus der Chronik
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