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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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der
Glückseligkeit ihrer Vereinigung hätte schwelgen können. Wenn die ganze Welt
doch nur aus diesem dunklen Zimmer bestanden hätte, das vom süßen Klang ihres
Liebesspiels erfüllt war, unberührt vom Gestern und Heute, beschützt von den
unüberwindlichen Mauern der gegenwärtigen Nacht.
    Hätte sie für jedes Wenn ihres
Lebens nur einen Penny bekommen, sie hätte zwischen Liverpool und Neufundland
eine Straße mit purem Gold pflastern können.
    Sein Atem ging noch immer schnell
und unregelmäßig. Er drehte sich auf den Rücken, sodass er sie nicht mehr
berührte. Gigi biss sich auf die Lippe und fühlte, wie die kalte Wirklichkeit
ihre Fangarme nach ihr und ihrem Herzen ausstreckte.
    Zwar sagte er nichts Gemeines, sein
Schweigen allerdings erinnerte sie an all das, was sie auf gar keinen Fall
hatte tun wollen, als er nach London zurückgekehrt war. Und was war mit all
ihren Liebesschwüren gegenüber Freddie? Nichts als Schall und Rauch?
    »Ich war bei dir im Hotel damals in
Kopenhagen«, erklärte Camden.
    Es dauerte eine volle Minute, bis
sie die Worte wirklich begriff, die er eben gesagt hatte. Und selbst dann war
ihr noch nicht vollends klar, was das bedeuten sollte. »Wie ... Hast du keine
Karte dagelassen?«
    »Du warst bereits mit der Margarete in See gestochen.«
    Fast hätte ein Freudenanfall Gigi
überwältigt, der dann aber schnell traurigem Unglauben wich, dem hilflosen
Staunen darüber, wie kapriziös sich das Schicksal gebärden konnte. »Ich habe es
nicht mehr auf die Margarete geschafft«, erwiderte sie wie im
Traum. »Die hatte den Hafen schon verlassen, als ich eintraf.«
    »Was?«
    Das hatte sie von ihm noch nie
gehört! Er war einfach viel zu perfekt, um Was statt Bitte zu
fragen. Jedenfalls bis eben gerade.
    »Wohin bist du denn dann
entschwunden?«
    »Zurück ins Hotel. Abgereist bin ich
erst am nächsten Tag.
    Er lachte bitter. »Hat dir der
Portier nicht ausgerichtet, dass irgendein Esel mit Blumenstrauß dich besuchen
wollte?«
    Es war alles wieder wie damals,
nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, und dann nur drei
Wochen später schreckliche Blutungen bekam. »Als ich wieder da war, muss wohl
schon der Nachtportier übernommen haben.«
    Er hatte zu ihr kommen wollen. Warum
auch immer, aber er hatte zu ihr kommen wollen. Doch dann mussten sie einander
verpassen, als ob Shakespeare selbst ihre Geschichte an einem besonders
verzweifelten Tag geschrieben hätte.
    Gigi rang mit den Tränen. »Sobald
ich wieder in England angekommen war, lief ich gleich zu Felix, um mich zu
trösten. Der hatte gerade geheiratet, was mich aber nicht davon abhielt, eine
schlimme Idiotin aus mir zu machen.«
    Er gab einen sonderbaren Laut von
sich. »Ich frage ja nur äußerst ungern ...«
    »Keine Angst, er ist der Versuchung nicht
erlegen, und ich kam irgendwann wieder zu Verstand. Damit war die Geschichte zu
Ende.«
    »Ja, ich kam ebenfalls wieder zu mir
und entschied, dass ohnehin nichts auf der Welt wiedergutmachen könnte, was
zwischen uns geschehen war.«
    »Und so etwas wie einen echten
Neuanfang gibt es ohnehin nicht«, fügte sie hinzu. Tränen standen ihr in
den Augen, sodass sie das Zimmer nur noch verschwommen sah.
    Zum ersten Mal begriff sie, was sie
weggeworfen hatte, als sie beschloss, diesen Mann unbedingt haben zu müssen –
egal wie und mit welchen Mitteln. Sie hatte ihn damals keineswegs gerettet,
sondern ihm verwehrt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es war
selbstsüchtig und kurzsichtig gewesen, was sie sich bisher nicht hatte
eingestehen wollen.
    »Ich hätte das alles nie tun dürfen.
Es tut mir leid.«
    »Lass nur, ich war damals auch nicht
gerade einer der letzten Aufrechten. Ich hätte dir klar sagen müssen, was ich
herausgefunden hatte, ganz gleich, wie schrecklich so ein Gespräch auch
verlaufen wäre. Stattdessen habe ich Theater gespielt und dabei Rache und
Gerechtigkeit verwechselt.«
    Sie lachte bitter. Obwohl sie zwei
intelligente Menschen waren, hatten sie wirklich jeden nur denkbaren Fehler begangen.
Und noch ein paar mehr.
    »Ach, ich wünschte ...« Sie
unterbrach sich. Was half das alles jetzt noch? Ihre Chance war vorbei.
    »Ja, ich auch. Dass ich dich an
jenem Tag in Kopenhagen doch noch erwischt hätte.« Er seufzte schwer und
voller Bedauern. Dann drehte er sie zu sich um. »Noch ist es nicht zu
spät.«
    Einen sehr langen Augenblick
verstand sie den Sinn seiner Worte nicht. Dann traf sie die Erkenntnis wie ein
Blitzschlag. Es hatte

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