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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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einmal eine Zeit in ihrem Leben gegeben, da wäre sie
eine Meile weit barfuß über scharfe Glassplitter gegangen, wenn er sich dafür wieder
mit ihr versöhnt hätte. Damals wäre sie vor Glück wahrscheinlich ohnmächtig
geworden bei dieser Bemerkung.
    Doch das war nun viele Jahre her,
seit langer Zeit vorbei. Trotzdem hüpfte ihr dummes Herz auch jetzt vor Freude
und überschlug sich förmlich.
    Dann blieb es fast stehen.
    Sie war Freddie versprochen.
Freddie, der ihr bedingungslos vertraute. Der sie vergötterte, obwohl sie das
gar nicht verdiente. Wann immer sie ihn traf, versicherte sie ihm wortreich,
dass sie ihn liebte und auf jeden Fall heiraten würde, das letzte Mal war gerade
erst zwei Tage her. Sollte sie Freddie einen Schlag ins Gesicht versetzen,
indem sie ihn so scheußlich betrog?
    »Ich versuche eigentlich immer,
solche Gedanken zu unterdrücken«, gestand Camden, und seine Augen leuchteten
im Dunkeln. »Dennoch überlege ich oft, was gewesen wäre, hätte ich nicht so
schnell aufgegeben in Kopenhagen, sondern wäre nach England gekommen zu
dir.«
    Und warum bist du das nicht?, weinte
sie im Stillen. Warum bist du nicht zu mir gekommen, als ich einsam und mein
Herz gebrochen war? Wieso musstest du warten, bis ich mich an einen anderen
Mann gebunden habe?
    Verzweifelt hielt sie sich die Augen
zu, doch die Gedanken fuhren in ihrem Kopf weiter Karussell, fraßen einander
auf, tanzten wie in einem Irrenhaus. Dann verstummten sie plötzlich. Ein süßes
Lied wie das der Sirenen folgte ihnen, verführerisch und unwiderstehlich,
sodass Gigi nichts anderes mehr hörte.
    Ein Neuanfang. Ein Neuanfang. Ein
Frühling, der auf den Winter folgt. Phoenix aus der Asche. Die zweite Chance,
um die sie immer erfolglos gebetet hatte und die doch nie kommen wollte, war
plötzlich da, wurde ihr auf einem silbernen Tablett mit Blüten umkränzt
präsentiert.
    Sie musste nur noch ihre Hand
ausstrecken und ...
    Wieder überkam sie das alte
unstillbare Verlangen nach ihm, das sie schon vor zehn Jahren so unerbittlich
beherrscht hatte, dass ihr alles andere vollkommen gleich geworden war. Sie
hatte ihre Prinzipien aufgegeben und aus reiner Selbstsucht gehandelt. Und man
sah ja, was daraus geworden war. Am Ende hatte sie jeden Respekt vor sich
selbst verloren, von einem möglichen Glück mit Camden ganz zu schweigen.
    Doch das Lied der Sirenen klang noch
immer wunderschön. Weißt du nicht mehr, wie ihr zusammen über alles lachen
konntet? Hast du vergessen, dass ihr in den Alpen wandern gehen und an der
Riviera segeln wolltet? Kannst du dich nicht mehr an die Hängematte erinnern,
in der ihr im Sommer liegen wolltet mit Krösus in der Mitte?
    Nein, das waren alles nur verzerrte
Visionen, Erinnerungen und Wünsche, die sie gerade durch eine rosarote Brille
sah. Freddie war ihre Zukunft – Freddie, der es nicht verdient hatte, einfach
in die Ecke geworfen zu werden wie ein ausgedientes Spielzeug. Er verdiente das
Beste, was sie geben konnte. Sein ganzes Glück hing von ihr ab. Sie hätte sich
selbst niemals zu verzeihen vermocht, wenn sie jetzt sein Vertrauen
missbrauchte.
    Aber was wäre, wenn ...
    Schluss! Wenn sie das Lied der
Sirenen schon ertragen musste wie einst Odysseus, würde sie das eben tun. Nur
Freddie würde sie nicht aufgeben. Oder ihren Anstand. Weder heute noch jemals
wieder.
    Gigi schaute ihren Gemahl an. »Ich
kann nicht«, erklärte sie so leise, dass es fast ein Flüstern war. »Ich
bin einem anderen versprochen.«
    Fest umklammerte er ihren Oberarm.
»Wieso genau hast du mir eigentlich von deiner Mensinga-Kappe erzählt?«
    Ja, wieso eigentlich genau? »Ich
...« Lag hier irgendwo eine Reitpeitsche herum? Sie hätte sich damit gern
gegeißelt. »Ich dachte, du wärst deshalb vielleicht schrecklich wütend auf
mich und willst dann nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    »Verstehe, also ging es auch dabei
nur um deine Loyalität gegenüber Lord Frederick.«
    Seine Stimme klang kalt – sein Herz
war es plötzlich auch. Ein Klumpen aus Eis, in dem eine weiße Flamme aus
Schmerz züngelte.
    »Weshalb hast du dann nicht
protestiert, als ich sie entfernte? Immerhin drohen jetzt Folgen.«
    Was sollte sie darauf schon
erwidern? Dass es schon immer so mit ihr gewesen war? Dass ein bisschen Freundlichkeit
und ein Hauch Zuneigung von ihm ausreichten, und sie vergaß alles, was eben
noch wichtig gewesen war? Dass sie sich in seinem Bett in einen willenlosen
Dummkopf verwandelte?
    »Daran habe ich nicht gedacht.
Verzeih

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