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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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mir.«
    Das Bett quietschte. Camden hatte
sich auf den Rand gesetzt, die Hände links und rechts aufgestützt, den Kopf
gesenkt. Dann stand er ganz auf.
    »Es wäre schön gewesen, wenn deine
Skrupel dir ein bisschen eher eingefallen wären.« Es klang zornig. Rasch
zog er seinen Morgenmantel über und verknotete schwungvoll dessen Gürtel.
    Gigi richtete sich halb auf und zog
die Bettdecke bis zur Brust hoch. Bleib bei mir. Verlass mich nicht. Stattdessen
murmelte sie nur hilflos: »Du hast doch selbst gesagt, dass wir nicht
ungeschehen machen können, was zwischen uns passiert ist.«
    »Wenn ich doch nur einmal auf mich
selbst hören würde«, erwiderte er knapp und marschierte zur Tür.
    »Warte!«, rief sie. »Wo willst
du denn hin? Die Zimmer oben sind nicht sicher. Wer weiß, was da alles passiert
ist!«
    »Das Risiko gehe ich ein. In diesem
Haus muss es doch wohl ein Bett gegeben, das weniger gefährlich ist als
deins.«
    Camden lag in dem Zimmer, das ursprünglich
für ihn gedacht gewesen war, starrte zur Decke hinauf und wünschte sich fast,
sie würde ihm auf den Kopf fallen, damit er das Bewusstsein verlor und nicht
mehr weiter grübeln musste.
    Nicht, dass in seinem Kopf noch viel
Verstand übrig gewesen wäre. Seit er den Brief von seinen Anwälten bekommen
hatte, in dem Gigi um die Scheidung bat, hatte er keinen einzigen Tag mehr
erlebt, an dem er wirklich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen wäre.
    Bisher hatte er seine Ehe immer als einen
erträglichen Zustand bezeichnet. Erträglich, weil, solange sie vor dem
Gesetz unumstößlich als Mann und Frau galten, immerhin die Hoffnung bestand,
dass sie eines schönen Tages ihren jugendlichen Sturm und Drang überwunden
haben und doch noch so etwas wie ein gemeinsames Glück finden würden. Nicht,
dass er normalerweise solche Wünsche vor sich selbst zugab, aber nach den
üblichen VierzehnStunden-Tagen war er nachts oft zu erschöpft, um sich zu
kontrollieren.
    Als Gigi ihn also wegen einer
Annullierung mit unzähligen Briefen bombardieren ließ, die den Himmel verdunkelten
wie ein Schwarm biblischer Heuschrecken im Alten Ägypten, verwandelte sich sein
erträglicher Zustand in schreckliche Zerrissenheit. Innerlich erstarrt warf er
die Briefe in den Kamin, zu einer Antwort war er nicht fähig.
    Eine Annullierung wäre eine Sache
gewesen, eine Scheidung hingegen noch eine ganz andere. Als Gigi selbige dann
jedoch einreichte, überkam ihn eine so unbändige Wut, dass er am liebsten ein
kleines Massaker angerichtet hätte. Ihre Ehe war ein Pakt mit dem Teufel,
geboren aus Lügen und Rache. Wie konnte sie es wagen, dieses Band aus Schmerz
zwischen ihnen nun zerschneiden zu wollen? Sie hatten alle beide nichts
Besseres verdient.
    Es war mehr als dumm von ihm
gewesen, sich nicht klarzumachen, wozu all diese Jahre voller enttäuschter
Gefühle führen würden, wenn sie sich wiedersahen. Mit Blindheit geschlagen war
er gewesen, als er während der Schifffahrt über den Atlantik überlegt hatte,
welche Bedingung er Gigi für die Scheidung stellen wollte.
    Alles, was er damit erreicht hatte,
war die Entfesselung ungezügelten Begehrens. Es hatte ihn Jahre gekostet, dieses
Verlangen nach der Trennung weitgehend beherrschen zu lernen. Früher hatte die
Sehnsucht Gigi noch mehr gequält als ihn, jetzt aber fraß sie ihn auf.
    War es nun Mut oder Wahnsinn
gewesen, sie zu bitten, nicht alles wegzuwerfen, was sie miteinander verband?
Im Augenblick fühlte er nichts als schwarze Verzweiflung, weil Gigi ihn
zurückgewiesen hatte. Das Gefühl von Verlust war so stark, dass er kaum zu
atmen vermochte.
    Irgendwie konnte er einfach nicht
glauben, dass es das nun gewesen sein, ihre Geschichte so
grässlich zu Ende gehen sollte. Es war, als hätte die böse Hexe vom Zauberwald
Hänsel und Gretel doch verspeist. Gigis Worte mochten nur ein kaum vernehmbares
Flüstern gewesen sein, ihre Stimme jedoch war klar und fest gewesen. Da konnte
sie noch so sehr in seinen Armen stöhnen und vielleicht kurz den Kopf
verlieren, letztlich aber behielt sie ihr eigentliches Ziel im Auge. Und das
war, jede Verbindung zu ihm für immer zu beenden.
    Vielleicht hatte sie ja recht.
Vielleicht steckte er geistig immer noch im Jahre 1883 fest. Vielleicht war
dies wirklich der Schlusspunkt ihrer gemeinsamen Geschichte, und Gigi würde
nun die strahlende Braut eines anderen Mannes werden, er selbst nur eine
Fußnote im Buch ihres Lebens.
    Sie saß im Speisesalon und starrte
in die Tasse mit

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