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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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Aus der Nähe betrachtet wirkte sie heruntergekommen.
Drinnen saßen Motten und Muff in den Vorhängen, die Wände waren schwarz vom Ruß
der schlecht abziehenden Kamine, die Decken in fast jedem Zimmer zeigten
Wasserflecken. Und das, obwohl die Familie die berühmten Marlborough-Juwelen
bereits verkauft hatte, um ihre Lage zu verbessern. Ein paar Jahre nach Langfords
Besuch musste der siebte Duke das Parlament um Zustimmung bitten, das gesamte
Inventar versteigern zu dürfen, damit er von dem Erlös die Schulden seiner Familie
bezahlen konnte.
    Im Vergleich damit war Ludlow Court
ein einziges Schatzkistchen, ein kleines, aber vollkommenes Beispiel
herrschaftlicher Architektur. Langford war es tatsächlich ohne großen Aufwand
gelungen, es auch innen in seiner Schönheit und Eleganz zu erhalten und von
Zeit zu Zeit dem Meisterwerk noch das eine oder andere Detail hinzuzufügen.
    Trotzdem überlegte er, ob das Haus
Mrs. Rowland wohl gefiel, während sie das Vorzimmer und die große Empfangshalle
durchschritten. Ihr Cottage mochte zwar kaum größer sein als eine Jagdhütte,
allerdings hatte sie vorher auf einem großen Anwesen gelebt, größer als Ludlow
Court und wahrscheinlich deutlich moderner und luxuriöser eingerichtet.
Jedenfalls stand das wegen des ungeheuren Vermögens ihres verstorbenen Mannes
zu vermuten.
    »Sie haben die Terrasse umbauen
lasen«, bemerkte Mrs. Rowland, als sie den Empfangssalon des Südflügels
betraten. Eines seiner Fenster schaute
auf die Terrasse und den abfallenden Rasen dahinter, hinter dem ein geometrisch
angelegter Garten und ein kleiner See lagen. »Ihre Gnaden hat sich früher
immer wieder darüber beklagt.«
    »Meine Mutter? Tatsächlich?«
Auch das hatte er nicht gewusst.
    »Oft sogar. Allerdings hat sie
damals alles so gelassen, weil Ihr Vater ja schwer krank war und sie ihn mit
den Bauarbeiten nicht stören wollte. Sie war eben ein herzensguter
Mensch.«
    Das war ihm leider viel zu spät
klargeworden. Während seiner arroganten Jugendjahre hatte er seine Mutter für
eine Landpomeranze gehalten, der so vollkommen die Eleganz und der Schliff
fehlten, die er bei der Braut eines Herzogs erwartete. Ihre liebende Besorgnis
hatte er mit Müh und Not ertragen und nie geahnt, wie verloren er eines Tages
ohne sie sein würde.
    »Mir gegenüber hat sie darüber nie
ein Wort erwähnt. Leider war ich damals wohl zu sehr mit mir selbst beschäftigt,
um ihr den Wunsch von den Augen abzulesen. Ich habe die Terrasse
bedauerlicherweise erst ausbessern lassen, als ich hier am Wochenende Bälle und
andere Gesellschaften gegeben habe.«
    »Sie ist sehr hübsch«,
versicherte Mrs. Rowland und betrachtete durchs Fenster die apricotfarbenen
Rosen, die an der Balustrade draußen wuchsen. »So hätte es Ihrer Mutter sicher
gefallen.«
    »Würden Sie den Tee gern auf der
Terrasse nehmen?«, fragte er. »Es ist ein wirklich schöner Tag.«
    »Oh ja, sehr gern«, sagte sie
und lächelte fein.
    Der Duke ließ draußen einen Tisch
aufstellen, auf dem eine Kristallvase mit einem Strauß der eben noch bewunderten
Rosen stand.
    »Es wird höchste Zeit, dass ich mich
entschuldige«, erklärte sie, während die zwei nebeneinander Platz nahmen,
sodass sie beide Aussicht auf den Garten hatten.
    »Das ist ganz unnötig. Ich habe mich
bei Ihrem Dinner wunderbar amüsiert und fand das Essen und die Gesellschaft
gleichermaßen faszinierend.«
    »Das bezweifle ich nicht«,
erklärte sie mit einem verlegenen Lachen. »Im Theater wäre das aufgeführte
Stück ein großer Erfolg geworden. Mir ging es allerdings eher um die Pläne und
Intrigen, dich ich Ihretwegen die ganze Zeit geschmiedet habe. Dass ich damals
dem Personal freigab und mein Kätzchen in den Baum setzte, damit ich Sie um
Hilfe anflehen konnte.«
    Er lächelte. »Ich darf Ihnen
versichern, dass ich keineswegs unwissend an Ihrem Ränkespiel teilgenommen
habe. Mir war vollkommen bewusst, was vorging, als ich mich erbot, für Sie den
Galahad zu geben – wobei ich mich zugegebenermaßen recht ungeschickt
angestellt habe.«
    Mrs. Rowland errötete. »Das habe ich
mir dann später auch zusammengereimt. Trotzdem muss ich dafür um Verzeihung
bitten, dass ich Sie überhaupt so belügen wollte.«
    Der Tee wurde mit viel Pomp
serviert. Mrs. Rowland nahm Sahne und Zucker und hielt den kleinen Finger ganz
leicht von der Tasse abgespreizt – eine zarte Schleife wie das Blütenblatt
einer orientalischen Chrysantheme.
    »Glauben Sie mir, ich weiß diese
Entschuldigung

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