Shevchenko, A.K.
eigentlich ein ukrainischer
Kosak, Grygorij Orlyk, Sohn des großen Kosaken-Hetmans Pylyp Orlyk, Urheber der
ersten Verfassung der Ukrainischen Kosaken (auf
Latein: Pacta et Constitutiones Legum Libertatumque Exercitus Zaporoviensis)
...»
»Wow, Kate, hast du das gehört?«, ruft Marina aus. »Ich
hab mein Latein noch nicht vergessen!«
»Ja, ich hab's gehört. Ein ukrainischer Kosak!«, stößt
Kate hervor. »Könntest du das bitte wiederholen?«
»Graf Orly war ein ukrainischer Kosak, Grygorij Orlyk,
Sohn des großen Kosaken-Hetmans Pylyp Orlyk ...«,
wiederholt Marina und fährt fort: »Wie kam es also, dass Grygorij
Orlyk am französischen Hof landete? Drei bedeutende Persönlichkeiten der
Epoche der Aufklärung waren direkt dafür verantwortlich: Karl XIL, König von
Schweden, Pylyp Orlyk, der im Exil befindliche ukrainische Hetman, und ...
Voltaire! Ja, der größte Schriftsteller und größte Verschwörer des 18.
Jahrhunderts war ebenfalls in dieses Komplott verwickelt.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit neuen
englischen Handelsrouten und dem unaufhaltsamen Aufstieg Russlands hatte die
schwedisch-französische Allianz Verstärkung bitter nötig. Und wer hätte da
besser Hilfe leisten können als der im schwedischen Exil befindliche
Kosaken-Hetman, Kommandant der tapfersten europäischen Truppen jener Zeit?
Voltaire besuchte Schweden unter dem Vorwand, ein Buch
über den großen Karl XII. zu schreiben. (Was er übrigens tatsächlich tat, und
zwar meisterhaft.) Der schwedische König stellte Voltaire dem Hetman Orlyk und
seinem bemerkenswerten Sohn vor. Was dann passierte, war im buchstäblichen Sinn
Geschichte. Grygorij Orlyk heiratete die Tochter eines einflussreichen
französischen Bankiers und Höflings. Er erwies sich als so mutig im Kampf und
war Ludwig XV. so ergeben, dass er zum General der französischen Armee ernannt
wurde.
Es gibt eine interessante Verbindung zwischen zwei
vornehmen Kosakenfamilien jener Zeit: Polubotok und Orlyk ...» »Was hast
du gesagt?«, fällt ihr Kate ins Wort. »Hör mal, Kate, warum unterbrichst du
mich dauernd? Beim nächsten Mal hör ich auf zu lesen! Das sind ukrainische
Familiennamen. >Orlyk< kennst du ja schon, und >Polubotok< ist ein
weiterer Name.«
Junge, Junge, den kenn ich
doch!, denkt Kate und beißt sich auf die Zunge.
Marina liest weiter: »Pylyp
Orlyk, der versucht hatte, den Kosakenaufstand gegen den russischen Zaren
Peter zu organisieren, und darum gezwungen war, viele Jahre im Exil zu
verbringen, stand in lebhafter Korrespondenz mit einem anderen Hetman, Pawlo
Polubotok. Tatsächlich betraf eine der Anklagen, die man Polubotok im fahr 1723
während seiner Haft in St. Petersburg vorlegte, seinen Kontakt zu Orlyk, der
damals zum Feind des Russischen Reichs erklärt wurde. Ihre Korrespondenz ist
gut dokumentiert und erforscht. Weitaus verwirrender jedoch ist die Theorie
über die gemeinsamen Pläne und über die gegenseitige Unterstützung der Söhne
der großen Hetmans - Graf Orly (Grygorij Orlyk) und fakiw Polubotok. Ihre
Korrespondenz wurde in den dreißiger fahren des vergangenen Jahrhunderts von
dem ukrainischen Historiker Mykola Martschuk entdeckt, der damals im
Militärarchiv in Frankreich arbeitete, beim ... Kate, ich
weiß nicht, wie man das übersetzt, deshalb lese ich es auf Französisch vor, so
wie's hier steht: Service historique de VArmee de Terre. Martschuk
deutete an, dass sie gemeinsam, dem Vermächtnis ihrer Väter folgend, eine
Verschwörung geplant haben könnten, um die Unabhängigkeit der Ukraine
herbeizuführen. Leider konnte Profesor Martschuk seine Forschung nicht fortführen,
weil er 1933 als Volksfeind verhaftet wurde. Er wurde von Paris nach Moskau
zurückgerufen und starb später im Karlag, einem von Stalins Lagern in N ord-Kasachstan.
Die Einschränkungen meines Alters haben es mir nicht erlaubt, nach Frankreich
zu reisen, um dieser Sache weiter nachzugehen. Ich hoffe aber, dass es dieser
Publikation gelingen möge, das Interesse an diesem Thema von neuem zu
entzünden. Wir suchen aktiv Sponsoren, welche Mittel für eine Forschungsreise
zur Verfügung stellen, die einer meiner Assistenten unternehmen soll, um diese
wichtige Arbeit im Sinne unseres nationalen Erbes fortzuführen.» Kate beschleicht
das unangenehme Gefühl, dass hier etwas auf schreckliche, irreversible Weise
schiefgelaufen ist. Martschuk deutete an, dass sie
gemeinsam, dem Vermächtnis ihrer Väter folgend, eine Verschwörung geplant
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