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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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nach ihrem Schlüssel. Sie fand ihn und wollte ihn eben aufheben, als eine weitere Hand aus dem Gestein brach und ihn vor ihren Augen wegschnappte. „Gib ihn sofort her, du dumme Hand“, rief sie und wollte sich auf sie stürzen, als zwei Dinge gleichzeitig geschahen: Eine weitere Hand erschien aus dem Boden und schlug Sou in einer einzigen Bewegung den Kopf ab. Blut spritzte ihr ins Gesicht und auf das Kleid, doch sie hatte keine Zeit, auch nur zu begreifen, was eben geschehen war, denn die andere Hand warf den Schlüssel in hohem Bogen die Klippe hinunter. Sheylah überlegt nicht, sie konnte nicht klar denken, sondern reagierte automatisch. Ohne zu zögern, stürzte sie sich die Klippe hinunter, dem Schlüssel hinterher. Es gab keine andere Möglichkeit, versicherte sie sich, als sie in die Tiefe schoss. Entweder sie bekam Tarem zu fassen und er flickte sie wieder zusammen, wenn sie auf dem Wasser aufprallte oder er erreichte vor ihr den Boden und würde für immer vom Fluss weggetragen. In diesem Fall wäre alle Hoffnung, Morthon jemals zu besiegen, dahin und sie wäre ohnehin bald gestorben. Sheylah versuchte die Augen aufzureißen und etwas zu erkennen, doch der Abgrund war schwarz und der Fahrtwind ihres Sturzes raubte ihr die Sicht. Dann sah sie etwas funkeln. Es kam immer näher und sie streckte ihre Hand aus, um es zu fassen. Ihr Herz blieb stehen, als sie die Wasseroberfläche sah, auf die sie in wenigen Augenblicken aufschlagen würde. Wenn sie Tarem bis dahin nicht zu fassen bekäme, wäre sie nur noch Fischfutter! Sie streckte den Körper, bis ihr die Tränen kamen und bekam Tarem mit den Fingerspitzen zu fassen. Dann schlug sie auf dem Wasser auf.
    Sie sah nichts, fühlte nichts und hörte nichts. Sie war tot. Es war ein sonderbares Gefühl und gleichzeitig keines. Sie lief auf zwei Frauen zu, doch konnte sie deren Gesichter nicht erkennen und sie kam auch nicht von der Stelle. Hey! Bleibt hier, nehmt mich mit!, rief sie, doch die Frauen drehten sich nicht zu ihr um. Irgendwann spürte Sheylah einen starken Sog, der sie zurückriss. Sie wusste nicht wohin, oder von wem, nur dass es sie von den Frauen wegzog - weg vom Nichts. Nach einer Ewigkeit der Schwerelosigkeit konnte sie wieder fühlen und klar denken. Ihr erster Gedanke war, wie unglaublich es war, noch zu leben und fühlen zu können. Ihr zweiter war, dass sie nicht atmen konnte, weil ihre Lunge keine Luft bekam. Natürlich, der Fluss! Sheylah schlug die Augen auf. Sie lag am Grund des Flusses und kleine Fische und Krebse schwammen um sie herum. Sie stieß sich vom Boden ab und durchbrach die Wasseroberfläche. Keuchend rang sie nach Luft und erbrach das Wasser, das sie verschluckt hatte. Sie stellte fest, dass das Wasser nicht tief war und ihr gerade mal bis zur Brust ging. Sheylah schauderte bei dem Gedanken, beinahe ertrunken zu sein und schleppte sich ans Ufer. Etwas pikte sie an der rechten Hand und Sheylah drehte die Handfläche zu sich. Tarems Kette hatte sich wie von selbst um ihr Handgelenk gewickelt und die Spitze des Schlüssels in ihre Handfläche gebohrt. Sie riss ihn aus der Haut heraus und verzog schmerzhaft das Gesicht, doch binnen weniger Sekunden war ihre Handfläche verheilt und von dem Stechen nur noch ein leichtes Kribbeln übrig. „Ich danke dir, Tarem“, sagte sie und musste lächeln. Was für ein wunderbarer Schlüssel! Vorsichtig legte sie sich die Kette um den Hals und ließ den Schlüssel in ihr Dekolleté gleiten. Als sie das Ufer erreichte, ließ sie sich erschöpft in den braunen Sand fallen. Braun? Sie sah sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht mehr im Totengebirge war, sondern ein gutes Stück von der Strömung weggespült worden war.

Der Fluss musste sie mindestens zwei Kilometer vom Gebirge weggetragen haben. Sie fühlte sich immer noch benommen und erschöpft, doch sie spürte auch, wie Tarem sie mit neuer Energie fütterte. Tja, dachte sie sich, es war nun mal sehr kräfteraubend, zu sterben . Sterben! Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie tot gewesen war. Aber es musste so gewesen sein, denn dort war nichts gewesen. Keine Angst, keine Schmerzen und keine Freude. Nur Leere! Sheylah erhob sich und wrang das nasse Kleid aus. Sie tastete ihren Körper nach den Waffen ab und zu ihrer Überraschung hatte sie noch alles bei sich. Ihr Schwert baumelte an der Hüfte, die Wurfmesser steckten in ihrem Gürtel und die beiden Säckchen waren auch noch da: Lisas weiße Lichtkugeln und die Hühnerfüße

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