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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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war schön, dich kennengelernt zu haben.“ War das der Abschied? Sheylah ging zurück, ließ sich auf die Knie fallen und drückte sie an sich. Sozuke war so überrascht, dass sie gluckste. „Es war auch schön, dich kennenzulernen, Sozuke, leb wohl und danke für alles.“ Als Sheylah aus dem Zelt trat, warteten ihre Freunde bereits auf sie. Neela hielt ihre Schwester in den Armen und Djego unterhielt sich mit Sou. Als sie Sheylah bemerkten, brachen sie ihr Gespräch ab und warteten gespannt auf ihre Worte. „Sozuke möchte euch sehen“, sagte Sheylah zu den Geschwistern und wortlos gingen sie ins Zelt. Sheylah, Sou und Djego machten es sich auf ein paar Steinen gemütlich, dann warteten sie und warteten und warteten. Hätte Sheylah geahnt, dass sie den ganzen Tag bei Sozuke verbringen würden, hätte sie etwas unternommen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als mit Sou und Djego über belanglose Dinge zu sprechen, um bloß nicht auf das Thema Andrey zu sprechen zu kommen. Im Laufe des Tages kamen und gingen jede Menge Stammesangehörige im Zelt ein und aus. Viele kamen mit Kräutern, kochendem Wasser und geköpften Hühnern, darunter auch Oraya, die Schamanin, von der Sheylah noch das unbenutzte Säckchen Hühnerfüße hatte.
    Andere brachten frische Speisen und Getränke für Sheylah und ihre Freunde. Da Sozuke sich von ihr verabschiedet und Narcisia zur Nachfolgerin ernannt hatte, musste dort wohl eine Art Ritual vonstattengehen. Als die Geschwister schließlich wieder aus dem Zelt kamen, war es schon längst dunkel geworden und Sheylah eingeschlafen. Djego weckte sie sanft und als sie noch etwas verschlafen die Augen öffnete und einen Blick auf die Gesichter der Geschwister warf, wurde sie hellwach. Narcisias Gesicht war nass von verwischten Tränen, Neela weinte nicht, aber ihre Augen waren rot und geschwollen. „Beim Morgengrauen wird Sozuke beigesetzt und Narcisia zur Anführerin ernannt“, verkündete Neela. Sheylah schloss die Geschwister in die Arme, wohlwissend, dass diese Geste eigentlich nichts Tröstendes hatte. Sie verspürte einen Stich, als sie sah, wie Djego Neela in die Arme nahm und tröstete. Sheylah entfernte sich mit schnellen Schritten, bevor sie die Fassung verlor. Sie konnte jetzt keine Pärchen um sich herum ertragen, also spazierte sie mutterseelenallein in der Nacht herum. Nachdem sie etwa eine halbe Stunde ziellos im Regenwald umhergelaufen war, hatte sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle.
    Du darfst der Trauer nicht vollständig nachgeben, sonst wird sie dich zerfressen , erklang eine Stimme in ihrem Kopf. Sheylah fuhr zusammen und starrte auf Raqui, die so hell in der Nacht leuchtete, dass Sheylah sie schon aus hundert Metern Entfernung hätte sehen müssen. Was schlägst du vor?, fragte Sheylah abwesend und schon beinahe gelangweilt. Wenn Raqui ihr vorgeschlagen hätte, sich von einer Klippe zu stürzen, hätte sie es ohne zu zögern getan. Steig auf meinen Rücken , sagte sie stattdessen und Sheylah tat es achselzuckend. Zuerst trabte Raqui nur durch den Wald, doch dann wurde sie schneller. Sie bewegte ihre Muskeln so geschmeidig, dass Sheylah sie kaum spürte. Den Boden berührte die Katze trotz ihrer Geschwindigkeit nur leicht, so dass es Sheylah vorkam, als würden sie fliegen. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht und die Bäume glitten buchstäblich an ihnen vorbei. Es war fast, als würden sie ihnen Platz machen und zum ersten Mal seit drei Tagen hatte Sheylah wieder ein Lächeln auf den Lippen.

    Die Nacht war kurz gewesen, aber Sheylah hatte trotzdem gut geschlafen. Was zweifellos daran lag, dass Raqui die halbe Nacht mit ihr herumgerannt war und Sheylah nachher fast erschöpfter war, als Raqui selbst. Sheylah lag in derselben Hütte, in der sie mit Andrey gewohnt hatte, bevor sie nach Guanell aufgebrochen waren. Man hatte es ihr versucht auszureden, doch sie hatte darauf bestanden, hier zu schlafen. So verzweifelt es auch klingen mochte, aber sie hatte insgeheim gehofft, dass Andreys Geruch noch an dem Bett haftete. Aber natürlich war es mittlerweile frisch bezogen worden, so dass nichts mehr von ihm übrig war. Neue Tränen stiegen ihr in die Augen, als ihr bewusst wurde, dass sie nichts von ihm hatte, außer seinem Schwert. Kein wirkliches Andenken, das sie in Ehren halten konnte, nur die Erinnerung an ihn. Ein Bediensteter weckte sie und brachte ihr einen Eimer frisches Wasser und neue Kleider. Man hatte wohl irgendwo noch etwas nicht basamäßiges zum

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