Sheylah und die Zwillingsschluessel
Neela, außer, warum ich in deinem Bett schlafe.“ „Djego hat dich hierher getragen, ich glaube, du hattest einen Schock oder so was. Na ja, und als ich dich hier mutterseelenallein liegen sah, konnte ich dich so nicht schlafen lassen.“ Sheylah hatte über Djegos Worte nachgedacht und eingesehen, dass er recht hatte. Andrey würde nicht wollen, dass sie litt, andersherum wäre es genauso. „So. Und nun geh dich waschen, du riechst entsetzlich“, sagte Neela und zog sie aus dem Bett. Sheylah war keinesfalls beleidigt. „Wenn es keinen besonderen Grund gibt, würde ich mich liebend gern wieder in meine Decke kuscheln“, sagte sie und ließ sich zurück ins Bett fallen. Neela wurde schlagartig ernst. „Sheylah, du liegst schon seit zwei Tagen im Bett.“ Sheylah richtete sich kerzengerade auf. „Was?“ „Nachdem Djego dich hierher brachte, warst du zwei Tage lang in eine Art Tiefschlaf verfallen, bis jetzt.“
„Oh … dann sollte ich mich vielleicht doch waschen.“ „Unbedingt“, pflichtete Neela ihr bei und ließ sie allein. Zwei Tage! War sie wirklich so fertig gewesen? Sie beschnüffelte ihr Kleid und rümpfte die Nase. Wie hatte Neela nur neben ihr schlafen können? Nachdem sie sich gewaschen und ein frisches Kleid angezogen hatte, band sie ihr Haar zu einem unordentlichen Dutt und verließ die Hütte. Drei gesattelte Pferde waren an einen Baum ganz in der Nähe gebunden und taten sich an einem Haufen Obst gütlich. Raqui lag daneben und fraß ein großes Stück Fleisch, während Isaak die Truhe von Guanell auf den Rücken gebunden wurde. „Wozu die Pferde?“, fragte Sheylah, als sie Djego, Neela, Narcisia und Arlindinho entdeckte. „Wir müssen zurück nach Torga, man macht sich bereits Sorgen“, antwortete Djego. „Können wir nicht einfach hier bleiben?“, fragte Sheylah, denn sie war müde, so müde. Neela schenkte Djego einen besorgten Blick, der Sheylah nicht entging – immerhin galt er ihr. „Du bist Torgas zukünftige Prinzessin, Sheylah, und du hast Verpflichtungen. Du kannst dich hier nicht verstecken und abwarten, bis sich die Probleme von selbst lösen. Torga braucht dich, dein Volk braucht dich.“ „Mein Volk“, wiederholte Sheylah verbittert. „Sei mal ehrlich, Djego. Sehe ich wie jemand aus, der ein Volk regieren kann?“, fragte sie spöttisch. „Nein, du siehst wie jemand aus, der bereits aufgegeben hat. Wie jemand, der sich lieber heulend in einer Ecke verkriecht, als etwas aus seinem Leben zu machen.“ Djegos Stimme klang bitter. Sheylah hatte ihn noch nie so wütend erlebt und der einzige Grund, warum sie ihm nicht sofort an die Gurgel ging, war die Verblüffung darüber. „Djego!“, empörte sich Neela über seine bitterehrlichen Worte und schaute ihn streng an. „Lass nur, Neela, er hat recht“, sagte Sheylah und musste ein Gähnen unterdrücken. Sie wollte ja etwas unternehmen und nicht zu einem Häufchen Elend werden, aber es fiel ihr so verdammt schwer. Sich zu einem Ball zusammenzurollen und die Welt um sich herum zu vergessen, war so viel einfacher.
„Aber ohne eure Hilfe schaffe ich das nicht“, fügte sie hinzu. „Du wirst eine wunderbare Herrscherin“, sagte Narcisia und umarmte sie. „Und durch deine Hilfe werden sich unsere Völker wieder verbünden.“ Narcisia verbeugte sich vor ihr. „Lass das“, sagte Sheylah und musste gegen ihren Willen lachen. Es war das erste Mal seit Tagen und es fühlte sich toll an. Sheylah, Neela und Djego verabschiedeten sich von Narcisia und Arlindinho und bestiegen ihre Pferde. „Ach Sheylah“, sagte Narcisia und hielt ihr einen verdeckten Korb hoch, aus dessen Innern ein leises Schnurren kam. Sheylah nahm den Korb auf ihren Schoß und hob den Deckel an. „Den hat Sozuke von Mondingo geschenkt bekommen, am Tag vor der Abreise.“ Sheylah erinnerte sich und konnte nicht glauben, was sie sah. „Für mich?“, fragte sie völlig verblüfft und Narcisia strahlte von ganzem Herzen. „Sozuke war der Meinung, dass du ihn bekommen solltest.“ Sheylah hob das winzige Gepardenbaby aus dem Korb und setzte es auf ihren Schoß. Es schaute sie aus großen unschuldigen Augen an und miaute leise. „Es braucht eigentlich keine Milch mehr, aber ich habe dir vorsichtshalber etwas Milch in eine Wasserflasche gefüllt, nur für alle Fälle“, erklärte Narcisia und trat einen Schritt zurück. „Vielen Dank“, sagte Sheylah und beugte sich zu ihr herunter, um sie auf die Stirn zu küssen. „Danke nicht mir, sondern
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