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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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schlug die Hände vor den Mund. „Nein“, flüsterte sie. Doch, dachte Sheylah und ging davon. Niemand hielt sie auf, wofür sie sehr dankbar war. Als sie vor Sozukes Zelt stand, zögerte sie. Hatte sie es erst einmal betreten, gab es kein Zurück mehr. Und was war, wenn sie sich nach einhundert Jahren doch umentscheiden sollte, weil sie über Andreys Tod nicht hinwegkam? Neela und Djego würden auch nicht ewig leben, um ihre Trauer zu teilen. Irgendwann würde sie allein sein und niemand würde sich mehr an Andrey erinnern, nur sie. Sie betrat das Zelt, ohne eine eindeutige Entscheidung getroffen zu haben oder vielleicht hatte sie schon eine getroffen, wusste es bloß noch nicht.
    „Da bist du“, sagte Sozuke und wenn Sheylah noch zu irgendwelchen Gefühlen, außer Trauer, imstande gewesen wäre, hätte sie sich über die brüchige Stimme erschrocken. Sozuke klang alt und zerbrechlich, wie eine Frau, die auf dem Sterbebett lag. Und das tat sie auch. Sheylah schlug die dunklen Vorhänge zur Seite und schaute auf Sozuke hinunter. Sie lag auf einer mit Stroh gepolsterten Trage, neben ihr zwei junge Männer, die sie mit einer gelben Salbe einrieben. Ihr feuerrotes Haar lag wie ein Fächer ausgebreitet um ihren Kopf und das blutrote Gewand war eng um sie gewickelt. „Ich habe von deinem Verlust gehört, mein Kind und es tut mir schrecklich leid. Trotzdem willst du diese Welt nicht verlassen?“ Woher wusste sie das? Sheylah schüttelte den Kopf. „Du musst mir nicht antworten, mein Kind, nur zuhören. Gib mir den Schlüssel.“ Sheylah überreichte ihn ihr. „Mit Tarem wirst du stets das Böse besiegen.“ Sie wollte weitersprechen, stockte dann aber und betrachtete ihn genauer. „Was ist das?“, fragte sie und deutete auf den roten Rubin des Schlüssels. Sheylah nahm ihn zurück und betrachtete den schwarzen Fleck, der sich darauf befand. „Als ich Tuga zerstört habe, ist mir etwas von der schwarzen Masse entgegengespritzt. Tarem muss etwas davon abbekommen haben“, sagte sie und versuchte den schwarzen Punkt wegzuwischen. Doch es schien, als hätte der rote Rubin das Schwarz in sich aufgenommen. Ihr Schlüssel hatte nun einen schwarzen Punkt an der Seite, als wäre er eingearbeitet. Sozuke nahm den Schlüssel wieder an sich. „Äußerst interessant“, murmelte sie. „Es scheint, als habe Tarem einen kleinen Teil von Tuga in sich aufgenommen.“ „Was bedeutet das?“, fragte Sheylah. „Möglicherwiese besitzt du nun Macht über das Gute und das Böse. Eine große Verantwortung und verführerische Macht.“
    Daran hatte Sheylah nie gedacht. Sie hatte diese Macht nie gewollt und war ihr auch nie verfallen – was sie auf einen Gedanken brachte. „Dann behaltet Ihr ihn. Ihr würdet unsterblich sein und Euer Volk weiter beschützen können“, sagte Sheylah. Sozuke schaute sie entgeistert an. „Ich glaube, deine Trauer um Andrey vernebelt deinen Verstand. Der Schlüssel würde mir meine Jugend nicht wiedergeben. Ich würde zwar ewig leben, aber in diesem alten Körper gefangen sein, außerdem habe ich lange genug gelebt und eine würdige Nachfolgerin auserwählt.“ „Neela?“, fragte Sheylah. Sozuke lachte, doch das Lachen ging in ein heftiges Husten über und sie spuckte Blut. „Neela würde sich nie damit zufriedengeben, auf einem Thron zu sitzen und Völker zu regieren, sie ist eine Kriegerin. Ich habe Narcisia als meine Nachfolgerin erwählt, sie hat einen kühlen Kopf und lebt stets für die Gerechtigkeit.“ Sheylah nickte, denn es war wahr. Neela war die geborene Abenteurerin und wie Sheylah würde sie nie auf einem Thron sitzen wollen und andere Menschen für sich kämpfen lassen. Nicht, dass Narcisia das tun würde, aber Sheylah und Neela waren lieber auf dem Schlachtfeld, als nur zuzusehen. Sozuke gab ihr den Schlüssel zurück. „Wird sich mir jetzt keine Macht mehr in den Weg stellen können?“, fragte Sheylah. Sozuke hatte die Augen geschlossen und fasste sich ans Herz. Sie sah aus, als hätte sie große Schmerzen. „Das bezweifle ich. Tarem ist nur ein magisches Artefakt, das große Macht besitzt, aber es wird immer finstere Mächte geben, die das Gute vernichten wollen. Tarem wird dir helfen, dich gegen diese Mächte zu wehren. Und nun wäre ich dir dankbar, wenn du Neela und Narcisia herein schicken würdest.“ Sheylah erhob sich und wollte schon gehen, als Sozuke sagte: „Auch wenn es dir jetzt noch unwahrscheinlich vorkommen mag, aber der Schmerz wird vergehen, irgendwann. Es

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