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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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ihn mit einem unschuldigen Lächeln. Neela hielt sich die Hände vor den Mund und unterdrückte ein Lachen. „Das will ich auch hoffen“, antwortete Djego und wirkte eher belustigt, als beleidigt. „Komm, du wirst schon erwartet“, fügte er hinzu und schob Sheylah zur Tür. Sie drehte sich noch einmal flehend zu Neela um, diese wünschte ihr viel Glück und dass sie sich bald wieder erinnern möge. Sie gelangten in einen Saal, der mindestens genauso groß war wie die Eingangshalle - wenn nicht sogar größer. Die unheimlich hohen Decken vermittelten den Eindruck einer Kirche. Lange, aber schmale Fenster ließen Unmengen an Licht in den Saal fluten, so dass er geradezu leuchtete. Sheylah staunte nicht schlecht, als sie die schiere Masse an Menschen erblickte. Der Saal war zwar groß, aber für die Menge an Menschen, die er barg, eindeutig zu klein. Es mussten weit über einhundert sein, die sich schubsten und drängelten, als Djego ihnen einen Weg durch die Mitte bahnte. Die Menschenmenge spaltete sich, als hätte Moses seinen Stab emporgehalten. Sie machten ehrerbietig Platz und wichen nach hinten aus. Es waren ausschließlich Adelige unter ihnen, wie sie an den edlen Gewändern der Herren und den pompösen Kleidern der feinen Damen erkennen konnte.
    Viele waren angezogen, als gingen sie ins Theater. Na ja, vielleicht wird hier gleich ’ne riesen Show geliefert? Wer wohl die Hauptattraktion ist?, scherzte Sheylah in Gedanken und versuchte somit ihre Aufregung in den Griff zu bekommen – es gelang ihr nicht. Hastig schritten Djego und sie durch die Mitte der Reihen und mit jedem Schritt drehten sich die Köpfe der Leute mit. Sheylah wurde allmählich sauer, denn sie hatte sich ein gemütliches Gespräch mit dem Grafen allein vorgestellt, stattdessen wurde sie vorgeführt wie eine Zirkusattraktion. Am Ende des Saales, auf einer Erhöhung, stand ein langer brauner Tisch, an dem fünf Personen saßen und an jedem Ende des Tisches standen fünf grimmig dreinblickende Wachen. Als sie den Tisch endlich erreichten, wurde es totenstill im Saal und Sheylah betrachtete die fünf Männer genauer. Der Erste, der ihr sofort ins Auge fiel, saß links außen. Er sah massiger aus als die anderen, aber Sheylah vermutete eher Muskeln als Fett unter seiner Aufmachung, die offenbar komplett aus Gold bestand. Sein Umhang, das Wams darunter, Beinlinge, Schuhe und der Schmuck - alles ohne Ausnahme aus Gold. Der nagte jedenfalls nicht am Hungertuch. Er hatte rotes kurzes Haar und einen Vollbart. Sie schätzte ihn auf Mitte vierzig und er blickte nicht gerade freundlich drein. Neben dem Goldenen saß ein etwas älterer Herr, den sie gute zehn Jahre älter schätzte, was wohl noch ein Kompliment war. Er hatte schulterlanges, dünnes schwarzes Haar, keinen Bart und war so dürr wie der andere dick. Er war komplett in Dunkelblau gekleidet und sah auch nicht gerade sympathisch aus. Dann waren da noch die beiden Herren auf der rechten Seite. Einen schätze Sheylah um die dreißig, den anderen dagegen auf sechzig Jahre.
    Beide hatten langes braunes Haar, einen Dreitagebart und waren vielleicht sogar Brüder. Keine Zwillinge, aber sie hatten eine ähnlich kleine Nase und schmale Lippen. Vielleicht war es aber auch einfach nur Zufall. Jedenfalls waren der Jüngere ganz in Weiß und der andere in Grau gekleidet. Die vier gaben einen sehr farbenfrohen Anblick ab, aber ein Herr fehlte noch. Er saß in der Mitte des Tisches und ein bisschen höher als die anderen. Ein schmaler silberner Reifen zierte seine runzlige Stirn und sein schlohweißes Haar. Er war der Älteste, um die siebzig Jahre alt und aller Wahrscheinlichkeit nach Graf Aresto. Sein Umhang war braun, das Wams giftgrün und um den Hals trug er eine Kette mit leuchtend braunen Steinchen, die aussahen wie Bernstein. Das Gesicht war eingefallen und schwach, doch sein Blick strahlte ein Selbstbewusstsein und eine Stärke aus, die nicht ganz zu seinem alternden Körper passen wollten. Seine runzligen Hände ruhten auf einem goldenen Trinkbecher, seine Augen auf Sheylah. Sie sah gerade rechtzeitig aus den Augenwinkeln, wie Djego sich verbeugte und tat es ihm gleich. „Aber nicht doch, meine liebe Zizilia. Ihr müsst Euch vor niemandem verbeugen“, sprach der Graf und strahlte sie an. Sheylah erhob sich. Seine Stimme klang noch ziemlich sicher und fest. „Ihr habt Euch kein bisschen verändert, während ich fast sechzig Jahre gealtert bin.“ Sheylah hob die Augenbrauen. Nicht verändert?

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