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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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in frühen Jahren misshandelt und von seinem Vater zum Frauenhass erzogen. Beide nahmen sich das Leben, als er vierzehn war. Er kann nichts dafür, er ist krank.“ Sheylah sah Andrey vorwurfsvoll an. Beinahe hätte er einen geistig Kranken sterben lassen! Sie versuchte seinen Blick zu deuten, doch wie immer misslang es ihr. Sie wusste nicht, ob er Mitleid hatte oder es ihm egal war. Sein Gesicht gab absolut keine Gefühlsregung preis. „Was habt Ihr hier um diese Uhrzeit verloren?“, fragte er und wandte sich wieder zu der Frau. Andrey war es gewohnt, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen, das merkte man. „Ich komme von meiner Schwester und war gerade auf dem Weg nach Hause, als ich zwei Männer etwas von einer Vergewaltigung rufen hörte. Nennt es Instinkt, aber wenn einer wie Tom vermisst wird und irgendwo jemand belästigt wird, ist nicht auszuschließen, dass er dahinter steckt. Ich kann einfach nicht glauben, dass er das getan hat. Er hat doch in den letzten Jahren so große Fortschritte gemacht“, beteuerte sie. „Er war es auch nicht“, pflichtete ihr Sheylah bei. „Er hat mich nur festgehalten. Philipp ist derjenige, den ihr bestrafen müsst.“ „Das stimmt nicht, sie lügt. Er war es. Er war es“, schrie Philipp und zeigte auf Tom. Die Ritter hatten es geschafft, ihm den Pfeil aus dem Arm zu ziehen.
    Er blutete so stark, dass sie ihn augenblicklich verbanden. „Schweig“, befahl ein Ritter und gab ihm eins über den Schädel. Andrey schaute lange zu Tom und Maria, dann ging sein Blick zu Sheylah. „Als Prinzessin ist es dir erlaubt, außergerichtlich über die Männer zu urteilen. Da der Graf nicht anwesend ist, bist du die höchste Autorität. Wie entscheidest du?“ Sheylah musste nicht lange überlegen. „Tom kann zurück in die Anstalt. Philipp kommt in den Kerker.“ „Du verdammte …“, rief Philipp, doch bevor er das Schimpfwort aussprechen konnte, brachte ihn die Wache erneut zum Schweigen. Maria kroch die wenigen Meter auf Sheylah zu und küsste ihr die Hand. „Ich danke Euch, Prinzessin. Ich werde Eure Barmherzigkeit nie vergessen.“ „Ihr müsst mir nicht danken. Ich würde niemals zulassen, dass ein Unschuldiger bestraft wird.“ Bei den Worten schaute sie demonstrativ zu Andrey. Dieser schnaubte. „Geleitet Maria und Tom in die Anstalt und lasst Philipp in den Kerker bringen“, ordnete er an. Philipp protestierte und versicherte immer wieder seine Unschuld, doch keiner schenkte ihm Gehör. „Komm, Sheylah, wir müssen gehen.“ Sie schaute noch einmal zu Tom und Maria und folgte ihm dann. Sie gingen allein zurück zum Schloss. „Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?“, fragte sie nach einer Weile. Andrey schaute in den Nachthimmel. „Etwa mit Hilfe des Vogels?“, fragte sie verblüfft. „Ich habe ihn beauftragt, dich zu suchen. Als er dich ausfindig gemacht hat, ist er so lange über die Stelle gekreist, bis wir hierher gelangten.“ „Wie beauftragt man denn bitte einen Vogel, jemanden zu suchen?“ Er lächelte. „Es gibt noch viele Dinge, die du über unsere Welt lernen musst.“ Als er nicht fortfuhr, fragte sie: „Was geschieht jetzt mit Philipp?“
    Andrey hob die Brauen. „Er wird natürlich vor Gericht gebracht.“ „Aber er wird nicht getötet, oder?“ Das würde sie auf keinen Fall zulassen. Andrey lachte bitter. „Du denkst wie eine wahre Prinzessin. Ihr wollt die Menschen erziehen, sie aber immer nur mit Samthandschuhen anfassen. Das ist so naiv, aber auch edel.“ Sheylah funkelte ihn wütend an. „Naiv? Das hat nichts mit Naivität zu tun, Sir Darios! Da, wo ich herkomme, ist die Todesstrafe verboten, egal, welches Verbrechen man begangen hat. Und wenn du mich fragst, ist das auch das einzig Zivilisierte. Wenn ihr Philipp hinrichten lasst, dann kann er doch gar nicht mehr dafür büßen, was er getan hat. Wäre es nicht sinnvoller, ihn für den Rest seines Lebens einzusperren?“ Andrey schien wirklich darüber nachzudenken. „Ein sehr interessanter Gedanke, ich werde ihn mir durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht bist du doch nicht so naiv, wie ich dachte.“ „Ich bin überhaupt nicht naiv“, bestätigte sie und er lächelte. „Sheylah, warum hast du ohne Erlaubnis das Schloss verlassen?“ Schon wieder dieser tadelnde Ton, bei dem man am liebsten den Schwanz eingezogen und sich wie ein Hund getollt hätte. „Ich wusste gar nicht, dass ich eine Genehmigung brauche, ich dachte, ich bin hier die Prinzessin.“ Andrey schenkte ihr

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