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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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weiter ab, damit sie von dem bevorstehenden Kampf nicht verletzt wurden, denn die würden sie noch brauchen, wenn sie den Angriff überstanden. Sheylah stieg ebenfalls von ihrem Pferd und vergrub ihr Gesicht an Andreys Brust. Für einen Moment war er völlig überrascht. “Ich habe Angst“, flüsterte sie. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie lang und innig. „Das brauchst du nicht. Wir werden nicht sterben, nicht heute.“ Sie wollte ihm so gerne glauben, doch sein vorhin so ängstliches Gesicht strafte seinen Worten Lügen. Als sich Isaak in die Luft erhob, wirbelten seine Flügelschläge den Sand in alle Richtungen. Die Männer hielten sich die Hand vor Augen und auch Sheylah war für einen Moment blind. Es fühlte sich an, als wäre ein Hubschrauber gestartet. „Wo will er hin?“, erkundigte sie sich. „Er wird in Lichtingen Alarm schlagen und um Beistand bitten.“ „Bist du sicher, dass er es rechtzeitig erreichen wird?“ Andrey verzog die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln. „Glaube mir, Isaak ist der schnellste Vogel, den ich je gesehen habe und ich habe schon viele gesehen.“ Als die Pferde und Proviantkutschen in Sicherheit gebracht waren, versammelten sich die fünfhundert Männer. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte es Sheylah lustig gefunden, wie sich die bunten Rüstungen auf einem Haufen zusammendrängten. Von oben mussten sie wie kleine bunte Ameisen aussehen. Dann formierten sie sich zu einem Kreis, in dessen Innerem sich Sheylah, Andrey und Djego befanden. Sheylahs Beine waren weich wie Wackelpudding und die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Es war einfach grauenvoll zu wissen, dass sie womöglich jeden Moment sterben würden, dass alles umsonst gewesen war und der Schlüssel am Ende des Tages in Morthons Händen liegen könnte. Wie sie so da standen und auf die Skintii warteten, dachte Sheylah an ihre Mutter und Oma Alice. Vielleicht würde sie die beiden bald wiedersehen, das war auch kein schlechter Gedanke. „Hast du gehört, was ich gesagt habe?“, drang Andreys Stimme an ihr Ohr und weckte sie aus ihren Gedanken. Sheylah sah ihn verständnislos an. „Ich sagte, du sollst dich vor ihren Pferden in Acht nehmen. Sie bestehen aus Feuer und eine Berührung mit ihnen kann sehr schmerzhaft sein“, wiederholte er und musterte sie besorgt. „Ist alles in Ordnung?“, hakte er nach. Sheylah schüttelte die letzten Gedanken ab. „Sehr schmerzhaft, nicht berühren. Alles klar“, sagte sie. „Und halte dich von Loki fern, hast du gehört?“ Sie nickte, dann wandten sie sich gen Osten. Die Skintii kamen von den Dunkelbergen und sie kamen schnell. Zuerst hörte Sheylah das Hufgetrappel von Pferden. Sie war sich sicher, dass sie und Andrey die Ersten waren, die es hörten und auch die Ersten sein würden, die sie zu Gesicht bekamen. Dann sah sie dunkle Umrisse in der Ferne. Wenn sie ihr Tempo beibehielten, dachte sie sich, würden sie ihre Heerschar einfach überrennen. Sheylah wurde von Djego abgelenkt, der einen großen Wasserbeutel vor die Bogenschützen stellte. Sie hatten nicht viele Schützen, aber fünfzig waren immer noch besser als keine. Sie tauchten ihre Pfeile in das Wasser, spannten sie an und hielten sie gen Himmel. „Was zum Henker machen die da?“, fragte Sheylah. „Sie tauchen die Pfeile in Weihwasser, nur so können die Feuerpferde vernichtet werden“, erklärte Andrey. Als die ersten Pfeile aufgebraucht waren, traten die Bogenschützen zurück und die Schwertkämpfer rückten in die erste Reihe vor. Vielleicht war es Glück, dass Sheylah und Andrey die Einzige waren, die so weit in die Ferne schauen konnten, denn hätten die Männer gesehen, was sie sahen, hätten sie womöglich das Weite gesucht. Reiter sowie Pferd waren übernatürlich groß. Die Jäger allein mussten schon an die zwei Meter messen. Und in ihren blutroten Rüstungen und den schwarzen Umhängen sahen sie wie der Leibhaftige selbst aus. Mit der Wortwahl Pferd hatte Andrey wohl übertrieben. Zwar hatten die Tiere die Form eines Pferdes, doch dort, wo Augen hätten sein sollen, befanden sich nur hohle Löcher. Sie schienen auch keine Haut zu haben. Es sah eher so aus, als bestünden sie aus nichts weiter als Asche. Man konnte durch die Aschehaut hindurch etwas Rotes glühen sehen, als wären die Tiere gerade erst verbrannt. Sheylah sah sie wie in Zeitlupe auf sich zukommen. Die Pferde qualmten und hinterließen feurige Hufspuren auf dem Sand und als sie nur noch wenige Meter

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