Sheylah und die Zwillingsschluessel
und deine Freunde gehen lassen“, log er und hob eine Hand. Der Kampflärm um sie herum verstummte und die Jäger machten Platz, damit Sheylah ihre Leute sehen konnte. Ihr wurde schwer ums Herz. Andrey war gleich von fünf Skintii flankiert, alle hatten ihre spitzen Hände auf ihn gerichtet. Djego hing schlaff in den Armen eines Mannes, Blut tröpfelte aus einer Kopfwunde. Wie konnten fünfzig Skintii nur so einen Schaden anrichten? Sie waren doch fünfhundert Mann gewesen! Hunderte Tote lagen auf dem Boden verstreut und die Überlebenden sahen auch nicht viel lebendiger aus. „Einverstanden“, sagte sie und der Kreis um sie herum wurde wieder geschlossen. „Gib mir den Schlüssel!“, befahl er ungeduldig und machte eine auffordernde Geste. Ganz langsam fuhr sie sich mit der Hand an den Hals. Plötzlich schnellte sein Blick in die Höhe. „Was ist das?“ Natürlich, er konnte Isaak ebenfalls hören. „Weißt du was?“, sagte Sheylah und sah ebenfalls zum Himmel. „Ich glaube, ich habe es mir anders überlegt.“ Sie rannte los und Loki brüllte verärgert auf. „Tötet sie alle.“ Dann ging der Kampf weiter. Als Sheylah etwas am Kopf traf, blieb sie stehen und sah zum Himmel auf. Isaak kreiste über ihnen und ließ weiße Kugeln auf die Erde regnen. Die Köpfe der Skintii schnellten nach oben, Sheylah schaute zu Boden. Im Inneren der Kugeln sah sie eine silbrige Flüssigkeit sich bewegen. Gerade, als sie eine Kugel aufheben wollte, rief Andrey. „Nicht anfassen, schließ die Augen!“ Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da brachen die Kugeln plötzlich auf. Heraus kam ein so grelles und intensives Licht, dass Sheylah geblendet wurde. Sie konnte nichts sehen, dafür aber die Schmerzensschreie der Skintii hören – oder sollte sie Schmerzensrasseln sagen? Es war eigenartig, denn Sheylah spürte überhaupt nichts. Das Leuchten hielt nur einen Augenblick an, dann erlosch es und die Skintii waren verschwunden. Außer den blutroten Rüstungen war nichts von ihnen übrig, sie waren alle tot. Die Kugeln hatten ihren Glanz verloren und die silberne Flüssigkeit war verschwunden. Isaak landete und Sheylah ging freudestrahlend zu ihm. „Danke, du hast uns das Leben gerettet“, sagte sie und schaute in seine menschlichen Augen. Er neigte den Kopf. „Euch zu dienen, ist mir eine Ehre, meine Prinzessin“, erklang eine fremde Stimme in ihrem Kopf. Sheylah zuckte zusammen und schaute den Raben überrascht an. Doch sie hatte keine Zeit, sich darüber zu freuen, endlich seine Gedanken hören zu können, denn Andrey rief nach ihr und als sie sich zu ihm umdrehte, lag sie auch schon in seinen Armen. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und sog tief die Luft ein. Für einen Moment vergaß Sheylah alles um sich herum, denn nichts war wichtiger, außer dass er lebte. Dann wurde sie in die Realität zurückgerissen. „Djego“, keuchte sie und lugte an Andrey vorbei. Er beruhigte sie. „Er hat das Schlimmste überstanden. Ich habe ihn geheilt, als das Licht erschien.“ „Was war das überhaupt?“, fragte sie. „Lichtkugeln. Lisa lässt sie seit Jahren in Lichtingen herstellen. Das ist auch der Grund, weshalb die Skintii sie in Frieden lassen. Sie fürchten sich vor dem Licht und das berechtigt, wie du gesehen hast.“ „Wenn es so eine starke Waffe ist, warum stellt sie dann nicht genug davon her, um Morthons Armee zu vernichten?“ „Es herzustellen, ist sehr aufwändig und es reicht gerade so, sich selbst zu verteidigen. Es ist ein Wunder, dass sie uns überhaupt welche geschickt hat. Wir sind ihr zu großem Dank verpflichtet.“ „Allerdings“, bestätigte Sheylah. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn sie diese Kugeln nicht gehabt hätten. „Herr, was sollen wir mit den Toten machen?“, fragte ein Ritter. „Wir müssen sie hier lassen und unverzüglich nach Lichtingen reiten. Noch einen Angriff würden wir nicht überleben. Ben?“, rief Andrey über das gesamte Schlachtfeld. „Wie viele Pferde haben wir noch?“ Der Angesprochene kam sofort herbeigeeilt. „Es sind keine Pferde verletzt, aber wir haben die Proviantkutsche verloren, einige Pferde sind nervös geworden und haben sie zertrampelt.“ „Wir nehmen nur so viele Pferde mit, wie wir Männer haben, den Rest lassen wir hier. Obwohl, warte, wenn ich mich recht erinnere, wurde Lichtingen letztes Jahr von einer schweren Pferdegrippe heimgesucht. Lisa wird sich sicherlich über ein paar neue Tiere freuen. Nehmt fünfzig
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