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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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erbarmungsloses Tempo vorgelegt, das sogar die Pferde erschöpft schnaufen ließ. Aber sie mussten Lichtingen so schnell wie möglich erreichen. Nachdem sie sechs Stunden durchgeritten waren, wurde Sheylah allmählich müde. Hatten sie wirklich noch vor wenigen Stunden um ihr Leben gekämpft? Es kam ihr so unwirklich vor. „Eines solltest du noch über Lisa wissen“, sagte Andrey, als sie das Schloss in weiter Ferne erblickten. Er schien nach den rechten Worten zu suchen. „Obwohl sie keinen Gemahl hat, kann sie sehr eifersüchtig werden. Es wäre also besser, wenn sie nichts über uns erfährt.“ „Warum? Hast du Angst, sie petzt es dem Grafen?“ „Das ist es nicht …“, sagte er und zögerte bei den nächsten Worten. Sheylahs Blick fiel auf Djego, der plötzlich ein auffallendes Interesse am Himmel entwickelt hatte. Dann wurde es ihr bewusst. „Du … warst du mal mit ihr zusammen?“ Das wurde ja immer lustiger! Auf ein Treffen mit einer verschmähten Geliebten konnte Sheylah getrost verzichten. „Es ist fast zwanzig Jahre her“, antwortete er, jedoch ohne sie anzuschauen.
    „Und dir ist nie in den Sinn gekommen, mir früher davon zu erzählen?“   Er seufzte. „Weil es da nichts zu erzählen gibt, es ist lange her.“   „Also ich finde es schon wichtig“, gab sie zurück.   Andrey sah sie an. „Dann willst du mir sicherlich auch von deinen Geliebten erzählen!“, sagte er. Sheylah bemerkte, wie die Gespräche um sie herum mit einem Mal lauter wurden. Als wären die Männer darauf bedacht, ihre nächste Antwort zu überhören. Sie musste darüber so sehr lachen, dass ihr Andrey einen irritierten Blick zuwarf. Auffordernd, ja sogar eifersüchtig starrte er sie an. „Was ist so komisch, warum lachst du?“   „Ich hatte noch nie einen Geliebten, du bist mein Erster“, antwortete sie, als sie sich beruhigt hatte. Andrey versuchte es zu verbergen, doch sie sah, dass ihm die Antwort gefiel. Nach einer Weile wurden die Gespräche um sie herum ruhiger und sie ritten schweigend nebeneinander her. Sheylah bemerkte, wie Andrey ihr hin und wieder verstohlene Blicke zuwarf und sie musste jedes Mal grinsen.

DIE VORHERSAGE
    Dank des schnellen Tempos erreichten sie Lichtingen noch vor Sonnenuntergang. Das Anwesen, bestehend aus einem kleinen Schloss und sechs weiteren Gebäuden, befand sich auf einer Klippe, zu der ein schmaler steiler Pfad führte. Es war ein recht gewöhnungsbedürftiger Anblick. Denn sie waren stundenlang durch karges Wüstenland geritten, das sich nun abrupt zu einer Klippe erhob. Ein weiterer ungewöhnlicher Anblick war das üppige Grün, das mitten in der Wüste irgendwie fehl am Platz wirkte. Die untere Felswand war vor lauter Bäumen nicht zu erkennen und der Rand des steilen Pfades von bunten Blumenbeeten gerahmt. Die Pferde hatten Mühe, den steilen Weg hinauf zu kommen und schnauften bei jedem Schritt. Als sie den Torbogen durchquerten, wurden sie von einer Handvoll Ritter erwartet. Sie trugen dunkelgrüne Rüstungen, die sich knitternd an ihren Körper schmiegten, als hätten sie sich mit grüner Alufolie bekleidet. Sie trugen keine Helme und hatten allesamt kurzgeschorene Haare. Ihre Waffen waren gebogene Schwerter, mit einem dunkelgrünen Knauf. Die Ritter verbeugten sich vor Sheylah, dann trat ein dunkelhaariger Mann vor und sagte an Sheylah gewandt: „Bitte folgt mir, meine Herrin erwartet euch bereits.‘‘ Er half ihr vom Pferd und wollte sie zum Schloss führen, als Andrey sagte: „Einen Moment noch. Ich habe fünfzig gesunde Pferde für die Gräfin.“ Der Mann drehte sich nur kurz um. „Ich weiß, sie lässt herzlichst danken.“ Damit ging er weiter. „Natürlich“, sagte Andrey und folgte ihm. Lisa hatte natürlich gewusst, dass sie ihr die Pferde schenken würden. Als Wahrsagerin hatte sie bestimmt nicht viele Überraschungen in ihrem Leben! Sie mussten noch zwei weitere Torbogen passieren, bevor sie im Innenhof landeten.
    Hof und Schloss waren höchstens ein Drittel so groß wie das des Grafen, aber dennoch ansehnlich. Die grauen Steinmauern waren alt, wirkten aber stabil. Weiße und rote Pflanzen schlängelten sich an den Wänden und Säulen hinauf und exotische Vögel flatterten über ihren Köpfen herum. Sheylah fand den Anblick verstörend, denn so ein Paradies sollte es in der Wüste nicht geben. Es war alles in einem so tadellosen und sauberen Zustand, als würde es allein durch Magie erhalten - vielleicht wurde es das sogar. Es gab nicht viele

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