Sheylah und die Zwillingsschluessel
zwinkernd hinzu. Hanna kicherte verhalten. „Wenn das so ist, werde ich Geld und Vieh beisteuern“, versprach Sheylah und meinte es ernst. Sie würde die beiden und ihre Familien nicht im Stich lassen. Sie wuschen weiter ab und unterhielten sich dabei. Und für einen Moment vergaß Sheylah ihre Sorgen, bis es an der Tür klopfte. Sie wurde geöffnet und Berger trat herein. „Ich bin auf der Suche nach …“, sagte er und stockte, als er Sheylah abwaschen sah. Er riss die Augen auf und musterte sie von oben bis unten, dann blieb sein Blick an ihren Händen hängen, die bis zum Ellenbogen im Wasser steckten. „Was hat das zu bedeuten? Warum muss die Prinzessin diese … Drecksarbeit verrichten?“, fragte er streng. Die Mädchen warfen sich ergeben auf den Boden und schauten ängstlich zu ihm auf. Blitzschnell war Sheylah um das Waschbecken herumgeeilt und baute sich schützend vor den beiden auf. „Ich wasche ab, weil ich es so will und es ist auch keine Drecksarbeit, du eingebildeter Idiot“, meckerte sie. Mit grimmiger Miene verbeugte er sich vor Sheylah. „Verzeiht, Prinzessin, aber Ihr werdet vermisst. Ich muss euch bitten, mit mir zu kommen.“ Verlangend streckte er eine Hand nach ihr aus, doch Sheylah hatte nicht vor, mit ihm zu gehen. „Ich bleibe hier. Es gibt noch viel zu tun, wie du siehst.“ In seinen Augen flackerte es kurz auf, dann sah er an ihr vorbei, zu den Mädchen. „Euch kann die Gräfin nichts tun, aber wenn sie erfährt, dass sie Euch arbeiten ließen, werden sie bitter bestraft.“ Ein finsteres Grinsen umspielte seine Lippen. Sheylah konnten diesen Kerl nicht leiden. Fragend wandte sie sich zu den beiden um. „Stimmt das?“ Sie nickten und Sheylah seufzte. „Also gut, gehen wir.“ Sie verabschiedete sich von ihnen und versprach, sie am nächsten Tag zu besuchen. „Nehmt es mir nicht übel, aber Ihr seht scheußlich aus“, bemerkte Berger, als sie über den Hof gingen. „Halt einfach die Klappe“, fuhr Sheylah ihn an. Er tat es. Als er sie durch das Schloss führte, fragte sie: „Wo werden wir schlafen?“ „Ihr und die Gräfin werdet im Turm schlafen, dort gibt es zwei Zimmer. Andrey und Djego werden im Gästezimmer untergebracht.“ „Aber die Gästezimmer sind in einem ganz anderen Gebäude“, stellte Sheylah fest. „Genau, aber Ihr müsst Euch deswegen keine Sorgen machen. Die Gräfin ist eine mächtige Frau und gleich in Eurer Nähe“, versicherte er. Genau das machte Sheylah ja Angst. Sie war nicht erpicht darauf, im Schlaf von ihr verzaubert zu werden oder gar Schlimmeres. Berger führte sie die Treppe hinauf und verschwand wieder. Der Turm war von der Konstruktion her wie der in Torga, nur kleiner. Zwei Zimmer befanden sich gegenüber und in der Mitte gab es eine Art Waschraum, bestehend aus nackten Wänden, einem Eimer Wasser und einem Stück Seife. Lisas Zimmer war abgeschlossen, stellte sie fest, als sie an der Klinke rüttelte. Wenigstens war sie allein! Sie ging in ihr Zimmer und sah sich um. Ein großes Bett nahm die Hälfte des Raumes ein, es war aus dunklem Holz und mit aufwändigen Schnitzereien verziert. Der Bettbezug war weiß, genau wie die Vorhänge des winzigen Fensters und viel mehr gab es auch nicht zu sehen, außer einer gewaltigen dunkelbraunen Truhe und einem Tisch mit Hocker. Die Kerze auf dem Tisch erhellte das Zimmer nur schwach. Sheylah fand es trotzdem gemütlich. Sie war so erschöpft, dass sie sich zu gern mit dem schmutzigen Kleid ins Bett geworfen hätte, stattdessen ging sie zu der Truhe hinüber. Sie war bis zum Rand mit bunten Kleidern gefüllt und Sheylah entschied sich für ein langes rosafarbenes Exemplar, das sehr gut als Nachthemd geeignet war. Sie warf das verdreckte Kleid in eine Ecke und schlüpfte in das Nachtgewand, dann kniete sie sich vor den Spiegel und betrachtete sich. Sie sah nicht gut aus. Die dunklen Augenringe, das zerzauste Haar und die leicht angeschwollenen Augen ließen sie nicht gerade erstrahlen. Sie ging sich waschen und rüttelte auf dem Rückweg nochmal an Lisas Tür. Immer noch verschlossen. Gut. Sie pustete die Kerze aus und ging schlafen. Sie liebte es, sich abends ins Bett fallen zu lassen und die ganze Last des Tages abzulegen. Nach einer halben Stunde war sie jedoch immer noch nicht eingeschlafen. Es wurmte sie, nicht zu wissen, was die anderen trieben. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass jemand vor ihrer Tür stehe und sie beobachte. Sie musste sich davon überzeugen, auch wirklich allein zu
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