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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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sein, andernfalls würde sie ewig wach bleiben. Sie schlich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Niemand stand davor, dafür drang blaues Licht unter Lisas Tür hindurch. Sheylah schlich zur gegenüberliegenden Tür und legte das Ohr daran. Wispernde Stimmen erklangen und sie war sich sicher, mehr als einmal ihren Namen zu hören. Sie klopfte an der Tür, doch nichts geschah. Als sie es ein weiteres Mal erfolglos versucht hatte, rüttelte sie daran und die Tür schwang auf. „Entschuldigung, ich wollte mich nicht aufdrängen“, sagte Sheylah. Keine Antwort. „Hallo?“ Als auch darauf niemand antwortete, betrat sie den Raum. Das Zimmer war in blaues Licht getaucht. Es ging von einer Kristallkugel aus, welche in der Mitte des Raumes schwebte. Langsam näherte sie sich der Kristallkugel, wissend, dass es nicht richtig war. Doch um Vernunft wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen, das war immerhin Andreys Job. Je näher sie der Kugel kam, desto schwächer wurde das Licht und als sie sie fast berührte, wechselte die Farbe zu einem dunkleren Blau. Im Innern bewegte sich etwas, eine schwerelose Substanz, die keine Ruhe fand. Sheylah schaute noch einmal zur Tür und vergewisserte sich, auch wirklich allein zu sein, bevor sie die Handfläche darauf legte. Zuerst geschah gar nichts und Sheylah wollte die Hand schon wegnehmen, doch dann sah sie etwas. In der Kugel erschienen Umrisse von Menschen, dunkle Schatten, die sie nicht identifizieren konnte. Dann gesellten sich Stimmen dazu und die Schatten nahmen allmählich Gestalt an. Sie sah Andrey und Lisa im Esszimmer stehen. „Wie lange willst du sie noch belügen?“, fragte Lisa und ging auf ihn zu. Er stand wie versteinert da, das Gesicht ausdruckslos. „Solange, bis ich meine Aufgabe erfüllt habe, danach bin ich dein.“ Sheylah wollte nicht wahrhaben, was sie dort sah. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ein unangenehmer Kloß bildete sich in ihrem Hals. Fassungslos beobachtete sie, wie Lisa die Arme um seinen Hals legte und ihn küsste. Erst war er unsicher und versuchte, sich aus ihrer Umarmung zu befreien, doch dann bröckelte sein Widerstand und er erwiderte ihren Kuss. Und das so leidenschaftlich, dass Sheylah schlecht wurde. Sie ließ die Kugel los und stolperte zurück. Das konnte unmöglich wahr sein. Andrey würde sie nie betrügen. Vielleicht war es nur ein Zauber. Sie hörte jemanden ins Zimmer treten und drehte sich erschrocken um. Es war Lisa, die sie neugierig musterte. „Darf ich fragen, was du in meinem Gemach suchst?“ Sheylah überlegte verzweifelt nach einer Entschuldigung, doch ihr wollte nichts Plausibles einfallen. Also fragte sie: „Die Kugel, zeigt sie die Zukunft?“ Als Lisa den Kopf schüttelte, atmete Sheylah erleichtert aus. Also doch bloß ein Zauber. „Nicht die Zukunft. Sie zeigt die Gegenwart. Sie ist sehr praktisch, wenn man seinen Bediensteten auf die Finger gucken möchte“, antwortete sie lächelnd. Sheylahs Blick verdüsterte sich. „Wo kommst du gerade her?“, wollte sie wissen und klang alles andere als freundlich. „Ich war im Esszimmer und habe mir einen Nachtisch geholt.“ Das Lächeln, das sie Sheylah schenkte, war wissend und herausfordernd. Einen Nachtisch nennst du Andrey, du kleines Miststück? Lisa lachte. „Hast du wirklich geglaubt, er liebt dich? Andrey ist schon immer ein Sammler gewesen und du bist sein größter Fang. In meiner Jugend war ich die schönste und mächtigste Frau im Land - geliebt und verehrt von jedermann. Doch mit dem Alter vergeht meine Macht und du bist wunderschön und die Besitzerin von Tarem. Was soll ein erfahrener und reifer Mann auch mit einem Mädchen wie dir anfangen? Ich wette, er hat dich noch nicht einmal berührt.“ Ihr überhebliches Grinsen machte Sheylah so wild, dass sie sich auf sie stürzte. Lisa bewegte ihre Lippen und prickelnde Magie erfüllte das Zimmer. In der nächsten Sekunde lag Sheylah auf dem Boden und sah verständnislos zu ihr auf. Die Gräfin lächelte von oben auf sie herab, dann wurde alles schwarz.

Schweißgebadet schreckte Sheylah hoch. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und fuhr sich mit der Hand über die nasse Stirn. Es war stockdunkel im Zimmer und die Vorhänge zugezogen. Als ihr bewusst wurde, dass sie geträumt hatte, atmete sie erleichtert auf. Dann bemerkte sie Licht durch den Türspalt herein scheinen und runzelte die Stirn. Sie sprang aus dem Bett und schlich auf Zehnspitzen durchs Zimmer. Lisas Zimmertür stand einen

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