Shibumi: Thriller (German Edition)
Center; er brachte Befehle und Direktiven, die der Muttergesellschaft absolute Kontrolle über alle Aktionen verliehen, welche die ölproduzierenden Länder entweder direkt betrafen oder sie tangierten. Weder der Deputy noch seine Kollegen hatten je von dieser »Muttergesellschaft« gehört, daher wurde eine kurze Einführung gegeben. Wie sie erfuhren, war die Muttergesellschaft ein Konsortium der großen internationalen Öl-, Kommunikations- und Transportkonzerne, das die Energiewirtschaft und das Informationsnetz der westlichen Welt kontrollierte. Nach einiger Überlegung hatte die Muttergesellschaft entschieden, sie könne nicht dulden, dass die CIA sich weiterhin in Angelegenheiten einmische, die ihren ölproduzierenden Freunden, mit deren Hilfe sie ihre Profite innerhalb von zwei Jahren hatte verdreifachen können, eventuell schaden oder sie verärgern würden.
Niemand bei der CIA dachte ernsthaft daran, gegen Mr. Diamond zu opponieren oder gar gegen die Muttergesellschaft, die die Karriere der meisten wichtigen Regierungsbeamten in Händen hielt – nicht nur durch direkte Unterstützung, sondern auch durch den Einsatz der ihr zur Verfügung stehenden Medien zu dem Zweck, potenzielle Kandidaten anzuschwärzen und zu demoralisieren, kurz, um das zu verbreiten, was die amerikanische Masse für die Wahrheit hielt.
Welche Chance hatte die skandalumwitterte CIA also gegen eine Institution, die so mächtig war, dass sie Pipelines durch eine Tundra bauen konnte, die nachweislich ökologisch anfällig war? Wer vermochte sich gegen eine Organisation aufzulehnen, die die Regierungsausgaben für Forschung über Sonnen-, Wind-, Gezeiten- und geothermische Energie auf ein symbolisches Rinnsal hatte reduzieren können, um die Konkurrenz ihrer eigenen Atom- und Erdölgenossen auszuschalten? Wie konnte die CIA wirksam gegen eine Gruppe vorgehen, die so mächtig war, dass sie gemeinsam mit ihren Pentagon-Laufburschen die amerikanische Öffentlichkeit dazu brachte, die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll mit endlosen Halbwertszeiten hinzunehmen, und zwar so lange, bis die physikalischen Gesetze Fehlschlag und Katastrophe garantierten?
Bei der Übernahme der CIA brauchte die Muttergesellschaft keinerlei Intervention seitens der Regierung zu befürchten, denn es war Wahljahr, und während dieser Zeit der Menschenschacherei liegen die öffentlichen Angelegenheiten gänzlich brach. Und auch wegen der dreijährigen Nachwahlpause bis zur nächsten demokratischen Konvulsion machte sie sich keine großen Sorgen, denn die amerikanische Version der parlamentarischen Regierungsform sorgt dafür, dass die Eigenschaften des Intellekts und des Gewissens, die einen Mann für die verantwortungsvolle Führung einer mächtigen Nation geeignet machen, gleichzeitig genau jene sind, die ihn daran hindern, sich der demütigenden Aufgabe des Stimmensammelns zu unterziehen. Es ist eine Binsenweisheit der amerikanischen Politik, dass der Mann, der eine Wahl zu gewinnen versteht, diesen Sieg nicht verdient.
Es gab einen einzigen peinlichen Moment für die Muttergesellschaft, als nämlich eine Gruppe naiver junger Senatoren beschloss, sich einmal näher mit den arabischen Millionen in Gestalt von Kurzfristanleihen zu befassen, die es ihnen gestatteten, die amerikanischen Banken zu manipulieren und die Wirtschaft des Landes als Sicherheit gegen die – wenn auch verschwindend geringe – Möglichkeit zu benutzen, dass die Vereinigten Staaten versuchten, ihre moralischen Verpflichtungen gegenüber Israel einzulösen.
Doch diesen Untersuchungen wurde durch Kuwaits Drohung, sein Geld zurückzuziehen und die Banken zusammenbrechen zu lassen, falls der Senat auf seinen Nachforschungen bestehe, Einhalt geboten. Mit beispiellosem rhetorischem Geschick berichtete der Ausschuss, er könne nicht mit Sicherheit sagen, ob die Nation erpressbar sei, da man ihm nicht gestattet habe, die diesbezügliche Untersuchung fortzusetzen.
Bei dieser Vorgeschichte verweilten die missmutigen Gedanken des Deputys über den Verlust seiner Kontrolle über die Organisation, als er hörte, dass die Türen des Vorführraums aufgestoßen wurden. Er erhob sich, während Diamond energischen Schrittes eintrat, gefolgt von Miss Swivven, die mehrere Ausdrucke von Fat Boy und die Fotos der Mitglieder der Munich Five in der Hand hielt.
Als kleinstmögliche Reaktion auf Diamonds Erscheinen hob Starr um ein Geringes das Hinterteil und ließ sich mit einem Stöhnen sofort wieder
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