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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Starr?«
    Ein Seufzer. Dann leise: »Jawohl, Sir.«
    Der Deputy räusperte sich und sagte in seinem energischsten Ton: »Wenn die Agency irgendwie behilflich …«
    »Starr? Erkennen Sie dieses junge Mädchen?«, fuhr Diamond fort.
    Miss Swivven nahm das Bild aus der Mappe und trug es zu Starr und dem Araber hinüber.
    Starr hielt das Bild ein wenig schräg, damit er es im Dämmerlicht besser erkennen konnte. »Jawohl, Sir.«
    »Und wer ist es?«
    »Das junge Mädchen auf der Leinwand.«
    »Ganz recht. Sie heißt Hannah Stern. Ihr Onkel war Asa Stern, Gründer der Munich Five. Sie war das dritte Mitglied des Kommandoteams.«
    »Das dritte?«, fragte Starr zurück. »Aber … uns hat man gesagt, es säßen nur zwei von ihnen in der Maschine.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Es stand in einer Geheimdienstmeldung, die wir von diesem Herrn hier bekommen haben.«
    »Das stimmt, Mr. Diamond«, warf der Araber ein. »Unsere Agenten …«
    Aber Diamond hatte die Augen geschlossen und schüttelte den Kopf. »Starr? Wollen Sie mir erzählen, dass Sie aufgrund von Informationen aus arabischen Quellen eine Aktion angesetzt haben?«
    »Nun ja, wir … Jawohl, Sir.« Starrs Stimme war kaum noch vernehmlich. So gesehen war das Ganze wirklich eine Dummheit. Es war, als überlasse jemand den Italienern die Organisation seiner Politik oder den Briten die Handhabung seiner Wirtschaftsbeziehungen.
    »Ich finde«, meldete sich der Deputy, »wenn wir aufgrund unzulänglicher Informationen Ihrer arabischen Freunde einen Fehler gemacht haben, müssen die einen beträchtlichen Teil der Verantwortung dafür übernehmen.«
    »Sie irren sich«, erwiderte Diamond. »Aber an diesen Zustand haben Sie sich vermutlich schon gewöhnt. Die Araber brauchen gar nichts zu tun. Die haben das Öl.«
    Der arabische Vertreter nickte lächelnd. »Genau die Ansicht meines Onkels und Präsidenten, der oft genug gesagt hat, dass …«
    »Na schön.« Diamond erhob sich. »Sie drei halten sich zur Verfügung. Ich werde Sie in einer knappen Stunde rufen lassen. Es kommen gerade Hintergrundinformationen herein. Möglicherweise kann ich Ihren Patzer wieder ausbügeln.« Dicht gefolgt von Miss Swivven schritt er den Mittelgang hinauf.
    Der Deputy räusperte sich, als wolle er etwas sagen, entschied dann aber, dass Schweigen eine wirksamere Demonstration der Stärke war. Er fixierte Starr mit einem langen Blick, verabschiedete sich von dem Araber und verließ den Vorführraum.
    »Na, Kumpel«, sagte Starr und stemmte sich aus dem Sessel hoch, »ich glaube, wir holen uns was zu essen, solange uns noch Zeit dazu bleibt. Sieht aus, als wäre die Kacke schon wieder am Dampfen.«
    Der Araber nickte kichernd.
    Eine Zeit lang wurde der Zuschauerraum von dem erstarrten Bild Hannah Sterns beherrscht, das von der Leinwand herablächelte. Als der Vorführer den Film ablaufen lassen wollte, blieb das Band stecken. Eine Amöbe aus braunem, blasenwerfendem Grind verbreitete sich über das junge Mädchen und verschlang es.
    ETCHEBAR
    Hannah Stern saß unter der Arkade, die den Marktplatz von Tardets umgab, an einem Cafétischchen. Stumpf starrte sie auf den dicken, körnigen Kaffeesatz in ihrer Tasse. Das Sonnenlicht lag grell auf den weißen Gebäuden rund um den Platz; die Schatten unter den Arkaden waren schwarz und kühl. Aus dem Innern des Cafés hinter ihr kamen die Stimmen vier alter Basken, die dort mousse spielten, eine endlose Litanei von bai … passo … passo … alla Jainkoa! … passo … alla Jainkoa … wobei dieser letzte Ausdruck alle erdenklichen Variationen von Nachdruck und Betonung durchlief, während die Spieler blufften, signalisierten, mogelten und Gott zum Zeugen dafür anriefen, dass sie nur Mist in der Hand hielten, oder IHN baten, diesen Schafskopf von Partner zu strafen, mit dem ER sie geschlagen hatte.
    Während der letzten sieben Stunden hatte sich Hannah abwechselnd durch eine alptraumhafte Wirklichkeit gequält und sich von eskapistischen Fantasien treiben lassen, hin und her gezerrt zwischen Desorientierung und einem immer wiederkehrenden Schwindelgefühl. Der emotionale Schock hatte sie benommen gemacht, eine geistige Leere in ihr erzeugt. Doch jetzt, da sie unsicher am Rand eines Nervenzusammenbruchs balancierte, empfand sie eine unendliche Ruhe, ja sogar ein bisschen Müdigkeit.
    Das Wirkliche, das Unwirkliche; das Wichtige, das Unbedeutende; die Gegenwart, das Vergangene; die Kühle der Arkaden, die flimmernde Hitze des leeren Platzes; die

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