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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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voll Gewalt und Angst zurückzumüssen. Und diese Angst ist ein beträchtlicher Faktor meines Ärgers über Sie. Denn meine Arbeit birgt stets ein gewisses Quantum Risiko. Und ganz gleich, wie gut man ausgebildet ist, wie vorsichtig, wie kaltblütig – die Chancen, dass man hätte scheitern können, summieren sich im Lauf der Jahre; und dann kommt eine Zeit, da Pech und Risiko schwer in die Waagschale fallen. Nicht, dass ich bei meiner Arbeit Glück gehabt hätte – ich misstraue dem Glück –, aber ich bin auch nie sehr vom Pech verfolgt worden. Daher wartet ein gerüttelt Maß an Unglück auf mich. Ich habe häufig die Münze geworfen, und immer lag der Kopf oben. Also warten ungefähr zwanzig Jahre Adler auf ihre Chance. Aber egal! Was ich Ihnen erklären wollte, war der Grund für meine Unhöflichkeit Ihnen gegenüber. Es geschah hauptsächlich aus Angst. Und aus Verärgerung. Inzwischen hatte ich Zeit zum Nachdenken. Und ich glaube, ich weiß, was ich zu tun habe. Zum Glück ist die richtige Handlungsweise in diesem Fall zugleich auch die sicherste.«
    »Heißt das, dass Sie mir nicht helfen wollen?«
    »Im Gegenteil. Ich werde Ihnen helfen, indem ich Sie nach Hause schicke. Meine Schuld Ihrem Onkel gegenüber erstreckt sich zwar auf Sie, da er Sie zu mir geschickt hat; aber sie erstreckt sich nicht auf irgendeine abstrakte Vorstellung von Rache oder auf eine Organisation, der Sie angehören.«
    Sie blickte stirnrunzelnd weg, zu den Bergen hinüber. »Diese Auffassung Ihrer Verpflichtung meinem Onkel gegenüber ist äußerst bequem für Sie selbst.«
    »Wie sich herausgestellt hat, ja.«
    »Aber … mein Onkel hat der Jagd nach diesen Killern seine letzten Lebensjahre gewidmet, und wenn ich jetzt nichts unternehme, wäre das alles umsonst gewesen.«
    »Sie können gar nichts unternehmen. Ihnen fehlt die Ausbildung, die Erfahrung, die Organisation. Sie hatten ja nicht mal einen Plan, der diesen Namen verdient hätte.«
    »Hatten wir doch!«
    Er lächelte. »Nun gut. Betrachten wir einmal Ihren Plan. Sie sagten, die Leute des Schwarzen September wollten eine Maschine von Heathrow entführen. Ihre Gruppe sollte vermutlich im Augenblick der Entführung zuschlagen. Hätten Sie sie im Flugzeug überfallen oder ehe sie an Bord gingen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Nach Onkel Asas Tod war Avrim der Anführer. Er hat uns nicht mehr gesagt, als er für unerlässlich hielt – für den Fall, dass einer von uns gefangen genommen würde oder dergleichen. Aber ich glaube nicht, dass wir sie in der Maschine angreifen wollten. Ich glaube, wir hätten sie auf dem Flugsteig exekutiert.«
    »Und wann sollte der Überfall stattfinden?«
    »Am Morgen des Siebzehnten.«
    »Bis dahin sind es noch sechs Tage. Warum wollten Sie dann so früh nach London? Warum sich sechs Tage lang exponieren?«
    »Wir wollten ja gar nicht nach London. Wir wollten hierher, zu Ihnen. Onkel Asa wusste genau, dass wir ohne ihn nicht viel Aussicht auf Erfolg hatten. Er hatte gehofft, er würde durchhalten, um uns begleiten und führen zu können. Das Ende kam zu schnell für ihn.«
    »Dann hat er Sie hierhergeschickt? Das glaube ich nicht.«
    »Er hat uns nicht direkt hergeschickt. Er hat nur mehrmals von Ihnen gesprochen. Er sagte, falls wir in Schwierigkeiten gerieten, könnten wir Sie aufsuchen, und Sie würden uns helfen.«
    »Sicher hat er gemeint, dass ich Ihnen nach dem Überfall bei der Flucht helfen würde.«
    Sie zuckte die Achseln.
    Er seufzte. »Dann wollten Sie also zu dritt bei Ihren IRA -Kontaktleuten in London die Waffen abholen, sich sechs Tage lang in der Stadt rumtreiben, ein Taxi nach Heathrow nehmen, in die Flughalle stürmen, die Zielpersonen im Warteraum ausmachen und sie abknallen. War das Ihr Plan?«
    Ihre Kinnmuskeln spannten sich; sie wandte den Blick ab. So formuliert, klang es tatsächlich ziemlich dumm.
    »Und damit, Miss Stern, stellt sich trotz Ihres Abscheus und Ihres Entsetzens über den Zwischenfall in Rom heraus, dass Sie genau die gleiche blutige Gewalttat planten – eine blindwütige Schießerei auf einem überfüllten Flugsteig. Tote Kinder, erschossene alte Frauen, herumfliegende Fleischfetzen, während die überzeugten jungen Revolutionäre sich mit blitzenden Augen und wehenden Haaren ihren Weg in die Geschichte freischießen. War es das, was Sie geplant hatten?«
    »Wenn Sie damit sagen wollen, dass wir nicht anders sind als diese Killer, die die Sportler in München ermordet oder

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