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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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meine Kameraden in Rom erschossen haben …«
    »Der Unterschied liegt auf der Hand. Das waren gut organisierte Profis.« Er unterbrach sich. »Verzeihen Sie. Sagen Sie mir bitte Folgendes: Was für Hilfsquellen hatten Sie?«
    »Hilfsquellen?«
    »Ja. Abgesehen von Ihren IRA -Kontakten – und ich glaube, die können wir unbesorgt vergessen –, auf was für Ressourcen stützten Sie sich? Waren die Burschen, die in Rom starben, gut ausgebildet?«
    »Avrim, ja. Chaim hatte, glaube ich, bis dahin noch nie mit solchen Dingen zu tun gehabt.«
    »Und Geld?«
    »Geld? Nun, wir hofften, Sie würden uns etwas geben. Viel brauchten wir ja nicht. Wir dachten, dass wir ein paar Tage hierbleiben könnten, mit Ihnen reden, uns Rat und Anweisungen holen. Dann wollten wir direkt nach London fliegen und dort am Tag vor dem Unternehmen eintreffen. Was wir brauchten, war nur das Geld für den Flug und ein bisschen was für Extraausgaben.«
    Hel schloss die Augen. »Sie armes, dummes, todbringendes Mädchen! Wenn ich so etwas ausführen wollte wie das, was ihr im Sinn hattet, würde das zwischen hundert- und hundertfünfzigtausend Dollar kosten. Ganz abgesehen von meinem Honorar. Das wären nur die Kosten für das Arrangement. Es ist teuer, hineinzukommen, und es ist häufig noch teurer, wieder herauszukommen. Ihr Onkel hätte das wissen müssen.« Er blickte zum Horizont hinauf. »So langsam gerate ich zu der Auffassung, dass er einen Selbstmordangriff geplant hatte.«
    »Das glaube ich nicht! Er hätte uns niemals in den Tod geführt, ohne uns etwas davon zu sagen!«
    »Er wollte Sie vermutlich gar nicht nach vorn schicken. Er wollte euch drei Kinder wohl nur als Rückendeckung benutzen und hoffte, das Unternehmen selbst ausführen zu können, so dass ihr in der allgemeinen Verwirrung entkommen könntet. Und außerdem …«
    »Was, außerdem?«
    »Nun, wir dürfen nicht vergessen, dass er wegen seiner starken Schmerzen schon ziemlich lange Medikamente nahm. Wer weiß denn, was er sich gedacht hat? Wer weiß denn, wie viel ihm zuletzt überhaupt noch von seiner Denkfähigkeit geblieben war?«
    Sie zog ein Knie an die Brust, umschlang es mit den Armen, und wieder wurden ihre roten Schamhaare sichtbar. Sie presste die Lippen auf ihr Knie und starrte darüber hinweg in den Garten hinaus. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Hel betrachtete sie durch halb geschlossene Lider. Armes verirrtes Küken! Suchte Sinn und Aufregung im Leben, während ihre Kultur und Herkunft sie dazu verdammten, einen Kaufmann zu heiraten und mit ihm Werbemanager in die Welt zu setzen. Sie war verängstigt und unsicher und doch immer noch nicht ganz bereit, ihre Liebelei mit Gefahr und Bedeutung aufzugeben und zu einem Leben der Ordnung und des Besitzes zurückzukehren. »Es bleibt Ihnen wirklich kaum eine Wahl. Sie müssen nach Hause. Es wird mir eine Freude sein, Ihnen das Ticket zu bezahlen.«
    »Ausgeschlossen!«
    »Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben.«
    Sekundenlang lutschte sie an ihrem Knie. »Mr. Hel – darf ich Sie Nikolai nennen?«
    »Auf gar keinen Fall!«
    »Mr. Hel, Sie wollen mir klarmachen, dass Sie mir nicht helfen werden. Stimmt’s?«
    »Ich helfe Ihnen, indem ich Ihnen zur Heimkehr rate.«
    »Und wenn ich mich weigere? Wenn ich auf eigene Faust weitermache?«
    »Sie würden scheitern – und mit ziemlicher Sicherheit umkommen.«
    »Das weiß ich. Die Frage ist, könnten Sie zulassen, dass ich es allein versuche? Würde Ihr Schuldgefühl meinem Onkel gegenüber das gestatten?«
    »Sie bluffen.«
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Hel wandte den Blick ab. Durchaus möglich, dass dieses bourgeoise Frätzchen durchtrieben genug war, ihn in ihre Sache mit hineinzuziehen, oder ihn wenigstens zwang zu entscheiden, wie weit Loyalität und Ehrgefühl bei ihm gingen. Er bereitete sich darauf vor, sie und sich selbst zu testen, als er spürte, dass sich jemand näherte. Er fühlte, dass es nur Pierre sein konnte, und als er sich umdrehte, sah er auch wirklich den Gärtner vom Schloss her auf sie zuschlurfen.
    »Guten Tag, M’sieur, M’selle. Muss ein angenehmes Leben sein, wenn man Zeit hat, sich zu sonnen.« Er zog einen gefalteten Zettel aus der Tasche seines blauen Arbeitskittels und überreichte ihn Hel mit feierlichem Ernst; dann erklärte er, dass er sich nicht aufhalten könnte, weil es tausend Dinge zu tun gäbe, und trottete in Richtung seines Torhäuschens davon, denn es war Zeit, den Tag durch ein weiteres Glas erträglicher zu

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