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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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der Muttergesellschaft, wie? Dann darf ich wohl annehmen, dass Sie durch Ihren Computer bereits eine ganze Menge Informationen über mich bekommen haben. Deswegen müssen Sie mir schon noch ein bisschen Zeit lassen, damit ich mit Ihnen gleichziehen kann.«
    Diamond nahm sein Glas, wanderte damit im Zimmer umher und betrachtete die ungewöhnlichen Waffen in ihren Gestellen und auf den Regalen an der Wand. Einige von ihnen kannte er: die Nervengasröhre, druckluftgetriebene Glassplitterprojektoren, Trockeneisgewehre und so fort. Andere dagegen waren ihm fremd: einfache Metallscheiben, ein Apparat, der aus zwei kurzen Hickorystäben, verbunden mit einem Metallstück, bestand, ein winziger Kegel, gearbeitet wie ein Fingerhut, der in eine nadelscharfe Spitze auslief. Auf dem Tisch neben der Armagnac-Flasche entdeckte er eine kleine französische Automatic.
    »Eine recht gewöhnliche Waffe inmitten all dieser Exotika«, bemerkte er.
    Hel blickte von der Karteikarte auf, die er gerade studierte. »Ach ja, ich habe sie auch gesehen, als wir hereinkamen. Die ist nicht von mir. Sie gehört Ihrem Begleiter, diesem ungehobelten Cowboy aus Texas. Ich dachte, er würde sich ohne Waffe wohler fühlen.«
    »Sie sind ein sehr fürsorglicher Gastgeber!«
    »Vielen Dank.« Hel legte die Karte, die er gerade gelesen hatte, beiseite und zog eine andere Schublade auf, um unter dem nächsten Stichwort weiterzusuchen. »Diese Automatic ist übrigens sehr aufschlussreich. Offenbar hatten Sie beschlossen, wegen der lästigen Durchsuchung auf den Flughäfen unbewaffnet zu reisen. Ihr Mann bekam die Waffe erst, als Sie hier gelandet waren. Ihr Fabrikat verrät mir, dass nur die französische Polizei Ihnen dazu verholfen haben kann. Und das bedeutet, dass Sie die französischen Behörden in der Tasche haben.«
    Diamond zuckte die Achseln. »Frankreich braucht eben auch Öl. Genau wie jede andere Industrienation.«
    » Ja. Ici on n’a pas d’huile, mais on a des idées. «
    »Und das heißt?«
    »Eigentlich gar nichts. Ein Werbespruch der innenpolitischen Propaganda hier. Also wie ich sehe, war der Major Diamond aus Tokio Ihr Bruder. Das ist interessant – wenn auch nicht allzu sehr.« Nun, da er darauf achtete, bemerkte Hel eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden: das schmale Gesicht, die stechenden schwarzen engstehenden Augen, die sichelförmige Nase, die schmale Ober- und die schwere blutleere Unterlippe, eine gewisse Gespanntheit im Ausdruck.
    »Ich dachte, Sie hätten das sofort erraten, als Sie meinen Namen hörten.«
    »Ach, im Grunde hatte ich ihn fast vergessen. Schließlich war unsere Rechnung beglichen. Dann arbeiten Sie also in der Frühpensionierungsabteilung der Muttergesellschaft, wie? Das passt wahrhaftig zur Karriere Ihres Bruders.«
    Vor einigen Jahren hatte die Muttergesellschaft entdeckt, dass ihre Direktoren nach dem fünfzigsten Lebensjahr merklich an Produktivität nachließen – und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da die Gesellschaft ihnen die höchsten Gehälter bezahlte. Das Problem wurde Fat Boy unterbreitet, der eine Lösung in Gestalt der Frühpensionierungsabteilung fand, die das unerwartete Hinscheiden eines unauffälligen Prozentsatzes dieser Herren organisierte, was gewöhnlich im Urlaub und meist aufgrund eines scheinbaren Schlaganfalls oder Herzinfarkts bewerkstelligt wurde. Die Summen, die die Muttergesellschaft damit einsparte, waren beträchtlich. Bevor Diamond zum Kontrolleur der Muttergesellschaft über CIA und NSA avancierte, war er der Leiter dieser Abteilung gewesen.
    »… und so scheint es, dass beide, Sie und Ihr Bruder, eine Möglichkeit gefunden haben, ihren angeborenen Sadismus mit den Bequemlichkeiten und Vorteilen der Arbeit für eine Großorganisation zu vereinbaren, er bei Armee und CIA , Sie bei den Ölkonzernen. Sie sind beide Produkte des amerikanischen Traums, des merkantilen Irrglaubens. Nichts weiter als gescheite junge Männer, die um jeden Preis weiterkommen wollen.«
    »Aber wenigstens ist keiner von uns zum gedungenen Mörder geworden.«
    »Unsinn! Jeder, der für eine Firma arbeitet, die Luft und Wasser verschmutzt und vergiftet und Bodenschätze ausbeutet, ist ein Mörder. Die Tatsache, dass Sie und Ihr unbeweinter Bruder aus dem institutionellen und patriotischen Hinterhalt morden, befreit Sie nicht von dem Vorwurf, Mörder zu sein. Es bedeutet lediglich, dass Sie beide Feiglinge sind.«
    »Glauben Sie, ein Feigling würde sich so in die Höhle des Löwen wagen, wie ich es

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