Shibumi: Thriller (German Edition)
recht. Ein Teil dieses Besitzes liegt in Boyle County, der Rest in Custer County. Wenn Sie sich an die Countyverwaltungen wenden, werden Sie erfahren, dass es keinerlei Unterlagen über den Erwerb dieses Grundstücks durch Sie gibt. Im Gegenteil, die Akten beweisen, dass das fragliche Land schon seit vielen Jahren einer der Muttergesellschaft angegliederten Organisation gehört. Es gibt dort ein bisschen Kohle, die man im Tagebau abräumen kann.«
»Wollen Sie andeuten, dass man mir das Land zurückgeben wird, wenn ich mich kooperativ verhalte?«
»Keineswegs. Dieses Land, der größte Teil Ihrer Altersversorgung, ist Ihnen zur Strafe dafür genommen worden, dass Sie es überhaupt wagen, sich in die Angelegenheiten der Muttergesellschaft einzumischen.«
»Darf ich annehmen, dass diese Strafe auf Ihre persönliche Initiative zurückgeht?«
Diamond legte den Kopf auf die Seite. »Ich hatte das Vergnügen, sie auszutüfteln.«
»Sie sind ein bösartiges, kleines Schwein. Wollen Sie andeuten, dass man das Land schonen und die Kohle nicht abbauen wird, wenn ich mich aus der Londoner Affäre heraushalte?«
Diamond schob die Unterlippe vor. »Tja, also, ich fürchte, eine solche Zusage kann ich nicht machen. Amerika braucht all seine natürlichen Energiequellen, um von Importen unabhängig zu werden.« Er lächelte über diese Nachäfferei abgedroschener Parteischlagworte. »Und außerdem: Schönheit kann man nicht auf die Bank tragen.« Er genoss seinen Triumph.
»Dann verstehe ich nicht, was das soll, Diamond. Wenn Sie mir das Land wegnehmen und zerstören, was immer ich auch tue – welches Druckmittel bleibt Ihnen dann noch, um meine Handlungsweise zu beeinflussen?«
»Wie gesagt, die Wegnahme Ihres Grundbesitzes ist nur ein Warnschuss vor den Bug. Und eine Strafe.«
»Ich verstehe. Eine ganz persönliche Strafe. Von Ihnen. Für Ihren Bruder?«
»Ganz recht.«
»Er hatte den Tod verdient, das wissen Sie. Man hat mich drei Tage lang gefoltert. Selbst jetzt, nach all diesen Operationen, ist mein Gesicht noch nicht wieder voll beweglich.«
»Er war mein Bruder! Und jetzt betrachten wir mal die übrigen Sanktionen, die Ihnen drohen, falls Sie nicht zur Zusammenarbeit bereit sind. Unter der Rubrik KL 443, Codenummer 45-389-75, hatten Sie schätzungsweise anderthalb Millionen Dollar in Gold auf der Bundesbank in Zürich liegen. Das war beinahe der gesamte Rest des Vermögens, mit dem Sie sich zur Ruhe setzen wollten. Bitte, beachten Sie wiederum das Tempus.«
Hel schwieg einen Moment. »Auch die Schweizer brauchen Öl.«
»Auch die Schweizer brauchen Öl«, echote Diamond. »Das Geld wird sieben Tage nach der erfolgreichen Flugzeugentführung durch die Septembristen wieder auf Ihrem Konto erscheinen. Sie sehen also, statt ihre Pläne zu vereiteln und sie gar zu töten, wäre es weit günstiger für Sie, alles zu tun, was in Ihrer Macht steht, um sicherzustellen, dass die Palästinenser Erfolg haben.«
»Und mein Geld in der Schweiz dient außerdem Ihnen als ganz persönlicher Schutz, wie?«
»Genau. Sollte mir oder meinen Begleitern etwas zustoßen, solange wir Ihre Gäste sind, wird dieses Geld spurlos verschwinden – aufgrund eines simplen Buchungsfehlers.«
Hel trat an die Schiebetür, die in seinen japanischen Garten hinausführte. Der Regen war da, er trommelte auf den Kies und ließ die Spitzen der schwarz-silbrig glänzenden Blätter vibrieren. »Ist das alles?«
»Noch nicht ganz. Wir sind uns darüber im Klaren, dass Sie wahrscheinlich noch einige Hunderttausend hier und da als Notgroschen deponiert haben. Eine Persönlichkeitsanalyse, die Fat Boy von Ihnen gemacht hat, bestätigte uns, es sei durchaus möglich, dass Sie Empfindungen wie Loyalität einem verstorbenen Freund und seiner Nichte gegenüber allen Erwägungen Ihres persönlichen Vorteils voranstellen würden. Resultat selektiver Fortpflanzung und der Unterweisung in japanischen Ehrbegriffen, nicht wahr? Auf diesen törichten Schachzug sind wir ebenfalls vorbereitet. Zunächst einmal ist für MI -5 und MI -6 Alarmstufe I gegeben worden; sie werden Ausschau nach Ihnen halten und Sie verhaften, sobald Sie den Fuß auf englischen Boden setzen. Zu ihrer Unterstützung sind die französischen Organe für innere Sicherheit angewiesen, dafür zu sorgen, dass Sie Ihre unmittelbare Umgebung nicht verlassen. Ihre Personenbeschreibung hängt überall aus. Sobald man Sie außerhalb Ihres eigenen Dorfes entdeckt, wird ohne Warnung auf Sie geschossen.
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