Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
Vom Netzwerk:
kaugummikauenden Papiermachépüppchen, junge Leute, die ›zu sich selbst finden‹ wollen, oder – und das sind die Allerschlimmsten – akademische Kulis, denen es immer wieder gelingt, die zuständigen Gremien davon zu überzeugen, dass es der Welt besser erginge, ließe man sie mit einem saftigen Stipendium auf Europa los. Manchmal habe ich den Eindruck, Amerikas Hauptexportartikel sind zerstreute Professoren auf Bildungsurlaub. Stimmt es eigentlich, dass jeder Amerikaner über fünfundzwanzig einen Doktortitel hat?« Le Cagot hielt die Zügel fest in der Hand, und nun begann er mit einer seiner Abenteuergeschichten, die sich, wie all seine Erzählungen, auf ein tatsächliches Erlebnis stützte, aber von ihm mit zahlreichen Ausschmückungen versehen wurde, um der eher langweiligen Wahrheit die nötige Würze zu geben. Überzeugt, dass Le Cagot die Situation noch eine ganze Weile unter Kontrolle behalten würde, ließ Hel sein Gesicht zu einer höflich-belustigten Miene erstarren und begann in Gedanken jene Züge zu erwägen und zu ordnen, mit denen er nach dem Dinner das Spiel eröffnen wollte.
    Le Cagot hatte sich wieder an Diamond gewandt. »Ich werde für Sie mal ein bisschen Licht in die Geschichte bringen, amerikanischer Gast meines Freundes. Ein jeder weiß, dass Basken und Faschisten seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte Gegner sind. Aber nur wenige kennen den wirklichen Grund für diese uralte Feindschaft. Es war eigentlich unsere Schuld, muss ich gestehen. Vor vielen Jahren hörten die Basken nämlich auf, einfach an den Straßenrand zu scheißen, und damit entzogen wir der Falange ihre Hauptnahrungsquelle. Das ist die hochheilige Wahrheit, das schwöre ich bei Methusalems gerunzelten …«
    »Beñat?«, wurde er von Hana unterbrochen, die mit einem Kopfnicken auf das junge Mädchen wies.
    »… bei Methusalems gerunzelten Brauen. Was ist los mit dir, Hana?«, fragte er, und seine Augen waren vor gekränkter Unschuld feucht. »Glaubst du vielleicht, ich hätte meine Manieren vergessen?«
    Hel schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Mr. Diamond und ich haben etwas Geschäftliches zu besprechen. Ich schlage vor, dass ihr den Cognac auf der Terrasse nehmt – bevor das Gewitter losbricht.«
    Als sie aus der großen Halle in den japanischen Garten hinaustraten, ergriff Hel Diamond beim Arm. »Gestatten Sie mir, Sie zu führen. Ich habe vergessen, eine Laterne mitzunehmen.«
    »Ach? Ich bin natürlich über Ihren legendären Proximitätssinn informiert, aber ich wusste nicht, dass Sie auch im Dunkeln sehen können.«
    »Kann ich auch nicht. Aber wir befinden uns auf meinem eigenen Grund und Boden. Vielleicht darf ich Ihnen raten, das nicht zu vergessen.«
    Im Waffenraum entzündete Hel zwei Spirituslampen und winkte Diamond zu einem niedrigen Tischchen, auf dem eine Flasche und Gläser standen. »Bedienen Sie sich. Ich komme gleich wieder.« Er trug eine Lampe zu einem Bücherschrank, in dem Kästen mit zahllosen Karteikarten standen, insgesamt ungefähr zweihunderttausend. »Darf ich annehmen, dass Diamond Ihr richtiger Name ist?«
    »Sie dürfen.«
    Hel suchte nach der entsprechenden Schlüsselkarte, auf der sämtliche Querverweise zu Diamond vermerkt waren. »Und Ihr Vorname?«
    »Jack O.« Diamond musste lächeln, als er Hels primitive Kartothek in Gedanken mit seinem eigenen, hochentwickelten Informationssystem Fat Boy verglich. »Ich sah keine Veranlassung, einen Decknamen zu benutzen, da ich annahm, die Ähnlichkeit zwischen mir und meinem Bruder würde Ihnen ohnehin nicht entgehen.«
    »Ihr Bruder?«
    »Erinnern Sie sich nicht an ihn?«
    »Nicht so ohne weiteres.« Leise vor sich hin murmelnd, blätterte Hel einen Karteikasten durch. Da seine Kartei in sechs Sprachen abgefasst war, hatte er die Stichwörter phonetisch geordnet. »D. DA , D-Ai, D- AI -M … Ah, da haben wir’s ja! Diamond, Jack O. Nehmen Sie sich einen Drink, Mr. Diamond. Mein Ordnungssystem ist ein wenig umständlich, und seit ich mich zur Ruhe gesetzt habe, hatte ich wenig Übung in seiner Benutzung.«
    Diamond war überrascht, dass Hel sich überhaupt nicht an seinen Bruder erinnerte. Um seine momentane Verwirrung zu kaschieren, griff er zur Flasche und studierte das Etikett. »Armagnac?«
    »Hm-m-m.« Hel prägte sich einen Querverweis ein und suchte nach der entsprechenden Karte. »Wir sind hier ganz in der Nähe des Armagnac-Gebietes. Sie werden diesen hier sehr alt und sehr gut finden. Aha, Sie stehen also im Dienste

Weitere Kostenlose Bücher